Ihr wollt euch ein wenig nach Italien träumen? Dann unternehmt einen Ausflug an den Berliner Stadtrand, wo sich das viel zu wenig beachtete Schloss Glienicke mit seinen verspielten Nebengebäuden und dem Park herrlich an die Havel schmiegt. Obwohl das Ensemble von der UNESCO als Welterbe geschützt wird, müsst ihr hier keine Besuchermassen fürchten - die perfekte mediterrane Auszeit und damit ein klarer Geheimtipp bei einer Berlin-Reise! Lohnt sich der Besuch von Schloss Glienicke in Berlin?

Im äußersten Südwesten der Hauptstadt bilden Park und Schloss Glienicke ein wunderschönes Ausflugsziel, das nur wenige auf dem Schirm haben. Formal gehört es zum Ortsteil Wannsee des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, wird aber oftmals eher mit Potsdam und der dortigen Schlösserlandschaft assoziiert. Tatsächlich könnt ihr nur wenige Schritte entfernt die berühmte Glienicker Brücke überqueren und befindet euch dann in der brandenburgischen Landeshauptstadt. Ein Besuch lohnt aber nicht nur wegen der verträumten Einsamkeit hier an der Havel, es sind vor allem auch das südländische Flair und die vielen liebevollen Details der Bauwerke, die hier so faszinieren. Prinz Carl von Preußen (1801 - 1883) galt als leidenschaftlicher Kunstsammler, der gern reiste. Besonders Italien hatte es ihm angetan und er beschloss, sich ein Stück Südeuropa in seine Heimat zu holen. Er erwarb 1824 das Landgut Glienicke und holte sich mit dem preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel und dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné die wohl größten Koryphäen der Zeit auf ihrem Gebiet für das Projekt an Bord. Mit dem heute noch zu bewundernden Ergebnis: ein klassizistisches Ensemble, das eine kleine Zeitreise in die Antike erlaubt.

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Fototipp: Ein wunderbares Motiv findet ihr mit dem Casino, wenn ihr um den Park herumgeht und es von außen am Havelufer ablichtet.

Anreise zum Schloss Glienicke in Berlin

Schloss Glienicke erreicht ihr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln per Bus. Die Linie 316 mit der Haltestelle „Schloss Glienicke" verkehrt meist alle halbe Stunde, zusteigen könnt ihr am S-Bahnhof Wannsee, der von zahlreichen S-Bahnen, Regios und Bussen angefahren wird.

Solltet ihr mal etwas länger warten müssen, dann verlasst unbedingt die hektische Bushaltestelle - mit nur wenigen Schritten seid ihr schon direkt am Fähranleger mit Blick über den Wannsee. Wer mit dem Pkw anreist, findet direkt an der Königstraße, der B1, öffentliche Parkflächen.

Durch das Greifentor zum Schloss Glienicke

Bei meinem ersten Besuch war ich schon direkt beim Durchschreiten des Greifentores mit den zwei goldenen Fabelwesen komplett verzückt. Und so auch von einem kleinen Gebäude mit seinen steinernen, antik anmutenden Frauenstatuen. Es bot genau den Anblick, den ich erwartet hatte und ich knipste erst mal wild drauflos. Doch das Pförtnerhäuschen gehört tatsächlich gar nicht zu den Highlights - davon gibt es hier gleich etliche!

Herzstück der Anlage bildet das ehemalige Gutshaus, das in den Jahren 1825 bis 1827 zu einer wunderschönen klassizistischen Villa umgebaut wurde. Schinkel übernahm dabei auch die Innengestaltung. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie die preußischen Adligen damals hier gelebt haben, der kann an einer der regelmäßigen Führungen teilnehmen.

Dabei erfahrt ihr nicht nur viel zur Geschichte von Glienicke und der Familie Carls, sondern auch zu den Einrichtungsgegenständen, die zum Teil Originale sind. Mich begeisterten vor allem die kräftigen Farben. Die Tour dauert etwa eine Stunde.

Antike Sammelstücke im Innenhof von Schloss Glienicke

Die Fassaden im Innenhof mit seinen berankten Laubengängen von Schloss Glienicke zieren übrigens unzählige antike Fragmente, die der Sammler von Reisen nach Troja oder Karthago mitgebracht hat. Es gab damals wohl einen offiziellen Kunstmarkt für solche Altertümer - heute natürlich undenkbar.

Seine Frau Marie hat wohl versucht, seine Sammellust ein bisschen zu bremsen, war - wie mir scheint - aber nicht sehr erfolgreich dabei. Durch einen Hinterausgang gelangt ihr in den idyllischen Schlosspark, wo euch beim Spazieren noch viele weitere architektonische Kleinode erwarten.

Schlosspark und Casino am Schloss Glienicke

Hobbyfotografen finden hier auf Schritt und Tritt neue Motive! Das Stibadium mit seiner kunstvollen Decke lädt ebenso zum Knipsen ein wie der Löwenbrunnen mit seiner Fontäne oder die Aussichtspavillons „Große und Kleine Neugierde". Ein echter Blickfang ist außerdem der ziemlich verwittert wirkende Klosterhof mit seinen Mosaiken.

Zumindest mein persönliches Highlight ist das Casino, das vor seiner Umgestaltung ein Billardhaus war. Das ebenfalls klassizistische Bauwerk ist etwas weniger verspielt als das Hauptgebäude, hat aber schöne bewachsene Säulengänge und exotische Pflanzen in riesigen verzierten Steintöpfen zu bieten. Und natürlich: Es punktet mit Blick aufs Wasser. Setzt euch unbedingt auf eine Mauer und lasst die traumhafte Kulisse hier an der Havel auf euch wirken! Das soll Berlin sein?

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Fazit

Für mich persönlich eines der besten Ausflugsziele Berlin für alle, die fernab vom Großstadttrubel Erholung und Sightseeing verbinden wollen. Vergleichbar sonst nur mit der Pfaueninsel. Und obwohl UNESCO-Welterbestätten ja bei Touristen eigentlich oft ganz oben auf der To-do-Liste stehen, habe ich es hier noch nie voll erlebt. Ich denke, dass es einfach zu weit „außerhalb" liegt. Ab 2024 kann das Schloss Glienicke übrigens wegen Sparmaßnahmen nicht mehr besichtigt werden, aber auch von außen ist das Ensemble wirklich einen Ausflug wert. Wer danach noch Lust hat, kann in etwa 15 Minuten vorbei am Jagdschloss Glienicke bis zum Schloss Babelsberg in Potsdam schlendern.

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