Gesellschaftliche und politische Dynamiken setzt der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo seit Jahrzehnten in hellsichtige und innovative Romanszenarien um. Im Gespräch lässt er sein Werk Revue passieren.
Sie haben Ihr Exemplar der amerikanischen Erstausgabe von "Spieler" mit zum Interview gebracht?Ich hatte vergessen, über welches Buch wir sprechen wollten, und musste es dann erst einmal finden. Ich habe vermutlich keinen Blick mehr hineingeworfen, seit der Roman 1977 erschienen ist, und hatte auch jetzt nicht viel Zeit, hineinzulesen. Lediglich gestern Abend und heute Morgen. Mal sehen, wie unser Gespräch läuft. Es fühlt sich etwas merkwürdig an, nach so langer Zeit der Prosa und den Ideen von damals wiederzubegegnen.
Hatten Sie beim Hineinlesen das Gefühl, der Roman sei noch okay?Ja, das hatte ich. Aber ich bin noch nicht ganz bis zum Ende gekommen.
Dem "Rolling Stone" haben Sie einmal gesagt, dass die Romane, die Sie in den achtziger Jahren veröffentlicht haben, stärker motiviert gewesen seien als die sechs in den Siebzigern entstandenen Bücher. Können Sie die Dynamik beschreiben, aus der Ihr Frühwerk hervorgegangen ist?Für "Americana", meinen ersten Roman, brauchte ich vier Jahre, von denen die beiden ersten sehr ungewiss waren. Nach zwei Jahren wusste ich dann, dass ich Schriftsteller war und weiterschreiben würde, selbst wenn dieses erste Buch niemals veröffentlicht werden sollte. Ich habe allerdings gleich im ersten Anlauf einen Verlag gefunden, "Americana" konnte 1971 erscheinen. Nach dieser langen Entstehungszeit schrieb ich dann, praktisch ohne zu zögern, weiter. "End Zone" ging sehr schnell, "Great Jones Street" ebenso. "Ratner's Star" war eine enorme Herausforderung, so dass ich das Tempo etwas zurückfahren musste. Dann kam schon "Spieler".
"Ich brauchte einfach etwas, das mich an die leere Seite in meiner Schreibmaschine fesseln würde."
Erinnern Sie sich noch, was Sie an diesem Roman interessiert hat?Ich hatte einen Freund, der an der New Yorker Börse arbeitete. Weil mich die Börse als Zuschauer fasziniert hat, fragte ich ihn irgendwann, ob er mich einmal mit aufs Parkett nehmen könne. Er war Börsensaal-Broker und konnte das tatsächlich arrangieren. Ich habe mir also einen Anzug angezogen, eine Krawatte umgebunden und mich auf den Weg zur Wall Street gemacht. Ich musste gewissermassen eine dreidimensionale Erfahrung machen, um mit der Arbeit an dem Roman beginnen zu können.
Offenbar war es damals noch möglich, relativ unbehelligt in die New Yorker Börse hineinzuspazieren. Nachdem in "Spieler" ein Broker von seinem Besucher erschossen wurde, vermutet eine andere Figur, dass man nun wohl "einen von diesen Metalldetektoren" installieren werde. Beim Lesen des Romans habe ich gelegentlich das Gefühl, dass Sie einen Moment beschreiben, in dem das, was inzwischen unsere Gegenwart ausmacht, erstmals in Erscheinung trat.Ich brauchte einfach etwas, das mich an die leere Seite in meiner Schreibmaschine fesseln würde, und dachte, es könne interessant sein, etwas Zeit in der Börse zu verbringen. Mir war nicht bewusst, dass irgendetwas, das sich gerade in der Welt zutrug, Anreiz fürs Schreiben des Romans war. Allerdings versuchte ich, einen kulturellen Augenblick festzuhalten, der sich in der Art und Weise offenbarte, wie insbesondere jüngere New Yorker in jener Zeit miteinander sprachen. In ihren Dialogen, ihrer Intonation, der Art, wie sie zum Beispiel ihre Sätze nicht beendeten. Dies schien mir von Bedeutung, und ich habe versucht, es in der Sprunghaftigkeit festzuhalten, mit der Pammy und Lyle, das Paar, von dem "Spieler" handelt, sprechen.
