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Schloss Rheinsberg: Musenhof am Grienericksee

Fontane und Tucholsky setzten dem charmanten Ort literarische Denkmale und Friedrich der Große verbrachte in dem malerischen Anwesen glückliche Kronprinzenjahre. Und auch heute noch weiß Schloss Rheinsberg mich zu begeistern - durch seine prächtige Innenausstattung mit vielen Originalen, seiner entzückenden Lage am Grienericksee und den weitläufigen Schlosspark. Kommt mit auf einen herbstlichen Ausflug zu einer der schönsten Sehenswürdigkeiten im Norden Brandenburgs! Lohnt sich der Besuch von Schloss Rheinsberg?

Schloss Rheinsberg findet ihr in der gleichnamigen Gemeinde im nördlichen Brandenburg. Der Ort im Landkreis Ostprignitz-Ruppin liegt rund 100 Kilometer nordwestlich von Berlin und ist an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Als Ausflugsziel eignet sich das Anwesen, das den Zweiten Weltkrieg fast unbeschadet überstanden hat, für Kultur- und Architekturfans.

Neben einer Führung durch die Innenräume könnt ihr vor Ort auch das Kurt-Tucholksky-Literaturmuseum mit seinen Wechselausstellungen besichtigen oder Veranstaltungen im Schlosstheater besuchen. Daneben bieten sich auch Spaziergänge im Schlosspark mit seinen weiten Sichtachsen an, wo es einige Kleinode zu entdecken gibt.

Fototipp: Das vielleicht schönste Foto von Schloss Rheinsberg gelingt euch vom Ufer des Sees im Schlosspark aus, denn dann spiegelt sich das gelbe Bauwerk im Wasser.

Anreise zum Schloss Rheinsberg

Sollte es nicht gerade zu Sperrungen entlang der Strecke kommen (was bei meinem Besuch leider der Fall war), könnt ihr Rheinsberg von Berlin aus über zwei Direktverbindungen erreichen. Ab Berlin-Gesundbrunnen bringt euch der RB54 der Niederbarnimer Eisenbahn über Berlin-Lichtenberg und Oranienburg an euer Ziel. Oder ihr fahrt ab Berlin-Spandau mit dem DB-Regio RE 6.

Ab dem Bahnhof Rheinsberg könnt ihr den Rest der Strecke - etwas über 1 Kilometer - zu Fuß in gut 15 Minuten zurücklegen oder mit einem Bus weiter zur Haltestelle „Schloss Rheinsberg" fahren. Schneller seid ihr ab Berlin mit dem Auto am Ziel, direkt vor Ort gibt es auch Besucherparkplätze für euren Pkw.

Spaziergang durch den Schlosspark Rheinsberg

Da ich nach meiner etwas abenteuerlichen Anreise nur noch etwa 2 Stunden Sonne übrig hatte laut Wettervorhersage, entschloss ich mich, zuerst ein wenig durch den Schlosspark zu schlendern. Dort wollte ich vor allem nach tollen Fotospots suchen, um das Schloss gespiegelt im Grienericksee mit der Kamera einzufangen. Allerdings habe ich dort weit mehr entdeckt als geeignete Blickwinkel auf die einstige Residenz - man kommt dort nämlich gleich an mehreren kleineren Sehenswürdigkeiten vorbei.

Besonders fasziniert haben mich die Feldsteingrotte und der Bacchus-Tempel mit der Egeria-Figur, die eigentlich als verloren galt und 2007 zufällig in Fragmenten im Schlamm wiederentdeckt wurde. Das berankte Mauerwerk und die komplette Szenerie wirkte auf mich richtig märchenhaft. Der Rheinsberger Obelisk, der Salon oder das Heckentheater sind weitere schöne Fotomotive, die euch beim Spaziergang begegnen werden.

Über die Sphinxtreppe könnt ihr dann direkt auf das Schloss zulaufen, an dessen Stelle sich schon im Mittelalter eine Wasserburg befand. Im Jahr 1566 wurde dieses dann durch eine Renaissanceschlösschen ersetzt, das mehrfach den Besitzer wechselte, bis es 1734 an den preußischen König Friedrich Wilhelm I. verkauft wurde. Es blieb bis zu seiner Enteignung 1945 durch die sowjetische Besatzungsmacht im Besitz der Hohenzollern. Vor allem Kronprinz Friedrich - später berühmt als Friedrich der Große - und sein jüngerer Bruder Heinrich sorgten für eine lange Blütezeit.

