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So hässlich können Trainerentlassungen enden

Der VfL Bochum hat sich von Trainer Peter Neururer getrennt. Der Zweitligist wirft dem Trainer "vereinsschädigendes Verhalten" vor. Neururer hingegen weist die Vorwürfe als "lächerlich schlechthin" zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Trainerentlassung in einer echten Schlammschlacht endet. Wir haben einige Beispiele aus der jüngeren Geschichte zusammengetragen.

Fehde zwischen Mirko Slomka und Jörg Schmadtke

Gemeinsam führten sie Hannover 96 zweimal in die Europa League und machten aus einer grauen Maus kurzfristig eines der spannendsten Teams der Liga. Trainer Mirko Slomka und Geschäftsführer Jörg Schmadtke waren gut drei Jahre lang ein vorbildliches Erfolgsduo, bis sie sich plötzlich entzweiten. Bis heute schweigen beide über die Gründe ihres immer schlechter werdenden Verhältnisses. Es wird vermutet, dass Schmadtke es missfiel, dass vornehmlich Slomka das Lob für die Erfolge des Klubs erhielt. Zudem sollen sich beide bezüglich der Kaderplanung uneins gewesen sein. Im April 2013 zog Schmadtke die Konsequenzen und trat von seinem Amt zurück. Eine Woche zuvor hatte Klub-Boss Martin Kind bei "Sky90" noch versucht zu schlichten und die Bedeutung des Themas herunterzuspielen: "Es sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere, es gibt immer Höhen und Tiefen, im Moment gibt es die Phase gewisser Probleme, aber die sollte man nicht überbewerten." Wenige Tage endete diese Phase in Schmadtkes Rücktritt.

Uli Hoeneß tritt gegen Jürgen Klinsmann nach

Jürgen Klopp stand zur Auswahl, am Ende entschied sich der FC Bayern München für Jürgen Klinsmann als Cheftrainer - eines der größten Missverständnisse in der Geschichte des Vereins. Mit seinen revolutionären Trainermethoden sollte "Klinsi" den Rekordmeister international wieder an die Spitze führen. Doch spätestens mit dem 0:4-Debakel im Champions-League-Viertelfinale beim FC Barcelona im April 2009 war das Klinsmann-Projekt grandios gescheitert.

Uli Hoeneß, ehemaliger Manager und Präsident des FC Bayern, bezeichnet die Verpflichtung des ehemaligen Bundestrainers auch Jahre später noch als Fehler. Bis heute wird Klinsmann von vielen seiner Kritikern, zu denen auch Hoeneß gehört, für seine zu neumodischen Methoden belächelt. In einem Interview mit dem "Donaukurier" im Jahr 2011 erzählte Hoeneß, dass es Mannschaftssitzungen mit einer Powerpoint-Präsentation gegeben habe, für die der Klub für "zigtausend Euro Computer gekauft" habe. "Da hat er den Profis in epischer Breite gezeigt, wie wir spielen wollen. Wohlgemerkt wollen." Der zu diesem Zeitpunkt aktuelle Bayern-Coach Jupp Heynckes habe dagegen "einen Flipchart und fünf Eddingstifte. Da kostet einer 2,50 Euro. Und da malt er auf die Tafel die Aufstellung des Gegners und sagt ein paar Takte dazu. Mit Heynckes gewinnen wir Spiele für 12,50 Euro, und bei Klinsmann haben wir viel Geld ausgegeben und wenig Erfolg gehabt."

Louis van Gaal stichelt gegen den FC Bayern und Uli Hoeneß

In seinem ersten Jahr beim FC Bayern München holte Louis van Gaal 2010 das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal-Sieg und führte den deutschen Rekordmeister bis ins Champions-League-Finale. In der folgenden Saison wurde der Trainer nach dem vorzeitigen Aus im Pokal und dem Abrutschen auf Platz vier in der Bundesliga jedoch nach dem 29. Spieltag vorzeitig entlassen. Das ließ sich der stolze Holländer nicht so einfach gefallen und trat vor allem gegen Präsident Uli Hoeneß nach. "Der Einzige im Klub, der immer auf meinen Abschied gedrängt hat, war er", sagte der van Gaal und kritisierte auch die zu große Machtstellung des Präsidenten.

