Immer noch erleiden Babys in Rheinland-Pfalz schwere gesundheitliche Schäden, weil sie von ihren Eltern geschüttelt werden. "Die Dunkelziffer ist hoch", warnt der Kinderarzt Lothar Maurer, Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverband. Oft würden Schütteltraumata gar nicht erkannt, weil die Kinder nur leichte Entwicklungsstörungen aufwiesen.
"Gerade deswegen ist die Aufklärung von Eltern und Ärzten so wichtig", sagt Maurer. Nach Einschätzung der Techniker Krankenkasse (TK) sterben bis zu 30 Prozent der Kinder an den Folgen des Schüttelns. Deutschlandweit erleiden jedes Jahr rund 300 bis 400 Babys ein Schütteltrauma, weil Eltern, Geschwistern oder Babysitter die Kontrolle verlieren und schreiende Babys schütteln.
Weil das Gehirn der Babys noch wächst und besonders empfindlich ist, könne das Schütteln zu schweren Verletzungen führen. Viele der überlebenden Mädchen und Jungen leiden an Langzeitschäden wie Entwicklungsstörungen oder körperlichen und geistigen Behinderungen.
Gemeinsam mit der Landesregierung und der Landesärztekammer informiert die TK Eltern mit einem Flyer. Darin finden diese Kontakte zu Kinderärzten, aber auch Übungen, die Mutter und Kind entspannen sollen. Dass Babys schreien, ist normal, wie Kinderarzt Maurer betont. "Acht bis neun Wochen alte Kinder schreien in der Regel eine Stunde am Tag ohne Grund."
Der Kinderarzt rät gestressten Eltern, sich Unterstützung zu suchen - zum Beispiel bei Verwandten oder Kinderärzten. Der rheinland-pfälzische Landesverband "Früh- und Risikogeborene Kinder" verleiht zur Aufklärung auch Simulatorpuppen. Wird eine Puppe geschüttelt, leuchten Regionen des Gehirns auf und zeigen, wo Schäden entstehen können.
Das Landgericht Trier verurteilte im vergangenen April einen 28-jährige Mann wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren auf Bewährung. Er hatte sein ein Monat altes Baby geschüttelt. Es kam zu einer Gehirnblutung und Krampfanfällen.