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Gender im Superwahljahr

Der CDU-Parteitag am Wochenende war der Auftakt des Superwahljahrs 2021. Zeit sich damit auseinander zu setzen, wie geschlechtsstereotyp wir Journalist*innen über Spitzenpolitiker*innen berichten.

In der CDU ist wieder Ordnung eingekehrt. Jene alte patriarchale Ordnung, in der ein Parteivorsitz nur an einen weißen Mann über 50 gehen kann. Und in der Frauen, wie Annegret Kramp-Karrenbauer, es durchaus nach oben schaffen, sich dort aber nicht lange halten können. Mehrere Journalist*innen haben die Wahl des CDU-Vorsitzenden am 16. Januar zum Anlass genommen, um nach Gründen für die mangelnde Diversität in der Spitzenpolitik zu suchen. Es wurde über Sexismus geschrieben, über männliche Verhaltensregeln und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Ein weiterer Faktor, der bei der Suche gerne übersehen wird, ist unsere eigene Rolle als Journalist*innen. Auch wenn wir keinen direkten Einfluss auf die Karriere von Politikerinnen haben, so prägt unsere Berichterstattung das gesellschaftliche Bild von Politik mit. Wir beeinflussen nicht nur, wie eine bestimmte Politikerin in der Gesellschaft gesehen wird, sondern auch, ob junge Leserinnen die Politik als ein potenzielles Berufsfeld sehen. Ob sie das Gefühl bekommen, dass dies ein Ort ist, an den Frauen gehören.

Die kommunikationswissenschaftlichen Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass sowohl Journalisten als auch Journalistinnen in ihrer Berichterstattung über Politiker*innen stark auf geschlechtsstereotypen Vorstellungen zurückgreifen. Oft sind es unbewusste Vorurteile, auch unconsious bias genannt, die dazu führen, dass wir Politikerinnen zum einen negativer bewerten als ihre männlichen Kollegen und zum anderen häufiger sexistisch diskriminieren. 2021 wird ein Superwahljahr: In mehreren Bundesländern wird der Landtag gewählt, in Hessen und Niedersachsen finden Kommunalwahlen und im September die Bundestagswahl statt. Es ist Zeit, dass wir unser Wirken reflektieren und uns fragen, wie wir einen gendergerechten Politikjournalismus erreichen können. [...]


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