Eingeengt zu sein bekommt Füßen nicht. Aber Lara möchte Balletttänzerin werden. Dafür muss sie ihre Füße in die Ballettschuhe zwängen und „en pointe" auf ihren Spitzen tanzen. Probeweise wurde sie an der staatlichen Ballettschule in Brüssel angenommen. Nun muss sie sich beweisen und ihren Rückstand aufholen. Denn im Gegensatz zu den anderen Mädchen hat sie erst spät mit dem Spitzentanz angefangen. Wenn sie nach dem Training die Schuhe auszieht, schält sie blutige Zehen heraus. Und auch die Haut ihres Genitalbereichs löst sich gerötet vom hartnäckigen Tape, mit dem sie ihren Penis für das Training wegklebt.
Mit ihm ist sie geboren, als Junge. Er passt für sie nicht in das Bild des Körpers, den die Fünfzehnjährige immer wieder bei schummrigem Licht im Spiegel betrachtet. Sie möchte endlich ein Mädchen sein und wartet sehnsüchtig auf die bevorstehende Geschlechtsangleichung. Probehalber formt sie ihre Brust vor dem Spiegel zu Brüsten. Dabei ist sie doch schon ein Mädchen, wie ihr Vater Mathias feststellt, der seine Tochter unterstützt und bei den Arztterminen begleitet. Auch der Dritte im Bunde, der kleine Bruder Milo, nennt seine große Schwester „Lara". Ihr früherer Name ist tabu.
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