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Blick über den Schüsselrand

Tourismusmanager Andreas Gordalla, Kuratorin Franziska Kreis und Gästeführer Detlev Nutsch (v. l.) mit einem Exponat © Foto: MOZ/Jörn Tornow

Besucher der Burg Storkow können ab heute Wissenswertes rund ums Klo in der Ausstellung "Drauf geschissen!" erfahren. Was zunächst belustigt, kann mit Tiefgang aufwarten. Es zeigt sich: Die Historie der Toilette ist eng mit der Alltagsgeschichte der jeweiligen Epoche verwoben.

Nie wieder einen kalten Po auf dem Klo. Was für die einen ein Traum ist, ist für die anderen bereits Wirklichkeit. 7500 Euro kostet der Spaß, konkreter: das WC der japanischen Firma Toto, das Besucher ab heute in der Ausstellung "Drauf geschissen!" auf der Burg Storkow begutachten können. Doch die Heizfunktion ist nicht das einzige Gimmick des Luxus-Töpfchens. Der Deckel öffnet sich automatisch, sobald man sich dem Klo nähert, und nach der Verrichtung der Notdurft wird der Nutzer gewaschen und getrocknet. Das Klo verfügt zudem über einen Tornado Flush - damit ist das Spritzen beim Spülen für immer Geschichte. Wie die Spülung genau funktioniert, kann man sich an einem von weltweit nur zwei existierenden Modellen ansehen.

Ist das die Zukunft des Toilettengangs auch für den Normalo fernab von Japan? "Wir müssen zumindest akzeptieren, dass nicht alle ihr Geschäft so verrichten wie wir", entgegnet Kuratorin Franziska Kreis und ermuntert zu einem "Blick über den Schüsselrand".

Und was sieht man, wenn man den wagt? Hinsetzen, Klopapier nutzen, mit Wasser spülen - was für uns normal ist, ist für andere Menschen ziemlich abwegig. So betrachtet hat eine Klo-Ausstellung durchaus ihre Berechtigung. "Ich war am Anfang skeptisch", gibt Franziska Kreis zu. Doch ihrer anfänglichen Skepsis folgte im Laufe der Recherche die Einsicht: "Es ist beschämend, wie wenig man eigentlich über das Thema weiß."

Wer nun seine Wissenslücken schließen möchte, ist in der Ausstellung in Storkow bestens aufgehoben. Von der gemeinsamen und daher kommunikativen Latrine in der griechisch-römischen Antike über Aborterker, Leibstühle und Nachttöpfe bis hin zur heutigen Super-Toilette, zeigt die Ausstellung die Geschichte des eigentlich gar nicht ganz so stille Örtchens anhand von Bildern und Exponaten, unter ihnen eine aufwendig verzierte Kloschüssel aus England. Besucher erfahren auch, wie es um die Entwicklung des Klos in Storkow bestellt ist - und sie lernen Kurioses präsentiert in Form von Toilettensprüchen. Einer besagt, dass jeder durchschnittlich drei Jahre seines Lebens auf der Toilette verbringt - "Drauf geschissen!"

"Drauf geschissen!": Sonderausstellung auf der Burg Storkow von 31. Januar bis 12. Februar 2018; Öffnungszeiten bis März: 11-16 Uhr, April-Oktober: 10-17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 4,50 Euro (ermäßigt 3 Euro) und Schüler ab 6 Jahren 2 Euro

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