Erfolg macht Freude. Doch die besseren Geschichten schreiben die Katastrophen. So ist das auch bei Jim Avignon. Deshalb berichtet der Konzeptkünstler und Maler am Samstagabend im Saasfee Pavillon vom Scheitern. Und er ist schon „grandios gescheitert" - wie er selbst sagt. Begonnen hat seine Laufbahn als Maler in den frühen Neunzigern. Da hat Avignon bei Techno-Raves in Berlin und Frankfurt Bühnenbilder und Dekoration gemalt. Unter anderem war er der Hausmaler für das „XS" - ein angesagter Electro-Club am Frankfurter Schauspiel. Dort hat er Säulen, Wände und sogar das Publikum bemalt. Später lebte er in New York, trat bei der Documenta X - außerhalb des Rahmenprogramms - auf und arbeitete für große Auftraggeber wie den Uhrenhersteller Swatch. Eines seiner Werke steht sogar unter Denkmalschutz: ein von ihm bemalter Abschnitt der Berliner Mauer, der heute zur East Side Gallery gehört.
Avignon malt mit schneller Linie. Er braucht meist nicht viel Zeit für seine Gemälde. Der Pinselstrich ist einfach, der Farbauftrag großflächig, die Bilder sind bunt. Sie erinnern an Pop-Art und sind voll mit Gesellschaftskritik. „Meinen Arbeiten geht ausführliche gedankliche Arbeit voraus. Und ich suche nicht das Perfekte - ich liebe das Unfertige", sagt Avignon. So erzählt sein Malstil auch schon viel darüber, wie er über Erfolg und Misserfolg denkt. Avignon kann dem Scheitern durchaus Schönheit abgewinnen.
Eine seiner zehn Lieblingskatastrophen, von denen er im Saasfee Pavillon berichten wird, handelt davon, wie er einst eine Buddy-Bär-Figur, die er selbst bemalt hatte, vom Kudamm entführte, um sie später beim Berlin Festival mit einer Pussy-Riot-Maske wieder auftauchen zu lassen. Eine andere Geschichte schildert, wie eine Versicherungsfirma mit ihm gemeinsam baden ging. „Der Mensch glaubt an die Perfektion. Ich glaube, dass Größenwahn herrscht", sagt der Künstler. Und er wird erklären, warum er in den Vereinigten Staaten eine unerwünschte Person ist, warum er einmal 10.000 Euro für Papier ausgab und weshalb er bei einer Kunstaktion an der East Side Gallery beinahe im Gefängnis gelandet wäre. Avignon liebt es, wenn ausgerechnet ein kleines Detail ein großes Vorhaben zum Kippen bringt. Ein vergnüglicher Abend soll es werden, das ist ihm wichtig.
Dazu gibt es Musik: Avignon macht als Singer-Songwriter Elektromusik auf Deutsch. Zum Tanzen ist die Musik an diesem Abend nicht gedacht - „das wäre kontraproduktiv", sagt er. Trotzdem wird für alle Tanzwütigen im Anschluss an Avignons Vortag noch der DJ Jean-Charles Vandermynsbrugge auflegen.