Haben Sie bei der Arbeit an "Spieler" und den anderen frühen Romanen schon gespürt, worum sich Ihr Werk drehen würde?Ich habe lediglich gespürt, und zwar bei der Arbeit an "Bluthunde", dass es an der Zeit war, etwas langsamer zu machen. Es ist nicht so, dass ich diese frühen Romane abtue, ich bin zufrieden mit dem, was sie sind. Aber "Bluthunde" war ein Buch, das mich weniger stimuliert hatte als die vorausgegangenen Romane. Es verhielt sich ein bisschen wie mit "End Zone", meinem zweiten Roman, der in ähnlicher Hinsicht an mir vorbeigeflogen und innerhalb von Monaten beendet war. Nach "Bluthunde" war mir klar, dass sich alles ändern würde. Meine Frau und ich zogen für eine Weile nach Griechenland.
Ein Aufenthalt, aus dem Ihr 1982 erschienener Roman "Die Namen" hervorgegangen ist.Ein Buch, das sich zumindest in meinen Augen von den in den Siebzigern veröffentlichten Romanen vollkommen unterscheidet.
"In ‹Null K›, meinem jüngsten Roman, geht es gewissermassen um die Ahnung vom Ende der Zeit."
Trotzdem scheint sich Ihr gesamtes Werk, auch die frühen Romane, auf dem einen oder anderen "Testgelände für extreme Seelenzustände" zu bewegen, als das Sie in "Spieler" den Finanzbezirk bezeichnen.Ja, sich buchstäblich körperlich an bestimmte Orte zu begeben, ist für mich sehr wichtig. Schon in "Americana" gibt es Episoden, die in der Wüste im Südwesten der USA spielen.
Ein Niemandsland, in das Sie in Teilen von "Unterwelt" und "Der Omega-Punkt" zurückgekehrt sind. Ist das anhaltende Interesse an "extremen Seelenzuständen" die natürliche Reaktion eines Schriftstellers auf extreme Zeiten?Das muss für einen Schriftsteller nicht zwingend Thema sein, aber auf mich trifft es sicherlich zu. Wie Sie richtig sagen, haben mich die "extremen Seelenzustände" von Anfang an interessiert. In "Null K", meinem jüngsten Roman, geht es gewissermassen um die Ahnung vom Ende der Zeit. Die Ahnung von der Zerstörung des Planeten und das Gefühl, dass jeder "das Ende der Welt in der Hand haben" will, wie es gleich im ersten Satz von "Null K" heisst. Nachdem ich diesen Satz geschrieben hatte, bewegte sich der gesamte Roman auf merkwürdige Weise auf ihn zu.
Können Sie den "extremen Seelenzustand" beschreiben, in den Sie sich beim Schreiben eines Romans hineinbegeben?Auf gewisse Weise habe ich nie aufgehört, mich sehr glücklich zu schätzen, dass ich meine Arbeit machen kann. Das ist wichtig. Ich habe als Schriftsteller ein sehr glückliches Leben geführt. Sogar als ich mit der Arbeit an "Unterwelt" begann und irgendwann merkte, dass es sich um einen sehr umfangreichen Roman handeln würde, hat mich das nicht zögern lassen. Ich habe mich dankbar und ohne Angst hineingestürzt. So ist es bei mir immer gewesen. Ich mache mir nie Sorgen, wie ich ein Kapitel beenden oder eine Figur zeichnen kann. Ich arbeite lediglich darauf hin und vertraue darauf, dass mir die Arbeit selbst hilft, die Probleme zu lösen.
"Ich frage mich oft, ob die Welt, die Realität, zu der wir keinen Zugang haben, nicht bei weitem reicher ist als die, in der wir unser Leben führen."
