Luxuriöse Hotels, noble Abendessen und zahlreiche Treffen mit Spitzenpolitikern aus aller Welt standen für Ahmed al-Jarba, Chef der Nationalen Koalition der syrischen Revolutionäre und oppositioneller Kräfte, vergangene Woche am Rande der UN-Vollversammlung auf dem Programm.
Doch der syrische Oppositionschef wird sein New Yorker Hotelzimmer bald gegen das Kriegsgebiet in Aleppo eintauschen müssen, in das er demnächst reisen will. Denn Ahmed al-Jarba ist zunehmend ein Oppositionschef ohne Opposition, nachdem sich mehrere islamistische Brigaden von der Nationalen Koalition losgesagt haben.
Neuorganisation gefordertMehrere mächtige Rebellengruppen distanzierten sich am Mittwoch von dem vom Westen gestützten oppositionellen Dachverband, der vom Ausland aus agiert. Insgesamt 13 Gruppen, von denen mindestens drei bisher als Unterstützer der Nationalen Koalition galten, unterzeichneten eine Erklärung, in der sie dem Bündnis die Loyalität aufkündigten. Sie fordern eine Neuorganisation der Opposition gegen Präsident Bashar al-Assad nach islamistischen Maßstäben und unter Beachtung des islamischen Rechts. Auch die Freie Syrische Armee (FSA), der militärische Arm der Nationalen Koalition, unterstützte die Erklärung.
Eine Opposition aus dem Ausland werde nicht akzeptiert, hieß es in der in einem Internet-Video veröffentlichten Erklärung. Man fühle sich von der Nationalen Koalition und ihrer Übergangsregierung nicht vertreten. Daher werde der Dachverband von den Unterzeichnergruppen nicht anerkannt. Dazu zählten vor allem große islamistische Kampfverbände wie die Ahrar ash-Sham, die Tawhid-Brigaden und die jihadistische Al-Nusra-Front. Letztere wird vom Westen verdächtigt, ein Ableger von Al-Kaida in Syrien zu sein.
Weitere FragmentierungDoch selbst innerhalb des Spektrums radikalislamischer Verbände gibt es Spannungen, die sich inzwischen in offenen Konflikten entladen haben. Vor allem mit dem ursprünglich irakischen Al-Kaida-Ableger Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS) kam es in den vergangenen Wochen im Norden Syriens zu Kämpfen.
Die Abspaltung und weitere Fragmentierung ist ein herber Rückschlag für die Bemühungen, vor Ort eine geordnete Rebellenbewegung aufzubauen. Westliche Länder haben die Nationale Koalition ermutigt, eine glaubwürdige Gruppe anzuführen und den Aufstieg der Islamisten zu verhindern.
Die Syrische Nationale Koalition war im vergangenen Jahr in Katar gegründet worden. Ihr Ziel ist es, nach einem Machtwechsel eine Übergangsregierung in Syrien zu bilden. In dem seit Anfang 2011 dauernden Konflikt sind mehr als 100.000 Menschen getötet worden, Millionen sind auf der Flucht. Oppositionelle sehen die Nationale Koalition bereits seit längerem kritisch. Ihr wird vorgeworfen, keinen Kontakt zu den Menschen im Land zu haben. ( Stefan Binder, derStandard.at, 27.9.2013)