Deutsche Jugendämter schickten schwer erziehbare Teenager in ein Hilfsprojekt nach Rumänien – dort sollen sie misshandelt worden sein. Dennis Pfeifer war einer von ihnen. Sein Fall zeigt die Schwachstellen im System.
Lange wollte Dennis Pfeifer einfach nur vergessen, was in Rumänien geschehen war. Die Demütigungen, die Grausamkeiten, die Schläge. „Vergessen und weitermachen“, das sei seine Devise in den letzten Jahren gewesen, erzählt der 21-Jährige aus Saarbrücken. Doch seit gut einer Woche ist alles wieder da. Der Ort, an dem all das geschah, ist plötzlich in den Nachrichten: Das Projekt Maramures, ein abgelegener Bauernhof im Norden Rumäniens.
In diesem deutschen Jugendhilfeprojekt sollen die Mitarbeiter schwer erziehbare Jugendliche misshandelt, erniedrigt und zu viel zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen haben. Maskierte Polizisten stürmten am 27. August den Bauernhof, durchsuchten mehrere Häuser, nahmen vier deutsche Jugendliche in ihre Obhut. Außerdem fanden sie mehr als 146.000 Euro, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte.
Die rumänische Staatsanwaltschaft ermittelt nun unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Freiheitsberaubung und Menschenhandel. Hauptverdächtiger: der Deutsche Bert S., der die Einrichtung 2002 gründete und mit seiner Frau Babett S. leitete. Er und vier seiner Mitarbeiter wurden in Untersuchungshaft genommen.
Für die Staatsanwaltschaft ist das eine Liste von Vorwürfen – für Dennis Pfeifer eine Aufzählung von Tatsachen.
Wenn der 21-Jährige erzählt, dann klingt er ruhig, freundlich, unaufgeregt. Aber die Zeit im Projekt Maramures: „Das war die Hölle.“ Pfeifers Geschichte zeigt beispielhaft die Fehler im System der Auslandsmaßnahmen deutscher Jugendämter.
(WELT PLUS Artikel)
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