Stadt im Wandel. Dschingis Khan, mehr als 800 Jahre Nomadenkultur, ein Land viermal so groß wie Deutschland mit weniger als drei Millionen Einwohnern, Bergbauboom und eine Hauptstadt, die schnell wächst - all das ist die Mongolei. Bald lebt die Hälfte aller Einwohner in Ulaanbaatar. Die Entwicklung vom Nomadentum zur urbanen Gesellschaft hat sich in der Mongolei mit ungeheurer Geschwindigkeit vollzogen. Die Zahl der Autos verdreifacht sich innerhalb der letzten zehn Jahre, die Einwohnerzahl steigt von 700 000 auf 1,2 Millionen, die schlimmsten je gemessenen Werte städtischer Luftverschmutzung werden erreicht und neue Hochhäuser sprießen aus dem Boden, die auf Namen wie Blue Sky Tower getauft werden. Die Mongolei gehört zu den Volkswirtschaften mit dem höchsten Wachstum, angefeuert durch einen Rohstoffboom. Damit einhergehend gibt es eine neue Klasse der Superreichen, ähnlich vielleicht den Oligarchen in Moskau, mit dem entscheidenden Unterschied, dass sich Ulaanbaatars Superreiche gerne im Hintergrund halten.
Erst nach dem Rückzug der Sowjets Anfang der 1990er-Jahre erreichte die Mongolei ihre politische Unabhängigkeit. Staatliches Eigentum wurde privatisiert und ein kleiner Kreis aus Privilegierten teilte es unter sich auf. Die Kenntnisse der Russen über Bodenschätze in der Mongolei waren sehr gut, gut genug jedenfalls für die mongolische Oberklasse, um sich nach der Unabhängigkeit Bergbaulizenzen sichern zu können - lange bevor die Rohstoffpreise anstiegen und der Boom in der Mongolei begann. Nach dem Rückzug der Sowjets vollzog sich in der Mongolei innerhalb kürzester Zeit ein ausgesprochen friedlicher Wandel zur Demokratie. Allerdings verlor die Mongolei auch ihre finanzielle Unterstützung aus Moskau. Erst mit Einsetzen des Bergbaubooms stiegen die ausländischen Direktinvestitionen - innerhalb kürzester Zeit flossen durch den Handel mit Rohstoffen immense Mengen ausländischen Geldes in die Mongolei. Die Inflationsrate ist sehr hoch. Aufgrund des harten Winters 2010 starb etwa ein Viertel aller Nutztiere, wodurch sich die Fleischpreise verdoppelten. Und in der Stadt steigen die Preise für alles. Aufgrund der harten Winter, dem Mangel an Weidegründen oder durch den Bergbau verursachte Wasserknappheit sind viele Nomaden gezwungen, in die Stadt abzuwandern. So weiten sich die Jurtenviertel massiv aus, rund zwei Drittel der Bevölkerung leben in diesen Randbezirken. Die zahllosen Kohleöfen verschmutzen die Luft, was eine immense Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung darstellt. Die Schere zwischen arm und reich wird immer größer, die Zahl an Obdachlosen steigt und die Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung ist hoch.
Sven Zellner begann nach seinem Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film München 2010 als freier Fotograf zu arbeiten. Er dokumentierte den Goldrausch und das Leben der Nomaden in der Mongolei. Sein Fotoessay "NINJAS - Goldrausch bei den mongolischen Nomaden" wurde 2011 auf dem Festival "Visa pour l'image 2011" in Perpignan präsentiert. Sven bekam das www.sven-zellner.de http://agentur-focus.de/de/fotografen/sven-zellner/portfolio/ HFF-Stipendium für Medienkunst der Kirch-Stiftung. Die Arbeit "Mongolen Disko" entstand im Auftrag für LFI.Wir zeigten bereits im Januar "Mongolische Nomaden" auf emerge.