Schon bevor die Spendenausgabestelle von "Moabit hilft" aufmacht, bildet sich eine Schlange. Bis zu 300 Geflüchtete kommen täglich hierher, vor allem für Essen und Kleidung, zurzeit fast ausschließlich Ukrainer.
Die Helfer stehen schon am Vormittag vor Problemen.
Christiane Beckmann, Geschäftsführerin "Moabit hilft" "Keine Nudeln mehr? Ist wie es ist. Ich habe gestern eingekauft. Ich kann nicht schon wieder für so viel Geld einkaufen, das haben wir nicht. Die Spenden gehen zurück, Firmen spenden nicht mehr so. Wir gehen jetzt in den dritten Monat, lässt halt alles nach. Aber die Leute kommen weiter aus dem Krieg, die Leute haben weiter Hunger und den Leuten fehlt weiter Geld. Eigentlich möchte man so viel wie möglich geben. Aber wir müssen so vielen wie möglich so wenig wie möglich geben, und das ist sehr schwer." Christiane Beckmann, Geschäftsführerin "Moabit hilft" Andriy Ilin, Ukraine-Hilfe Berlin "Lebensmittel, Schokolade, Müsli, Konserven, ganz toll!" "Es kamen weniger Helfer, es kamen weniger Spenden. Vor allem Helfer von den deutschen Mitbürgern. Ich glaube, das war keine Überforderung, das ist tatsächlich so, dass man irgendwann das Gefühl hat: Ich habe genug getan. Der Krieg endet nicht jetzt. Da müssen sich andere einsetzen." "Wir fühlen uns durchaus von dem Staat alleine gelassen, weil wir es eben finanziell nicht stemmen können. Es ist einfach schwer. Auch von unserer Arbeitsleistung - es ist einfach nicht zu schaffen. Ich musste gerade unsere Arbeitszeiten runterschrauben, weil wir jetzt seit zwei Monaten jeden Tag 11 bis 14 Stunden gearbeitet haben. Wir sind alle wirklich auf dem Zahnfleisch gelaufen, es geht nicht mehr!" Andriy Ilin, Ukraine-Hilfe Berlin "Es läuft! Alles gut." Christiane Beckmann, Geschäftsführerin "Moabit hilft" "Ein Engel. Sehr gerne! Wir brauchen immer jemanden..." "Ich bin geflüchtet und habe in meinem Herzen, meiner Seele, diesen Schmerz. Und ich sehe mein Ziel hier darin, Leuten zu helfen, weil ich vier Sprachen spreche." Andriy Ilin, Ukraine-Hilfe Berlin "Ich habe gerade mit Menschen an der Frontlinie gesprochen. Einige Sachen kann man nur mit denen klären."Viele der Hilfesuchenden hier haben sich eine private Unterkunft in Berlin organisiert und sich bei den Behörden registriert - haben also Anspruch auf Sozialleistungen. Doch das Geld reicht häufig nicht. Die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine richtet sich derzeit nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, und liegt damit deutlich unter Hartz IV. Erst im Juni soll sie angehoben werden.
Private Organisationen wie "Moabit hilft" springen ein, wie auch schon 2015.
Probleme, die auch der Verein Ukraine-Hilfe Berlin kennt. Andriy Ilin und sein Team schicken gespendete Hilfsgüter direkt in die Ukraine. Doch mehrere große Lkw pro Woche wie zu Kriegsbeginn kriegt Ilin nun nicht mehr voll. Nach rund vier Wochen habe sich die Lage geändert.
Es kommen noch Spenden an bei der Kirche in Berlin-Friedenau, in der die Ukraine-Hilfe ihren Hauptsitz hat, aber unregelmäßiger als vorher.
In der Kirche arbeiten drei Vereine daran, die Spenden zu sortieren und zu verpacken - 300 Tonnen Hilfsgüter, vor allem Lebensmittel, Hygieneprodukte und Medikamente, seien schon in die Ukraine geschickt worden.
Andriy Ilin und seine Helfer organisieren die Transporte. Der ukrainisch-stämmige Rechtsanwalt muss jedes Mal die gleichen Fragen klären: Wo besteht welcher Bedarf, welche Anfragen sind noch aktuell, und welche Papiere werden als Begleitschreiben benötigt?
Doch auch der größte Zweckoptimismus kann nicht verhehlen: Die Kirchenbänke leeren sich langsam. Vor ein paar Wochen sah das noch ganz anders aus.
Zurück bei "Moabit hilft". Die 17-jährige Lisa hat sich gerade als Freiwillige gemeldet. Sie ist selbst aus der Ukraine geflüchtet und bringt wichtige Sprachkenntnisse mit - sie spricht Ukrainisch, Deutsch, Englisch und Russisch.
Seit einem Monat lebt Lisa bei einer Gastfamilie in Berlin. Dass sie nun ihre Landsleute unterstützen will, ist laut Hilfsorganisationen eine typische Entwicklung - Geflüchtete machen häufig die langsam nachlassende Hilfsbereitschaft im Gastland durch eigenen Einsatz wieder wett.