Privilegien, Lebensläufe und „Gutes tun“ im Ausland
Jeder kennt Gap Year-Leute, die auf Social Media präsentieren, wie sie im globalen Süden, Waisenkindern Englisch beibringen, Häuser bauen oder Ärzt*innen bei Untersuchungen assistieren. Nach dem Abschluss wollen sie weit weg #realworldproblems sehen, (für ein paar Wochen) „Gutes tun“ und polieren dabei den CV auf, denn soziales Engagement in der Ferne feiert jede HR-Leitung. Vor allem in sozialen Berufen gelten Auslandsfreiwilligeneinsätze, so fragwürdig sie in reality sind, als Türenöffner. Dass der Großteil aus privilegierten Verhältnissen mit Para kommt, weiß intern jeder. Insgesamt können die Kosten zwischen 1000-3000 Euro für Teilnahmegebühren, Flug, Unterkunft, Verpflegung und Reiseversicherung betragen. Klar ist, dass Erfahrungen wie diese bei Personen aus sozial schwachen Familien auf dem Lebenslauf fehlen werden. Stipendien bekommt man nur schwer. Wer als Arbeiter*innenkind ein Volontariat machen will oder muss, kann nur Angebote im Inland wahrnehmen. Kopf hoch, die Voluntourism-Industrie ist eh scheiße. Zahlreiche Programme nehmen locals Arbeitsplätze weg. Zudem werden Hilfsprojekte vermehrt in Regionen verlagert, die beliebt bei „westerners“ sind. Webseiten sprechen nicht um sonst von „Abenteuern“. Viele Waisenheime nehmen außerdem Kinder mit lebenden Eltern auf, damit es mehr zu tun gibt. Im Grunde werden die Bedürfnisse der Freiwilligen gedeckt, nicht die der Communities, die nachhaltige Unterstützung von Expert*innenteams brauchen, aber unqualifizierte Teenager bekommen. Das alles sollte die applaudierende HR-Abteilung bei kommenden Einladungen zu Bewerbungsgesprächen vielleicht miteinbeziehen.
Tipp: Sinnvolles Volunteering in Österreich
"Nightingale": Schüler*innen-Mentoring
Volksschüler*innen mit Migrationshintergrund aus Wien, Graz, Salzburg und Linz treffen sich einmal in der Woche mit Studierenden. Es geht darum, dass die Menor*innen die Kinder mit österreichischen Kultur- und Bildungsinstitutionen vertraut machen und einen Beitrag zur Inklusion leisten. Gern gesehene Ausflugsziele sind Universitäten, Museen, Kindertheater oder Tiergärten.
Mehr Infos unter: https://bib.phwien.ac.at/projekt/nightingale-inklusiv/
Andere Optionen in Österreich unter: https://www.socialheld.at/
3 Fragen an Marcos Moschovidis von EU FOR YOU
Was ist die Grundidee von EU FOR YOU?
Jungen Menschen zeigen was die EU für uns macht und machen kann. Außerdem soll klar sein, wie wir uns alle beteiligen können, um sie positiv zu verändern und Mitmenschen in Notsituationen zu unterstützen. Mehr Leute sollen wissen, dass die EU kein unsichtbarer Betonklotz ist, sondern aus Menschen besteht die wir erreichen können.
Was unterscheidet EU FOR YOU von anderen Non-Profit-Nachrichtenplattformen?
Plump gesagt: wenn die Leute mit mir schreiben, dann schreiben Sie mit einem Typen der in Nike Jogginghose und TNs durch die Stadt läuft. Das ist in der Politikwelt eher unüblich. Ansonsten: Die leicht verständliche Sprache, die Möglichkeit bei Interviews mit hochrangigen Politiker*innen Fragen zu stellen und die easy Erreichbarkeit.
Welche Ereignisse motivieren euch weiterhin dazu in euer Freizeit am Projekt zu arbeiten?
Alles was Menschenrechte/Demokratie einschränkt zeigt wie notwendig Aufklärungsprojekte sind und bleiben – leider täglich.
Rétablir l'original