STANDARD: Leiden Exhibitionisten unter dem Drang, sich vor anderen entblößen zu wollen?
Pfau: Nicht unbedingt, meistens spielen sich die Erregungsmuster nur in den Gedanken ab, also in Masturbations- oder Sexualfantasien. Tatsächlich setzt am Ende nur ein kleiner Prozentsatz von Exhibitionisten seine Vorstellung auch in die Tat um.
STANDARD: Warum lassen manche Exhibitionisten sich dann von Sexualmedizinern behandeln?
Pfau: Weil sie sich vor ihren eigenen Gedanken erschrecken und schon unter ihrer Neigung leiden. In der Therapie geht es daher viel um Selbstakzeptanz.
STANDARD: Der Exhibitionist soll lernen, dass sein Verhalten in Ordnung ist?
Pfau: Nein, keineswegs. Gelebter Exhibitionismus ist natürlich nicht in Ordnung, weil er das sexuelle Selbstbestimmungsrecht des Opfers verletzt. In der Therapie lernen die Betroffenen daher, nicht nur die Neigung zu akzeptieren, sondern auch die Täterschaft zu verhindern - etwa indem sie herausfinden, welche Situationen sie dazu verleiten, sich vor anderen entblößen zu wollen. ...