Ebenso behauptete der heutige Trainer von Manchester United, dass die Verpflichtung von Pep Guardiola einen "van-Gaal-Stempel" trage. Dies wollte wiederum Hoeneß nicht auf sich sitzen lassen. "Nur Louis van Gaal kann so etwas sagen. Sein Problem ist, dass er sich nicht für Gott hält, sondern für Gott-Vater. Bevor die Welt existierte, war Louis schon da. So wie er die Welt sieht, funktioniert sie nicht", sagte Hoeneß der niederländischen Zeitung "Telegraaf". Van Gaal sei zwar ein guter Fußballtrainer, habe nach seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann bei den Bayern aufgeräumt und teilweise zur heutigen Entwicklung. "Aber weiter geht sein Anteil nicht."

Markus Babbel vs. Michael Preetz

Am 18. Dezember 2011 wurde Markus Babbel bei Hertha BSC entlassen. "Um Schaden vom Verein abzuwenden", wie Manager Michael Preetz erklärte. Vorausgegangen war der Entlassung eine Schlammschlacht zwischen Trainer und Verein, wie sie die Bundesliga so vielleicht noch nie erlebt hatte. Babbel und sein bisheriger Arbeitgeber hatten sich am Ende mit Vorwürfen über Lügen und Täuschungen regelrecht überschüttet.

Der sportlich erfolgreiche Übungsleiter hatte Preetz nach eigener Aussage frühzeitig mitgeteilt, dass er seinen im Sommer 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern werde. Auf Anweisung des Klubs habe er dies aber noch nicht öffentlich gemacht. Preetz hingegen betonte, dass es nie ein derartiges Gespräch gegeben habe. In der Folge kam es zum Streit und endlosen gegenseitigen Schuldzuweisungen. "Ich habe es nicht nötig, irgendwelchen Scheiß zu erzählen. Ich habe für den Verein sechs Wochen nicht die Wahrheit gesagt", so Babbel. "Das ist schlichtweg falsch", entgegnete Preetz. Schließlich schaltete sich auch noch Hertha-Präsident Werner Gegenbauer mit der Aussage "Jetzt sollte man nicht mit Baron-Münchhausen-Geschichten kommen" ein und schlug sich damit auf die Seite des Managers. Einige Tage nach der Entlassung ließ Hertha BSC schließlich verlauten, dass der Streit mit Babbel beigelegt worden sei. Ein fader Beigeschmack blieb jedoch bei allen Beteiligten.

Claus-Dieter Wollitz: Wutrede vor laufender Kamera

Mit einer Wutrede im Stile von Giovanni Trapattoni hat Claus-Dieter Wollitz 2013 seine Kündigung beim Drittligisten VfL Osnabrück provoziert. Nach einer Niederlage im vorletzten Saisonspiel gegen Arminia Bielefeld kündigte der Coach noch am Stadion gegenüber wartenden Fans seinen Rücktritt am Saisonende an. Ein Handy-Video dieser hochemotionalen Rede gelangte ins Internet. Darin kritisiert Wollitz den VfL-Vorstand und sagt, dass er sich mit Veränderungen im Verein nicht identifizieren kann. Wörtlich: "Das muss ich mir nicht mehr antun."

Wenig später kamen die Verantwortlichen Wollitz zuvor und beurlaubt ihn vorzeitig von seinen Ämtern. Als Begründung nannten der Vorstand eben jene öffentliche Bekanntgabe des bevorstehenden Rücktritts und die an Teilen der Vereinsführung geübte Kritik.

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