Am Tag nach dem Sieg der Kroaten im Elfmeterschießen gegen Dänemark sind die Telefone vieler kroatischer Restaurants abgestellt: „Vorübergehend nicht erreichbar", klingt es aus dem Telefonhörer. In der Nacht zuvor hatten viele Kroaten das Weiterkommen ihrer Mannschaft mit Bier, Autokorsos und Hupkonzerte gefeiert und Frankfurt zumindest kurzzeitig in einen Ausnahmezustand versetzt.
„Mein Herz", sagt Gojko Bricic, lacht und klopft sich auf die Brust. Wie viele Fans am Vorabend im Restaurant Saalbau Bornheim waren, weiß der Geschäftsführer nicht. „Aber es waren viele, Deutsche und Kroaten haben gemeinsam gefeiert." Vor dem Elfmeterschießen sei die Stimmung angespannt gewesen, berichtet sein Kollege Damir Rukavina. „Als Rakitic dann den entscheidenden Treffer gemacht hat, ist es aus allen rausgebrochen." Bis spät in die Nacht hätten die Fans im Saalbau Bornheim gefeiert.
Mit dem Halbfinale wären wir sehr zufrieden, und vorher wird Russland ein schwerer Gegner. Gojko BricicDie beiden Kroaten blicken schon auf die kommenden Spielen. „Das Finale ist möglich", glaubt Rukavina. Sein Chef ist sich dagegen nicht sicher, wie viel die kroatische Mannschaft noch erreichen kann: „Mit dem Halbfinale wären wir sehr zufrieden", sagt Gojko Bricic, „und vorher wird Russland ein schwerer Gegner."
Besonders auf Ante Rebic sind die beiden Männer stolz: „Er hat gut gespielt", sagt Rukavina. „Und er isst oft bei uns", berichtet Bricic. Am Freitag werde er selbst nach Sotschi fliegen, um Rebic und die Mannschaft zu unterstützen. Nur eine Sorge habe er, sagt Gojko Bricic: „Dass die Bayern Ante kaufen."
Anja Popovic ist mit ihrer Tochter in Bornheim unterwegs, die ein rot-weißes Trikot der Kroaten trägt. „In vielen Kneipen ist die Wutz abgegangen", sagt Popovic und lacht. Wegen der kleinen Kinder habe die Familie das Spiel aber zu Hause gesehen. Mutter und Tochter erwarten viel von der kroatischen Nationalelf: „Erst geht's ins Finale, dann zum WM-Sieg."
Für die Köchin eines anderen kroatischen Restaurants - sie will ihren Namen nicht nennen -ist die Euphorie zu viel des Guten. Sie habe von dem Spiel sowieso kaum etwas mitbekommen: „Ich stand in der Küche." Für die Mannschaft und die Fans freue sie sich natürlich, „aber das Leben geht weiter".
Lange Nacht, auch für die PolizeiDie Nacht nach dem kroatischen Triumph war auch für die Polizei lang. Größere Probleme habe es aber nicht gegeben, berichtet Polizeisprecher Manfred Füllhardt. „Die Kroaten haben friedlich gefeiert." Auf der Berliner Straße habe es einen Autokorso mit etwa 50 Fahrzeugen und 150 Personen. gegeben. Vor einer Kneipe im Ostend musste die Polizei die Straße an der Kreuzung von Wittelsbacherallee und Waldschmidtstraße sperren. Etwa 250 bis 300 kroatische Fans hatten dort den Sieg ihrer Mannschaft gefeiert. „Kurz nach Mitternacht hat sich das aber normalisiert", sagt Füllhardt.
Kroaten sind die zweitgrößte Minderheit in Frankfurt: Fast 16.000 lebten nach Angaben der Stadt im vergangenen Jahr am Main. Die Polizei kenne die Bevölkerungsstruktur, sagt Polizeisprecher Füllhardt. „Und wir wissen natürlich auch, wer spielt." Dementsprechend bereite man sich auf die Abende vor.
Die Euphorie der kroatischen Fans stieß nicht bei allen Frankfurtern auf Gegenliebe. Im sozialen Netzwerk Twitter schrieb ein Nutzer: „Ich gönne euch den Sieg von Herzen. Die Nacht in Frankfurt zum Tag zu machen, ist allerdings völlig daneben." Ein anderer Nutzer erinnerte daran, dass das WM-Finale erst in zwei Wochen ist. „Ich möchte schlafen."