Was Ihr Frühwerk betrifft, so habe ich das Gefühl, dass Sie sich mit Ihrem 1976 erschienenen Roman "Ratner's Star" an einen Punkt vorgewagt haben, an dem es für Sie nicht weiterging."Ratner's Star" ist kein Buch, an das ich sonderlich gern zurückdenke, obwohl es Leute gibt, die den Roman als lohnend empfinden. Es ist der eine Roman, den ich heute anders angehen würde als damals. Mit den anderen frühen Büchern bin ich trotz ihren Unvollkommenheiten zufrieden, aber bei "Ratner's Star" hätte es sich etwas mehr um einen Roman und etwas weniger um ein Stück Mathematik handeln sollen.
In "Ratner's Star" geht es, wie immer wieder in Ihren Werken, um Sprache. So auch in der jüngst im "New Yorker" veröffentlichten Story "The Itch". Dort heisst es: "Wann war es je der Fall, dass Sprache wirklich Realität beschreiben konnte?"Ich finde tatsächlich, dass die Sprache ihre Grenzen hat. Ich frage mich oft, ob die Welt, die Realität, zu der wir keinen Zugang haben, nicht bei weitem reicher ist als die, in der wir unser Leben führen. Ich weiss nicht, inwiefern es die Sprache selbst ist, die unsere Wahrnehmung bestimmt. Das ist etwas, worüber sich die Philosophen Gedanken machen müssen.
Don DeLillo wurde 1936 als ältester Sohn einer italienischen Immigrantenfamilie in der Bronx geboren. Sein Interesse für Literatur entwickelte er erst als junger Erwachsener; nach dem Abschluss eines Studiums in Kommunikationswissenschaften hätte er gern im Verlagswesen gearbeitet, musste aber zunächst einen Job in der Werbebranche annehmen. Nachdem er in den frühen sechziger Jahren einige Kurzgeschichten publiziert hatte, nahm er 1966 die Arbeit an seinem ersten Roman auf. Obwohl seine Szenarien oft Distanz zur Realität halten, zeugt sein vielfach ausgezeichnetes Œuvre von einem manchmal fast beängstigenden Scharfblick auf die Brüche und Verwerfungen im gesellschaftlichen und politischen Leben der USA. Zudem gilt DeLillo als einer der grossartigsten Stilisten der zeitgenössischen englischsprachigen Literatur.
Man muss sich den Dingen stellen. Mit der Sprache verhält es sich wie mit dem Thema Zeit, das ebenfalls vollkommen geheimnisvoll ist. Ich habe einmal einen Philosophen gefragt, wie es sich mit der Zeit verhalte, woraufhin dieser nur sagte: "Zeit ist zu schwierig."
Aber sie ist ein Thema, das Sie dennoch intensiv beschäftigt.In verschiedenen meiner Romane, etwa in "Körperzeit", habe ich tatsächlich versucht, mich damit auseinanderzusetzen - selbstverständlich ohne daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Eine Figur erwähnt die Möglichkeit, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig zugänglich sind und es dazu lediglich der Entwicklung einer neuen Wahrnehmung bedarf - einer neuen Auffassung von Zeit, von der ich mir tatsächlich vorstellen kann, dass sie sich eines Tages durchsetzen wird. Dass die Zukunft zugänglich ist, ist allerdings nicht meine Idee, sondern diejenige bestimmter Philosophen und Theoretiker.
Dennoch bringt mich dieser Gedanke wieder darauf zurück, dass Ihre frühen Romane Aspekte eines kulturellen Augenblicks beschreiben, die sich in unserer Gegenwart vollständig realisiert haben. Dass die Bilder, von denen wir umgeben sind, unsere Wahrnehmung bestimmen, kommt in "Americana" zur Sprache. Vom Celebrity-Kult handelt der 1973 erschienene Roman "Great Jones Street". Begann in den siebziger Jahren die Ära, die wir heute als unsere Gegenwart empfinden?Die Siebziger waren eine graue Dekade. Alles Entscheidende hatte sich in den Sechzigern ereignet. Es gab Unruhen, jeder schoss auf jeden, und zum Teil setzte sich dies bis in die siebziger Jahre fort. Aber als ich zum Beispiel an "Great Jones Street" arbeitete, verbrachte ich ziemlich viel Zeit in der Gegend, in der der Roman spielt, und das Wetter war immer schlecht. Es war immer regnerisch und kalt, und dieses Gefühl, das für mich die siebziger Jahre ausmachte, ist in den Roman eingesickert. Man hatte ständig das Gefühl, die Siebziger einfach nur durchstehen zu müssen. Die achtziger Jahre gaben einem das Gefühl einer Erneuerung, eines Entkommens, aber das gilt vielleicht nur für die amerikanische Kultur. Ich nehme an, dass diese Trostlosigkeit zu einem gewissen Teil in meinen Romanen aus jener Zeit noch präsent ist.
