10 April 2015
Ein Leben zwischen den Welten, das einer Zerreißprobe nach der anderen Standhalten muss. Jeg er din (dt.: Ich bin dein) ist als diesjähriger Beitrag aus Norwegen beim Nordlichter Filmfestival dabei. Er porträtiert eine junge Frau, die versucht, ihr Leben zu leben und an den unterschiedlichen Ansprüchen ihrer Umwelt verzweifelt.
Mina ist eine junge Frau und Tochter pakistanischer Einwanderer, die versucht, ihr Leben zwischen den Ansprüchen ihrer Familie, ihres Sohnes und ihrer wechselnden Liebespartner in Einklang zu bringen. Der Film bietet deutlich mehr als eine klischeehafte Abhandlung über kulturelle Differenzen, welche die traditionellen Kulturen als überholt darstellt. Mina ist gefangen zwischen dem familienorientierten, traditionellen Milieu ihrer Eltern und dem überindividualisierten Kreis ihrer Männerbekanntschaften. Dazu kommt ihr Sohn, der ebenso geliebt und umsorgt werden will. Nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen fragt niemand.
Minas Ex-Mann, ein erfolgreicher Architekt, wird von ihrer Mutter nahezu vergöttert. Er sorgt für seine Familie und ist erfolgreich im Beruf. Mina, die sich als Schauspielerin von Casting zu Casting schleppt, wird von ihrer Mutter für das Scheitern der Ehe allein verantwortlich gemacht. Die herrschsüchtige Mutter will sogar eine Ehe für Mina arrangieren, doch diese lehnt ab.
Abends trifft sie sich mit ihrem Liebhaber, der selbst jedoch eine Freundin hat und Mina nur als Ablenkung benutzt. Als Mina einen jungen, schwedischen Drehbuchautoren Jesper kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf und reist bald mit ihrem Sohn nach Stockholm, um ihn zu besuchen. Doch das anfangs heile Familienleben ist nicht von langer Dauer.
Schon nach kurzer Zeit beginnt die heile Welt jedoch wieder zu bröckeln. Mina sitzt zwischen den Stühlen: Soll sie sich um ihren Sohn oder ihren neuen Partner kümmern? Schnell bricht diese rasant gestartete Beziehung wieder ein. Jesper gehört zu dem Typ Mensch, der verantwortungsbewusstes Handeln in einer Beziehung bestenfalls kurze Zeit aufrechterhalten kann, bevor er zu einem überindividualistischen Selbstfokus zurückkehrt.
Der Film vermittelt ein tiefes Mitgefühl für die Hauptperson, auch wenn er sich nicht zu einfachen Schlüssen hinreißen lässt. Am Ende entsteht ein verständnisvolles und mitreißendes Porträt einer Frau inmitten kultureller Extreme, zwischen denen sie selbst zu zerreißen droht.
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