Bereits 1990, zur zweiten Ausgabe des Berliner Festivals Tanz im August, nahm Anne Teresa De Keersmaeker mit ihrer Tanzkompanie Rosas mit "Stella" und 100 Metronomen am Tanzfestival teil; seitdem ist sie beim Festival ein gern gesehener Gast. Auch Ricardo Carmona, der neue Leiter des Festivals, lud die Belgierin ein, ihr neuestes Werk "EXIT ABOVE after the tempest" in einer Deutschlandpremiere zu zeigen. "Mein Gehen ist mein Tanzen" kündigt der Begleittext De Keersmaekers neueste Bewegungsforschung an.
Die Choreografin nahm sich bereits klassischer Musik an, etwa Johann Sebastian Bach und Arnold Schönbergs Komposition »Verklärte Nacht«, aber auch John Coltranes Free-Jazz-Variationen. Jetzt entdeckt sie den Blues für sich. Basierend auf Robert Johnsons Song »The Walking Blues« entwickelte sie gemeinsam mit der Sängerin Meskerem Mees, Ex-Rosas-Mitglied und Gitarrist Carlos Garbin und dem belgischen Produzenten Jean-Marie Aerts eine Choreografie, die mit einfachen Schritten und dem Marschieren einer Gruppe beginnt und sich zu einer komplexen Bühnenperformance aufbäumt. Aerts wird nicht auf der Bühne zu sehen sein.
»EXIT ABOVE after the tempest« lehnt sich an Shakespeares »Der Sturm« an. In einem Interview mit dem belgischen Théâtre National Wallonie-Bruxelles, wo das Werk seine Uraufführung feierte, erklärt die Choreografin: »Was sich durch den Tanz und das Stück selbst zieht, ist ganz klar der Sturm. Vielleicht befinden wir uns jetzt im Auge des Sturms. Vielleicht sind wir der Sturm.« Man denkt an Umweltkatastrophen, Kriege, die Selbstzerstörung des Menschen. In »Der Sturm« plädiert die Figur des Gonzalo für die Rückkehr zu einem Naturzustand ohne Herrschaftsstrukturen, indem die Menschen im Einklang mit der Natur leben.
De Keersmaeker leitet Rosas Performance mit einem einsamen Tänzer (Solal Mariotte) ein. Mariotte startet durch ein kurzes Klatschgeräusch ein monotones Brummen, ausgelöst von der E-Gitarre Garbins, der unauffällig neben dem Verstärker steht.
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