Von Thomas Fritz
Suhl. 5,5 Kilogramm muss Tino Mohaupt auf seiner rechten Schulter halten, ein etwa 2000 Euro teurer Schießanzug stützt seinen schmalen, 1,70 Meter großen Körper und hilft, das Luftdruckgewehr der Marke Anschütz zu stabilisieren. Der 28-Jährige steht am Schießstand im Schießsportzentrum Suhl-Friedberg. Eine Kamera filmt seine Bewegungsabläufe, Sportwissenschaftler André Erlmann blickt gebannt auf seinen Laptop. Er gibt beim sogenannten Messplatztraining wichtige Hinweise, um die Handlungsabläufe bei Mohaupt zu korrigieren. "Ich spüre nach meiner späten Nominierung anders als 2008 wenig Druck", sagt Mohaupt, neben Vereinskollege Ralf Schumann (beide SSZ Suhl ) zweiter Thüringer Sportschütze im DOSB-Aufgebot. "Wenn ich das Finale schaffe, werde ich um die Medaillen mitkämpfen." Der Suhler, vor vier Jahren bei Olympia in Peking als 15. nur knapp am Finale gescheitert, rechnet sich dafür realistische Chancen aus. Die wohl benötigten 596 oder 597 Ringe hat er drauf. "Aber das haben bestimmt auch 50 andere", schränkt er zugleich ein. 60 Schuss muss er im Vorausscheid abfeuern, weitere 10 in der Runde der besten Acht. Für eine "10" gilt es stehend aus zehn Meter Entfernung in die 0,5 Millimeter breite Mitte der Zielscheibe zu treffen, die Munition hat einen Durchmesser von einem knappen halben Zentimeter. "Ich könnte einer Fliege theoretisch ein Auge wegschießen", sagt Mohaupt. Der Thüringer besticht laut Trainer Erlmann durch sehr gute Grundvoraussetzungen: geringe Körperschwankungen, annähernd deckungsgleiche Schießbewegungen und starke Pulswerte - trotz der hohen Belastung durch sein verhältnismäßig schweres Sportgerät. Aber Schießen ist auch Kopfsache. "Tino darf nicht so viel nachdenken, muss mehr auf seine saubere Technik vertrauen. Dann hat er in London gute Chancen", analysiert Erlmann. Dabei war lange offen, ob der als Spaßvogel geltende Suhler überhaupt die Reise antritt. Im August verletze sich der Blondschopf bei einem Kletterunfall schwer an der Schulter: Er brach sich das Schlüsselbein, mehrere Bänder rissen. Erst im November konnte er wieder mit dem Training beginnen, seitdem hat er geschätzte 10.000 Schuss abgefeuert. Seine zweite Olympia-Teilnahme war aber erst spät sicher - dank eines ähnlichen Nominierungskniffes wie beim Bahnradsportler Robert Förstemann.
Wackelpartie bei später Nominierung für London
"Das war eine echte Wackelpartie", meint auch Dirk Eisenberg, Präsident des Thüringer Schützenbundes (TSB). Der bescheinigt dem Amateur Mohaupt, beim TSB seit 2010 im Marketingbereich tätig, in den letzten Jahren eine "absolut positive Entwicklung". Nach drei EM-Titeln bei den Junioren (2000/2001) sei der einstige Skispringer und Biathlet in ein kleines Loch gerutscht. Spätestens durch seine nur knapp verpasste Finalteilnahme in Peking 2008 ("Mein größter Erfolg") hatte es Mohaupt wieder verlassen. Über die Jahre half ihm auch so mancher persönliche und sportliche Ratschlag vom Routinier und "Jahrhundert-Schützen" Ralf Schumann. Während dessen 30-jährige Karriere nach London womöglich endet, liebäugelt Mohaupt mit Olympia 2016 - trotz zunächst deutlich reduzierter Trainingsumfänge wegen einer neuen Stelle beim Weltschützenverband in München. Der Thüringer freut sich auf die größere sportliche Konkurrenz bei der HSG München, der größten und erfolgreichsten Schützengesellschaft Deutschlands. War er in Suhl eher Einzelkämpfer, wird er dann in der Bundesliga in einer starken Mannschaft schießen. TSB-Präsident Eisenberg ist sicher: "Das bringt Tino sportlich und persönlich weiter voran." Eine gute Platzierung in London dürfte ihm zusätzlichen Rückenwind verleihen. Rétablir l'original
