Der neugewählte Bürgermeister von Zagreb reiht sich ein in eine neue
Riege von jungen, progressiven Hauptstadtbürgermeistern in Mittel- und
Südosteuropa. Zuvor machte er sich einen Namen als grüner
stadtpolitischer Aktivist.
Možemo heißt die Partei, mit der Tomislav Tomašević am 30. Mai die
Bürgermeisterwahl in der kroatischen Hauptstadt Zagreb gewann. Mehr als
40 Prozent der Stimmen konnte das erst vor zwei Jahren gegründete Bündnis auf sich vereinen, das sich aus Parteipolitikern und Aktivistinnen mit grüner, linker, feministischer und städtebaulicher
Agenda zusammensetzt. Damit fiel ihm fast die Hälfte der Sitze im
Zagreber Stadtparlament zu. Tomašević selbst konnte sich in der
Stichwahl mit fast siebzig Prozent der Stimmen gegen seinen Kontrahenten
von der neurechten Heimatbewegung durchsetzen.
Možemo bedeutet soviel wie „Wir können“ und erinnert damit nicht
zufällig an die linke spanische Bewegungspartei Podemos, deren Name sich
genauso übersetzen lässt. Wie Podemos fünf Jahre zuvor entstand Možemo
2019 aus einer politischen Bewegung, die sich gegen soziale Missstände
und korrupte Machtstrukturen stellte. Und so, wie sich die
Popularität der spanischen Partei lange auf das Charisma ihres betont
bescheidenen Spitzenkandidaten Pablo Iglesias stützte, ist auch der
Erfolg von Možemo eng mit der Figur des unprätentiös auftretenden
Tomašević verknüpft. 2020 trat er für die Partei bereits als
Spitzenkandidat bei den kroatischen Parlamentswahlen an, wo sie mit
knapp sieben Prozent der Stimmen einen Achtungserfolg erzielte und
seither fünf der 151 Sitze hält.
Heimspiel als Gegner des langjährigen Amtsinhabers
Die Wahl in der 800.000-Einwohner-Metropole Zagreb war dafür ein Heimspiel für Tomašević. Hier ist er bekannt und beliebt,
hier wurde er 1982 geboren und ist seit 1998 politisch aktiv. Damals
trat er der lokalen Umweltschutzorganisation Zelena akcija (Grüne Aktion)
bei und wurde schon bald deren Vorsitzender. Sein aktivistischer Radius
dehnte sich schnell aus, umfasste neben Ökologie auch Jugendpolitik,
Gentrifizierung und Geschlechtergerechtigkeit. In Zagreb machte er sich
insbesondere als Kritiker des zunächst sozialdemokratischen und später parteilosen Bürgermeisters Milan Bandić einen Namen.
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