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U21-EM in Ungarn: Lukas Nmecha - einer mit Zukunft

Bei der U21-Europameisterschaft ist Lukas Nmecha einer der Schlüsselspieler der deutschen Mannschaft. Sie hoffen dort auf seine Tore. Über einen Spieler, dessen Weg zum DFB ein kurioser war.

Begonnen hatte das mit Lukas Nmecha und dem DFB mit einem Besuch von Stefan Kuntz, einem denkwürdigen Fußballspiel und mit Rühreiern. Im März 2019 war der U21-Trainer Kuntz nach England gereist, um Nmecha für eine Zukunft im deutschen Trikot zu begeistern. Da saßen sie also in Manchester zusammen, Kuntz und der noch sehr junge Nmecha, damals Spieler im Nachwuchs von Man City, und sahen zu, wie der Klub in der Champions League Schalke mit 7:0 besiegte.


Sie fachsimpelten, und irgendwann machte der Vater Nmecha Rühreier, von denen Kuntz heute noch schwärmt. Und Nmecha war beeindruckt, von Kuntz - und von dem, was der ihm über die U21 erzählte, über die Ziele und den Teamgeist. Und so kam es, dass Nmecha, geboren in Hamburg, aufgewachsen in der Region Manchester, fortan lieber nicht mehr für den Nachwuchs Englands spielen mochte. Nmecha hatte in verschiedenen Altersstufen 31 Länderspiele für England gemacht, das letzte im November 2018, als er beim 2:0 der U20 ein Tor erzielte. Der Gegner war, man ahnt es: Deutschland.


Jener Abend im März, die Fachsimpelei und die Rühreier - das also war der Anfang einer gemeinsamen Geschichte. Nmecha, 22, hat ihr gerade ein neues Kapitel hinzugefügt, es ist ein schönes.


Ein Tor wie aus einem Lehrfilm

Vor einigen Tagen mühte sich die deutsche U21 im Auftaktspiel der Europameisterschaft gegen Ungarn, sie hatte viel Ballbesitz und einige Chancen, nur ein Tor gelang ihr nicht. Dann kamen die 61. Minute und die Flanke von Ridle Baku. Nmecha machte im Strafraum zwei, drei schnelle Schritte, dann sprang er ab. Seinen Gegenspieler überragte er in diesem Moment, für den Bruchteil von Sekunden nur, um beinahe einen halben Meter. Den Ball traf Nmecha wuchtig mit der Stirn, Ungarns Torhüter Balázs Bese hatte keine Abwehrchance. Es war ein Tor, dass man so ohne Bedenken auch in einem Lehrfilm für Mittelstürmer zeigen könnte.


Und auch im zweiten Vorrundenspiel war Nmecha erfolgreich. Im Spiel gegen die Niederlande lief die 84. Minute, als der eingewechselte Jonathan Burkhardt von der rechten Seite vorlegte und Nmecha aus kurzer Distanz traf. Der Trainer Kuntz sagte: "Er hat sich bei uns als Topstürmer in der U21 etabliert." Nmecha hat sicher schon schönere Tore erzielt, dieses war eher unspektakulär, aber umso wichtig. Im dritten und letzten Spiel gegen Rumänien am Dienstag (30.03.2021) würde Deutschland schon ein Remis reichen, um die Endrunde in Slowenien zu erreichen.


Nmecha fremdelt längst nicht mehr

Als Kuntz ihn im Frühjahr 2019 für den DFB gewonnen hatte, dauerte es nur wenige Wochen, dann war Nmecha spielberechtigt. Bei der EM-Endrunde im Sommer kam er dreimal zum Einsatz, immer als Joker und nur für wenige Minuten. Es war eine Zeit, in der Nmecha noch fremdelte mit dem Fußball beim DFB - und manchmal auch mit der Sprache. Einmal sprach er über seine Rolle, und dass er sich natürlich einen Stammplatz erkämpfen wolle. Nmecha sagte: "Das ist eine good challenge for me."


Die Challenge hat Nmecha bestanden, daran wird niemand mehr zweifeln. Das Tor gegen die Niederlande war sein zehntes im 16. Spiel für die U21. Es ist eigentlich keine Frage mehr, ob Nmecha spielt - die Frage ist eher, wo der Trainer Kuntz ihn aufstellt. In beiden Vorrundenspielen beorderte Kuntz Nmecha ins Sturmzentrum, er kann es aber auch auf dem Flügel.


Nmecha - ein moderner Angreifer

Die Athletik und das Timing, man durfte das bei seinem Kopfballtor gegen Ungarn bewundern, gehören zu Nmechas Stärken, doch noch lieber mag er es, wenn der Ball am Boden bleibt. Dann sucht Nmecha mit langen Schritten den freien Raum, seine Technik ist anständig und seinen Schuss fürchten Torhüter dieser U21-EM.


Tore hat Nmecha in dieser Saison überhaupt schon einige erzielt, sechzehn alleine für seinen Arbeitgeber RSC Anderlecht. Der Klub aus Brüssel hat Nmecha für ein Jahr aus Manchester ausgeliehen - und sie waren sich dort schon nach wenigen Tagen sehr sicher, einen richtig guten Transfer getätigt zu haben. Trainer in Anderlecht ist Vincent Kompany, er war Nmecha schon in Manchester begegnet. Kompany war da noch Spieler, Kapitän der ersten Mannschaft, trainiert von Pep Guardiola. Und Nmecha war ein Nachwuchsspieler, der manchmal bei den Stars mittrainieren durfte.


Als Kompany ins Schwärmen kam

Kompany sei wie ein großer Bruder für ihn gewesen, hat Nmecha einmal gesagt. Er habe sehr von ihm profitiert. Als kürzlich Gerüchte aufkamen, dass namhafte Klubs aus England und Deutschland Nmecha sehr genau beobachteten, sagte Kompany, ihn würde das überhaupt nicht überraschen. "Er wird es noch weit bringen."


Man darf davon ausgehen, dass Nmechas Auftritte bei der U21-EM auch verbandsintern beobachtet werden. Angreifer wie Nmecha, die Tugenden eines reinen Mittelstürmers und technische Fähigkeiten vereinen, haben sie beim DFB nicht viele, das macht ihn interessant - womöglich irgendwann auch für die A-Nationalmannschaft. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Noch mehr Tore bei der EM wären da sicher eine gute Empfehlung.


Quelle: sportschau.de

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