Der Wettkampf um Rohstoffe spitzt sich zu. China sichert sich Seltene Erden. Die USA dominieren den Ölmarkt. Und Deutschland? Begnügt sich mit ein paar Krumen. Nun will Berlin mit einer Rohstoffstrategie gegenhalten. Der Plan dürfte scheitern.
Bevor Oliver Wittke es mit China aufnimmt, rückt er sich seine rote Krawatte zurecht, streicht das Sakko gerade und nimmt unter den Porträts von Kanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Peter Altmaier Platz, die wie zwei Schutzheilige von der Wand des deutschen Messestandes grüßen. Dann blickt er auf seinen Sprechzettel für die PDAC in Toronto, die größte Rohstoffschau der Welt. „Gespräch mit dem brasilianischen Bergbau- und Minenminister Bento Albuquerque“ steht da. Darunter, dicht gedrängt hinter Spiegelstrichen, die Talking Points.
Wittke überfliegt den Zettel noch einmal, dann steht Albuquerque auch schon vor ihm. Der parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium schnellt hoch und streckt dem Brasilianer die Hand entgegen: „Welcome! Good to have you here.“ Der Minister nickt etwas verständnislos. Er hat keinen Sprechzettel dabei, dafür eine Dolmetscherin. Und so fährt Wittke fort: Er will eine Kooperation verabreden, Vorkommen für Kobalt erkunden – ein wichtiger Rohstoff für die Batterien von E-Autos, die die deutsche Industrie dringend braucht. Deutschland stehe bereit für das Abbauvorhaben, helfe gern auch bürokratisch, bei der Genehmigung, der Zulassung, der Umweltprüfung: „We have the Bergamt in Germany.“
Ressourcen waren für Europa lange keine Frage von Macht und
Sicherheit. Man verstand sich als größter Binnenmarkt der Welt, wähnte
sich im Geiste einig mit den Vereinigten Staaten, betrachtete China als
Entwicklungsland, vor allem als abhängigen Absatzmarkt. Politiker und
Konzernmanager gingen folgerichtig von einer Art ewigem Frieden auf den
Weltmärkten aus, von freiem Handel, der weder verteidigt noch gesichert
werden müsse.
Washingtons Drohung, bei Sanktionen gegen Ölimporte
aus Iran künftig keine Ausnahmen mehr zuzulassen, zeigt einmal mehr,
wie naiv diese Vorstellung war.
US-Präsident Donald Trump schadet mit seinem Embargo ja nicht nur dem Regime in Teheran – sondern indirekt auch China, das zu den großen Ölkunden des Iran gehört. Sollte Iran nun, wie angekündigt, die Straße von Hormus schließen, könnte das ein Drittel der globalen Ölexporte betreffen. Die Antwort aus Peking dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Der Wettkampf um Rohstoffe spitzt sich dramatisch zu – mit Deutschland als unbeteiligtem Zuschauer?
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