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Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum

In einem Teil des Schlosses ist das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum untergebracht, das sich dem Leben und Werk des Autors widmet, der 1912 die Erzählung „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte" veröffentlichte. Neben zahlreichen persönlichen Dokumenten, Erstausgaben und persönlichen Gegenständen, zeigt das Museum auch den Schreibtisch des Dichters sowie seine Totenmaske.

Daneben gibt es wechselnde, thematisch passende Ausstellungen. Noch bis 21. Januar 2024 könnt ihr noch „Der Traum vom Fernhören. Literatur im Rundfunk der Weimarer Republik" sehen. Fand ich durchaus spannend, auch wenn es sich fast nur um Tafeln zum Lesen und einige Hörproben handelt.

Schlossführung auf Schloss Rheinsberg

Sein prächtiges Äußeres und Inneres verdankt das Anwesen vor allem dem späteren König Friedrich II., der das Schloss von den namhaften Architekten Kemmeter und von Knobelsdorff im Stil des Friederizianischen Rokoko erweitern und umgestalten ließ.

Als der Kronprinz nach 4 Jahren in Rheinsberg zum König wurde, übergab er Schloss Rheinsberg an seinen jüngeren Bruder Heinrich. Dieser wohnte hier 50 Jahre und hinterließ ebenfalls zahlreiche Spuren und erweiterte das Bauwerk im Stil des Frühklassizismus - auf eigene Faust besichtigen könnt ihr die Räumlichkeiten allerdings nicht, sondern müsst an einer der Führungen teilnehmen.

Ich schloss meine Taschen und Jacke in einen Spind ein und war schon ziemlich vorfreudig, da ich ein großer Fan von Schlossführungen (eigentlich sämtlicher historischer Führungen) bin. Ich ahnte aber sofort, was Sache ist, als ich die Schlossführerin in Winterjacke und mit Handschuhen und dicker Wollmütze kommen sah: die Räume werden nicht beheizt. Und bei 2 Grad Außentemperatur war es wirklich so richtig kalt.

Auch schlotternd war es trotzdem herrlich! Das Schloss hat den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden überstanden und trotz diverser Nachnutzungen, wie als Sanatorium zu DDR-Zeiten, ist vieles im Original erhalten. Etwa der wunderschöne Stuck, einige Kronleuchter und Tapeten. Auch von den Möbeln standen einige bereits im 18. Jahrhundert hier.

Meine persönlichen Höhepunkte waren der prunkvolle Spiegelsaal - auch wenn die Spiegel nicht original erhalten sind - und der wunderschöne Muschelsaal. In diesem wurde Stuck aus echten Muscheln gestaltet, die extra auf der ganzen Welt angekauft wurden. Sowas habe ich sonst bisher nirgendwo gesehen.

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Fazit

Für mich war es ein wirklich schöner Ausflug, allerdings würde ich es nicht nochmal machen, wenn die Bahn nicht regulär fährt. Es ist ansonsten schon eine ziemliche Odyssee und insgesamt über 5 Stunden unterwegs für eine Sehenswürdigkeit, na ja, das muss nicht sein.

Die Führung durch das Schloss ist aber ein Muss, wenn ihr in Rheinsberg seid. Auch wenn ich schon sehr viele Prachtbauten besichtigt habe, ich bekomme nicht genug davon und Rheinsberg hat wirklich etwas zu bieten. (An der Kasse hätte man mich aber sehr gerne über die Kälte im Schloss informieren können!). Das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum ist recht klein und eher was zum „Nebenbei mitnehmen", außer man interessiert sich zufällig ganz besonders für die momentane Wechselausstellung oder ist riesengroßer Tucholsky-Fan.

Möglicherweise war es eine Kombination aus der Streckensperrung und der Jahreszeit, aber es war komplett leer dort. Im gesamten Park bin ich 5 Menschen begegnet und bei der Führung waren wir zu dritt. Das könnte ich mir im Sommer anders vorstellen. Zwar hat der Park auch im Herbst seinen Reiz, aber die vielen Laubengänge beispielsweise wären dann sicher zauberhaft gewesen. Montags ist übrigens Ruhetag.

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