Flink und zielsicher klettern und springen die kleinen Rotscheitelmangaben von Ast zu Ast. Solange es das Wetter zulässt, können sie noch nach draußen in ihren Außenbereich. Doch wenn die Winterkälte anrückt, müssen die in Zentralafrika beheimateten Verwandten der Meerkatzen in die Innenhäuser, denn Rotscheitelmangaben haben keinerlei Kälteempfinden.
„Bei Minusgraden würden diese Tiere die Frosttemperaturen nicht registrieren", sagt die Karlsruher Zoodirektorin Gisela von Hegel: „Sie würden sich unterkühlen oder sie würden sich ihre Schwanzspitze oder die Zehen einfrieren." Deshalb trifft man in den Wintermonaten diese und andere Tiere, die aus warmen Regionen ohne Wechsel der Jahreszeiten stammen, nur drinnen an. Doch der Zoobesuch lohnt auch im Winter. Denn zum einen lassen sich insbesondere Mangaben drinnen genauso gut beobachten und viele andere Zootiere sind auch winters draußen angetroffen. Schließlich kennt der in der klimatisch relativ milden Rheinebene gelegene Karlsruher Zoo gar nicht die extremen niedrigen Frosttemperaturen.
Zu jeder Jahreszeit hat der Zoologische Stadtgarten Karlsruhe seinen Reiz. Wobei im Winter ein paar Sachen anders sind. Bei den Eisbären trifft man etwa nur das große Männchen an. Die Weibchen ziehen sich fernab von den Zoobesuchern - für Wochen nach drinnen in eine Winterruhe zurück. Sie meiden nicht etwa die Kälte. Sie benötigen ihre Ruhe. Und zwar für den Fall, dass sie in den letzten Sommerwochen schwanger geworden sind, was in Karlsruhe leider noch nicht geschehen ist... 1865 eröffnet, zählt der Karlsruher Zoo zu den ältesten in Deutschland. Er wurde 1967 zur Bundesgartenschau zum Stadtgarten mit Zoo in der Karlsruher Südweststadt unweit des Hauptbahnhofs umgestaltet. Er ist also sowohl eine große Parkanlage unter der Obhut des Karlsruher Gartenbauamts als auch ein Zoo mit eigener Direktion. Bis zum 300-jährigen Stadtjubiläum 2015 (was zugleich auch der 150. Geburtstag des Zoos sein wird) soll der Zoologische Stadtgarten umgestaltet werden, wobei die Tieranlagen nach dem Konzept von „Lebensräumen" präsentiert werden. Unlängst sind bereits beim „Lebensraum Himalaya" die Bergwelt-Gehege der Schneeleoparden sowie der Roten Pandas eröffnet worden. Zudem sind die Umbauarbeiten am ehemaligen „Tullabad" in vollem Gange. Das (wie der gesamte Zoo und der Stadtgarten) unter Denkmalschutz stehende Haus des Hallenschwimmbads wird als großes Zoogebäude umgestaltet. In Anlehnung an den Namensgeber des Gebäudes Johann Gottfried Tulla, der im 19. Jahrhundert hauptsächlich der Schifffahrt wegen den Flussverlauf des Rheins begradigen ließ, soll hier die Tierwelt des Lebensraumes „Fluss, Uferlandschaft" einziehen. Es soll thematisiert werden, wie sich Auen und Überschwemmungsgebiete auf Artenvielfalt und -vorkommen auswirken. Tiere der Tropen allerdings werden hier nicht unterkommen.
Die Gebäudehülle des Tullabads lässt sehr hohe Innentemperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit nicht zu. Bis 2015 - „Jubeltag" ist am 17. Juni - soll alles fertig sein. Die Beseitigung von unvorhergesehenen Asbestrückständen und die Betonsanierungen hat die Arbeiten verzögert, doch noch ist alles im Zeitplan. Wobei mit Tieren lassen sich Termine nicht immer so exakt einhalten, sagt Gisela von Hegel: „Wir brauchen vor der Eröffnung noch einen zeitlichen Vorlauf. Die jeweiligen Tiere müssen ihren neuen Aufenthaltsort in dem großen Gehege Tullabad erst annehmen. So etwas klappt erfahrungsgemäß nicht auf Anhieb." (svs)
Etwa 150 Tierarten werden im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe nach dem Konzept von „Lebensräumen" gezeigt. Welche Arten leben wie in der Bergwelt Himalaya? Vor welche Herausforderungen stellen Flüsse und Uferlandschaften die Tiere? Der Gemeinderat Karlsruhe hat vor sieben Jahren dieses Zoo-Konzept beschlossen, das nun schrittweise umgesetzt wird. Über die Fraktionen hinweg haben die Umbaumaßnahmen großen politischen Rückhalt. Die Bauinvestitionen beim ehemaligen Tullabad belaufen sich auf 18,6 Mio. Euro. Allerdings könnte die unvorhergesehene Asbestbeseitigung und Betonsanierung die Kosten erhöhen. Wegen des Brandes 2010 musste ein neuer Streichelzoo eingerichtet werden. Die vier Elefantendamen haben ein neues, erweitertes Elefantenhaus erhalten. Die Besuchszahlen des Zoologischen Stadtgartens lassen sich nur schätzen, da viele Besucher Jahreskarten haben und vereinzelt, wenn sie in der Südweststadt wohnen, laut Befragung sogar täglich vorbeischauen.