Suhl. 5,5 Kilogramm muss Tino Mohaupt auf seiner rechten Schulter halten, ein etwa 2000 Euro teurer Schießanzug stützt seinen schmalen, 1,70 Meter großen Körper und hilft, das Luftdruckgewehr der Marke Anschütz zu stabilisieren. Der 28-Jährige steht am Schießstand im Schießsportzentrum Suhl-Friedberg. Eine Kamera filmt seine Bewegungsabläufe, Sportwissenschaftler André Erlmann blickt gebannt auf seinen Laptop. Er gibt beim sogenannten Messplatztraining wichtige Hinweise, um die Handlungsabläufe bei Mohaupt zu korrigieren. "Ich spüre nach meiner späten Nominierung anders als 2008 wenig Druck", sagt Mohaupt, neben Vereinskollege Ralf Schumann (beide SSZ Suhl ) zweiter Thüringer Sportschütze im DOSB-Aufgebot. "Wenn ich das Finale schaffe, werde ich um die Medaillen mitkämpfen." Der Suhler, vor vier Jahren bei Olympia in Peking als 15. nur knapp am Finale gescheitert, rechnet sich dafür realistische Chancen aus. Die wohl benötigten 596 oder 597 Ringe hat er drauf. "Aber das haben bestimmt auch 50 andere", schränkt er zugleich ein. 60 Schuss muss er im Vorausscheid abfeuern, weitere 10 in der Runde der besten Acht. Für eine "10" gilt es stehend aus zehn Meter Entfernung in die 0,5 Millimeter breite Mitte der Zielscheibe zu treffen, die Munition hat einen Durchmesser von einem knappen halben Zentimeter. "Ich könnte einer Fliege theoretisch ein Auge wegschießen", sagt Mohaupt. Der Thüringer besticht laut Trainer Erlmann durch sehr gute Grundvoraussetzungen: geringe Körperschwankungen, annähernd deckungsgleiche Schießbewegungen und starke Pulswerte - trotz der hohen Belastung durch sein verhältnismäßig schweres Sportgerät. Aber Schießen ist auch Kopfsache. "Tino darf nicht so viel nachdenken, muss mehr auf seine saubere Technik vertrauen. Dann hat er in London gute Chancen", analysiert Erlmann. Dabei war lange offen, ob der als Spaßvogel geltende Suhler überhaupt die Reise antritt. Im August verletze sich der Blondschopf bei einem Kletterunfall schwer an der Schulter: Er brach sich das Schlüsselbein, mehrere Bänder rissen. Erst im November konnte er wieder mit dem Training beginnen, seitdem hat er geschätzte 10.000 Schuss abgefeuert. Seine zweite Olympia-Teilnahme war aber erst spät sicher - dank eines ähnlichen Nominierungskniffes wie beim Bahnradsportler Robert Förstemann.
Wackelpartie bei später Nominierung für London
"Das war eine echte Wackelpartie", meint auch Dirk Eisenberg, Präsident des Thüringer Schützenbundes (TSB). Der bescheinigt dem Amateur Mohaupt, beim TSB seit 2010 im Marketingbereich tätig, in den letzten Jahren eine "absolut positive Entwicklung". Nach drei EM-Titeln bei den Junioren (2000/2001) sei der einstige Skispringer und Biathlet in ein kleines Loch gerutscht. Spätestens durch seine nur knapp verpasste Finalteilnahme in Peking 2008 ("Mein größter Erfolg") hatte es Mohaupt wieder verlassen. Über die Jahre half ihm auch so mancher persönliche und sportliche Ratschlag vom Routinier und "Jahrhundert-Schützen" Ralf Schumann. Während dessen 30-jährige Karriere nach London womöglich endet, liebäugelt Mohaupt mit Olympia 2016 - trotz zunächst deutlich reduzierter Trainingsumfänge wegen einer neuen Stelle beim Weltschützenverband in München. Der Thüringer freut sich auf die größere sportliche Konkurrenz bei der HSG München, der größten und erfolgreichsten Schützengesellschaft Deutschlands. War er in Suhl eher Einzelkämpfer, wird er dann in der Bundesliga in einer starken Mannschaft schießen. TSB-Präsident Eisenberg ist sicher: "Das bringt Tino sportlich und persönlich weiter voran." Eine gute Platzierung in London dürfte ihm zusätzlichen Rückenwind verleihen. Rétablir l'original