"Der Drang, sich mit anderen zu verbinden, ist inzwischen nicht mehr so stark, wie er einmal war. Die Leute sind auseinandergewachsen."
Als Leser hat man den Eindruck, dass Sie sich schon in Ihrem Frühwerk zumindest im Hinterkopf bereits mit Themen beschäftigten, die Sie in späteren Romanen vollständig ausgearbeitet haben.Es ist zum Teil sicherlich richtig, dass diese Romane mein späteres Werk genährt haben, aber zu jener Zeit konnte ich das natürlich nicht wissen, und auch beim Schreiben der späteren Romane habe ich nicht an die Anfänge zurückgedacht. Ich arbeite mich lediglich von einem Tag zum nächsten vor und sehe einzelne Romane allenfalls im Zusammenhang einer persönlichen Befreiung, die mit meinem Eintritt in die achtziger und neunziger Jahre einherging. Diese waren die für mich wichtigen Dekaden - mit drei Romanen in den Achtzigern und "Unterwelt" in den Neunzigern.
Als Autor bringen Sie Ihre Figuren immer wieder an einen extremen Punkt, an dem um sie herum "nur Leere ist", wie es in "Spieler" über Lyle heisst, "ein senkrechter Abgrund".Hinter dem albernen Sprachwitz, den er betreibt, verbirgt sich eine klandestine Mentalität, die mich fasziniert. Ein mentaler Zustand, in dem sich eine Verwirrung mit der Entschiedenheit paart, etwas Drastisches zu tun.
Zu Jonathan Franzen sagten Sie einmal, wenn es auf der Welt keine ernsthaften Schriftsteller mehr gebe, dann sei auch die Idee des Individuums ihres Sinns beraubt; wir würden nur noch Menge sein. Weshalb ist das Beharren auf der klandestinen privaten Existenz, der Rückzug in eine "revolutionäre Einsamkeit", wie ihn der Rockstar Bucky Wunderlick in "Great Jones Street" antritt, für Sie zu einem zentralen Thema geworden?Das Gefühl, von einer Menge umgeben zu sein, hatte ich schon sehr früh. Es hatte damit zu tun, wie ich lebte - drei Leute in einem Raum, fünfzehn Jahre lang. Ich hatte Freunde und so weiter, aber die einzige "Menge", der ich mich je verbunden gefühlt habe, war die von Poker-Spielern an einem Tisch. Sechs von uns, jede Woche. Das war meine "Menge".
"Es spielt keine Rolle, was Trump sagt, und doch ist das, was er zu sagen hat, auf gewisser Ebene von extremer Bedeutung und könnte Auswirkungen auf uns alle haben."
Gibt es in den Menschen denn umgekehrt eine Sehnsucht, Teil einer Menge zu sein?Ich glaube, der Drang, sich mit anderen zu verbinden, ist inzwischen nicht mehr so stark, wie er einmal war. Die Leute sind auseinandergewachsen, es existieren ideologische Trennungen zwischen den Gruppen - in diesem Land wie vermutlich auch anderswo. Einige dieser Trennungen sind politischer Natur, und manche haben darüber hinaus mit einem Widerwillen gegenüber einer anderen Art zu leben zu tun, einem anderen Lifestyle. Wir leben in einem Zeitalter der Abschottung. Ich weiss nicht, wohin das führen wird, aber ich denke, niemand ist zu diesem Zeitpunkt sonderlich optimistisch, was die eigene Kultur oder das eigene Land betrifft. Im Schriftsteller kann schon allein das Thema, über das er schreibt, einen gewissen Optimismus hervorrufen - in persönlicher Hinsicht natürlich, nicht was die Kultur betrifft, die ihn umgibt.
