Die reibungslose Nachfolge in Familienunternehmen misslingt häufig. Anders beim Sicherheitstechniker Pilz. Dort haben die Eigentümer ganz unaufgeregt vieles richtig gemacht.
Familienunternehmen erzählen am liebsten Erfolgsgeschichten, aber manchmal bringen sie Schauermärchen hervor. Sie handeln von störrischen Patriarchen, die sich für unersetzlich halten, oder von verunsicherten Nachfolgern, die dem Druck nicht gewachsen sind. Oft nimmt am Ende die Firma Schaden.
Bei Pilz geht die Geschichte anders: Vor eineinhalb Jahren kündigt Chefin Renate Pilz an, Ende 2017 die Leitung des Familienunternehmens ganz an ihre beiden Kinder abzugeben. Zu diesem Zeitpunkt lenken sie die Geschäfte schon gut zehn Jahre zu dritt. Renate Pilz arbeitet die übrigen Monate wie gehabt weiter und scheidet dann vom einen Tag zum anderen aus der Firma aus. Klingt langweilig? Es ist genau diese reibungslose Problemlosigkeit bei der Unternehmensübergabe, die viele neidisch machen würde. Wie genau hat Pilz das geschafft?
Ein lauer Herbstabend, ein Hotel mit Aussicht auf die Nordalbhänge. Eine gute halbe Stunde entfernt liegt in Ostfildern die Pilz-Zentrale. Einmal im Jahr bringt die Firma ihre Länderchefs hier, in einer alten Stauferburg, zusammen. Pilz ist ein im Wortsinn verborgener Meister seines Fachs: Die Firmentechnik steckt in Förderbändern, Druckerpressen, Rolltreppen und Skiliften, in allem, was man schnell anhalten können muss – mit einem roten Notschalter etwa.
Renate Pilz, 77, lenkt ihr Auto schwungvoll auf den Parkplatz, einen BMW mit Elektromotor, ungewöhnlich im Daimler-Land
um Stuttgart. Sie holt ihre Tochter Susanne Kunschert, 48, ab, die eben
noch vor ihren Führungsleuten vorgetragen hat. Dann geht die Tür auf,
und die beiden kommen in den kleinen Besprechungsraum.
Frau
Pilz, was können andere Familienunternehmer von Ihnen lernen? „Mit dem
Lernen ist das so eine Sache“, sagt sie. Jedes Unternehmen sei durch
seinen Werdegang geprägt und daher anders. Und doch: Wer in Ruhe mit
Mutter und Tochter spricht, kann fünf Lehren ziehen. (...)
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