Ihr habt ja bereits weltweit Locations und Festivals bespielt. Was war das Abgefahrenste, was ihr dabei erlebt habt? Isi: Da gibt es einen Laden in L.A., der heißt Overpass, der ist eigentlich illegal. Das ist ein privater Club, da geht es trotz der Sperrstunde bis morgens um acht. Da haben wir gespielt. Und auf einmal stand die Polizei mit 22 Streifenwagen und drei Helikoptern vor der Tür. Das war echt wie im Hollywoodfilm. Kein Witz! Wir hatten gerade zehn Minuten gespielt, da war die Party auch schon vorbei.
Kommen wir zur Musik: Mit „Roller" scheint ihr die Rückkehr zu den Ursprüngen zu feiern. „Idealistic" klang sehr nach Daft Punk, was viele „Roller" auch nachsagen. Tatsächlich klingt „Roller" sehr anders als zum Beispiel „Wolves" oder die Stücke davor, die sehr viel melodischer und tanzbarer waren. Wie kommt es zu diesem krassen Wechsel? Jence: Ja, das musst einfach mal sein. Denn das Melodische ging uns dann doch irgendwo auf den Sack. Irgendwann reicht es einfach, dann kippt die Stimmung. Außerdem ist es auch dramaturgietechnisch interessant, wenn man einfach so einen kompletten Bruch mal mitmacht und dann so etwas abliefert und die Leute so schockiert. Wobei „Roller" eigentlich auch gar nichts Neues ist. Das Material dazu lag schon zwei Jahre bei uns in der Schublade. Warum habt ihr so lange mit der Veröffentlichung gewartet? Isi: Das ist bei uns generell so. Bei uns liegt immer viel in der Schublade, was sich einfach so ansammelt. Wir sind sehr produktiv, sind viel im Studio. Der Witz an der ganzen Geschichte ist: Wir fangen etwas an, lassen es dann liegen, weil wir was anderes zu tun haben. Und irgendwann hört man sich das dann alles wieder an und macht es dann zu Ende. Jence: So auf die Art: „Ah cool, lass uns das doch mal fertig machen. Dann können wir das am Wochenende spielen." Eigentlich war es eine Jam-Session.
Das ist ein ziemlich reflektierter Umgang mit der eigenen Kunst. Jence: Gerade wenn man wieder ins Studio geht dann ist es auch sehr wichtig, da hinzugehen, wo der Zyklus normalerweise beginnt - nämlich auf den kleinen Partys, kleinen Clubs oder Szene-Geschichten. Wo man nicht nur abfeuert wie vor tausend Leuten. Sondern sich auch damit beschäftigt, was da so um einen rum - oder auch hinter einem - passiert. Das ist gerade derbe aktuell für uns.
Um zurückzukommen zu Roller: Was wollt ihr mit dem Stück bei den Menschen erzeugen? Isi: „Roller" ist anders, „back to the roots", es ist ein kompletter Bruch. Aber das Interessante ist: Es klingt punkig. Es ist nicht so wie das, was wir früher gemacht haben oder was gerade da draußen ist: Alles sehr sauber, aufgeräumt, alles hat Struktur. Wenn man ein Lied hört, kennt man eigentlich auch die anderen Lieder. Das ist das, was ich vorher meinte: Wir leben in einer sehr intensiven, extremen Zeit. Das war in der Vergangenheit nicht unbedingt anders: Gab es eine Rockband, gab's zwanzig andere. Vom Zyklus her ändert sich nichts aber die Zeit ändert sich. Das merkt man vor allem in Deutschland. Da gibt es einen Top-Ten-Hit à la Robin Schulz und zwanzig andere folgen. Jence: Das ist total anstrengend. Isi: Jence hat das auch mal total gut auf den Punkt gebracht, er meinte: „Das ist NDR2 Deephouse-Musik". Das ist nicht böse gemeint. Aber es klingt halt einfach alles gleich. Deshalb war es für uns wichtig, ein Statement zu setzen und zu sagen: „Es geht auch anders". Punk bedeutet aber auch, provokant zu sein. Wollt ihr provozieren? Jence: Ja, „Roller" ist quasi anti-system. Ohne politisch sein zu wollen. Isi: Nein, wir haben keinen politischen Hintergrund. Aber wir wollten echt mal ein Statement setzen. Jence: Und auch provozieren. Das haben wir in den letzten Jahren nicht wirklich gemacht. Aber da kommen wir ja eigentlich her. Isi: Ja, denn es war ja eigentlich auch immer so, dass man uns nicht in eine Schublade stecken konnte - auch wenn die Leute es echt versucht haben. Wie waren die Reaktionen bisher? Isi: Manche Fans waren bestimmt total schockiert, andere nicht. Die Feedbacks sind bisher sehr sehr positiv. Auch wenn der Track hart ist und keine Melodien hat. Aber ich finde, es ist mal ganz interessant. Jence: Das musste mal sein. Uns ist vor allem wichtig, dass wir es gut finden. Der Rest ist uns eigentlich egal.
Ok. Wird es eher „Roller" oder „Wolves"? Isi: Was ist mit der Mitte?
Auch gut! Isi: Wer uns kennt, weiß Bescheid.
Im September spielt ihr live auf dem Lollapalooza in Berlin. Wie seid ihr darauf gekommen, da mitzumachen? Isi: Ich finde es wichtig, dass man nicht vergisst, wo man herkommt. Wir haben letztes Jahr schon in den Staaten live gespielt und haben dann gesagt: „Warum nicht auch noch mal dieses Jahr in Deutschland live spielen?" Das ist kein Vorbote für das neue Album. Es ist einfach nur mal wieder klassisch live, weil wir sonst momentan nur auflegen und es uns wichtig ist, die Abwechslung zu haben. Deshalb diese Live-Show. Jence: Vor allem ist das Lollapalooza in Chicago ist einfach super. Jetzt das erste Mal in Deutschland, da mussten wir einfach dabei sein. Das hat einfach gepasst. Einmal kurz „Hallo" sagen. Auf Soundcloud kann man nachlesen, dass ihr in Berlin mit einer „hugely exciting new live show" aufschlagen werdet. Könnt ihr darüber etwas verraten? Jence: Wir spielen ja generell im selben Land nie die selben Shows. Unsere letzte Liveshow in Deutschland war 2012 im Docks in Hamburg. Deshalb wird es auf jeden Fall eine komplett andere Geschichte. Isi: Zu „hugely exciting": Wenn die Leute zu unseren Liveshows kommen, verstehen die uns auch besser und unsere Musik. Ich glaube, wir nehmen die Leute echt mit. Einige mögen's, andere nicht - aber es ist auf jeden Fall echt ein Trip.