Wie steht es Ihres Erachtens um das Individuum inmitten unserer Massenkultur?Für einen Amerikaner ist es sehr schwer, über den kulturellen Augenblick nachzudenken, ohne über den Präsidenten zu sprechen, der alles verändert hat. Der unsere Haltung zur Regierung verändert hat. Der der Regierung unseres Landes etwas Surreales verliehen hat und bisweilen für dieses Land und andere Teile der Welt eine extrem gewaltvolle Zukunft andeutet. Das scheint mir einer der erdrückendsten Aspekte des gegenwärtigen Augenblicks in diesem Land zu sein. Und natürlich sind auch andere Länder von dem betroffen, was dieser Mann sagt oder täglich per Twitter verlauten lässt.
In der Vergangenheit haben bestimmte Äusserungen eines Präsidenten über Monate nachgeklungen und hatten Auswirkungen, wie wir sie vom Denkprozess eines Oberhauptes erwarten dürfen. Aber jetzt kommen diese Äusserungen täglich - drei- oder viermal pro Tag. Manche Leute hören sie, andere nicht. Es spielt keine Rolle, was er sagt, und doch ist das, was er zu sagen hat, auf gewisser Ebene von extremer Bedeutung und könnte Auswirkungen auf uns alle haben.
Worin liegt in einem solchen kulturellen Klima die Aufgabe des Schriftstellers?Das weiss ich nicht. Ich arbeite derzeit an keinem Roman. Würde die gegenwärtige Lage meines Landes Teil eines Romans sein? Keine Ahnung. Mir ist nicht bekannt, dass Trump eine bedeutende Rolle in einem Roman der vergangenen Monate oder des letzten Jahres gespielt hat. Mein Problem ist, dass ich nicht länger der Kommunikation entkommen kann, die von aussen an mich herangetragen wird. Das ist mir noch nie zuvor passiert.
Wie meinen Sie das? Sie sind doch seit Jahrzehnten ein hochgeschätzter Autor.Meine Frau erhält E-Mails, ich bekomme Briefe, Anrufe, Faxe, Nachrichten aus meiner Literaturagentur. Nicht dass jeder etwas von mir wollte, aber ich bin auf eine Weise Gegenstand der Aufmerksamkeit geworden, die mir völlig neu ist. "Weisses Rauschen" und "Die Namen" werden verfilmt, "Bluthunde" und "Null K" werden als Serie produziert. In vielen Fällen sind Freunde von mir involviert, so dass ich mich nicht einfach abwenden kann.
"Das wird vermutlich ein Teil der Zukunft sein: das Gefühl, dass es keine Geografie mehr gibt und wir alle nur noch als digitaler Ton existieren."
Sie sind zu abgelenkt, um einen neuen Roman zu schreiben?Vielleicht kommt wenigstens ein guter Film dabei heraus. Das wäre auch etwas wert. Aber als Schriftsteller muss ich mich ebenfalls den Veränderungen anpassen - wie jeder andere.
Können Sie über das Schweigen sprechen? Die Tiefe der Stille, die jenseits der Sprache liegt?Das ist genau das, was Bucky Wunderlick sucht, der Rockstar aus "Great Jones Street". Ich nehme an, die Menschen werden sich in Zukunft mehr und mehr danach sehnen, weil der Druck der permanenten Kommunikation und der Datenfülle, dem wir ausgesetzt sind, so massiv werden könnte, dass wir noch stärker davon beeinträchtigt werden, als dies bereits der Fall ist. Schon jetzt gibt es junge Leute, die auf Entzug gesetzt werden müssen, um von ihren Mobiltelefonen oder anderen elektronischen Geräten loszukommen. Das wird vermutlich ein Teil der Zukunft sein, auf die wir uns zubewegen: das Gefühl, dass es keine Geografie mehr gibt und wir alle nur noch als digitaler Ton existieren - als unsichtbare Strahlen von Identitäten, die sich gegen die ungeheuerliche Ausdehnung und die Allmacht dessen zu behaupten versuchen, was jenseits von uns liegt.