Leipzig. Wer 30 Spiele ungeschlagen übersteht und nur dreimal die Punkte teilen muss, kann kein Zufallsmeister sein. „Das war eine einmalige Saison. Die Jungs haben die ganze Saison sensationell zusammengespielt und sich aus kleinen Tiefs selber herausgezogen", sagt Kay Bergmann, mit seinem Kollegen Jörg Dietze Trainer der B-Junioren des LSC 1901 Leipzig. Den Meisterpokal bekam Bergmann dieser Tage von Leipzigs Fußball-Präsidenten Dirk Majetschak persönlich überreicht. Mit „Ufta-Tätärä"-Gesängen und einem Besuch beim Italiener auf dem Vereinsgelände in Schleußig feierten seine Schützlinge drei Spieltage vor Schluss den ersten Titel. Nachdem das Double durch einen 3:1 im Pokal gegen Lok Engelsdorf in Sack und Tüten war, gab es eine Party im La Boom auf der Karli. Wer viel gewinnt, darf auch viel feiern. Wie gelang es aber, die Mitfavoriten Eintracht Leipzig-Süd und Lok Engelsdorf auf Distanz zu halten? 1. Mit einer von Torwart Paul Scharping sowie Trainer-Sohn und Kapitän Paul Bergmann angeführten Defensive, die nur 15 Tore zuließ. 2. Mit einem überragenden Mittelfeld und schnellen Außenläufern. 3. Mit dem Knipser Alex Niegel (32 Tore). 4. Mit einer tollen Teamchemie. 5. Mit einer aggressiven und laufintensiven Spielweise, die dem Gegner das eigene Spiel aufzwang und Fehler provozierte. 6. Mit einem tiefen Kader (23 Mann), in dem jede Position doppelt besetzt war. Das Gesamtpaket hat auch den Trainer etwas baff gemacht. „Alle spielen füreinander, keiner beschwert sich, auch nicht die Bankspieler. Das macht die Mannschaft groß", sagt Kay Bergmann. Früher schnürte der 46-jährige Leipziger für Blau-Weiß und Stahl Nordwest selbst die Schuhe, sein Kollege Jörg Dietze - Typ väterlicher Freund - kickt aktuell bei den alten Männern des LSC. Beide legen Wert auf einen ruhigen und höflichen Umgang. Kommendes Jahr wartet nun die Landesklasse der B-Junioren. Eilenburg oder Torgau heißen dann die Gegner, der Fahrradius steigt auf bis zu 80 Kilometer. „Das ist ein Abenteuer, das wir genießen wollen", freut sich Bergmann. Er gibt das Motto aus: gekommen, um zu bleiben. Stürmer Simon Wagner, der vom SV Schleußig zum LSC wechselt, soll helfen, den Klassenerhalt zu sichern. Weil es fünf Abgänge gibt, wird Verstärkung gesucht. Bevor es los geht, steht aber noch die Sommerfahrt nach Werdau bei Zwickau im Terminplaner. Zelten, Grillen, Entspannen und ein Testspiel runden die tolle Saison ab. Der Zusammenhalt wird beim LSC groß geschrieben. „Einer muss!" lautet der Anfeuerungsruf auf dem Rasen, wenn eine spielentscheidende Aktion nötig war. Irgendeiner fand sich immer: Alle Spieler außer den Schlussmännern trugen sich in die Torschützenliste ein. Wenn es schwer fällt, sich an die letzte Niederlage zu erinnern, hat man alles richtig gemacht. Dann ist man kein Zufallsmeister.
Sylvio Hoffmann
Leipzig
Image