Von Sebastian Schreiber, ARD-Studio Washington
Seit Jahrzehnten versorgt die Zeitung "Madison Press" die Bürger am Erie-See im US-Bundesstaat Ohio mit dem Neuesten aus der Region - gedruckt auf Papier, versteht sich. Doch das wird sich ändern. Die Zeitung soll künftig nur noch digital erscheinen.
Das liegt auch daran, dass sich der Verlag das Papier einfach nicht mehr leisten kann. Seit etwa vier Monaten erhebt die Trump-Regierung neue Zölle auf kanadisches Papier, das viele Verlage nutzen. Die Produktionskosten stiegen um bis zu 30 Prozent.
Zölle stürzen Zeitungen in einen ÜberlebenskampfDie Auswirkungen dieser Zollpolitik seien immens, sagte Matt Paxton dem Sender NBC. Er betreibt im Bundesstaat Virginia eine Lokalzeitung. "Wir müssen auf unsere Kosten schauen", sagt Paxton. "Es gibt einige Zeitungen, die nun weniger Seiten drucken oder die Auflage reduziert haben. Für viele geht's ums Überleben."
Die Beschwerde einer einzigen Papierfabrik im Bundesstaat Washington führte dazu, dass die Regierung entschied, die Zölle auf Papier einzuführen. Die Fabrik bemängelte, dass kanadische Produzenten durch Subventionen bevorteilt würden - das sei unfair.
Nun also müssen die Verlage auf teureres Papier zurückgreifen. Branchenverbände sind empört. Ein einziges Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern sorge dafür, dass eine ganze Branche mit vielen hunderttausend Jobs in Gefahr gerate.
Für die Branche ein großer RückschlagDie Journalismus-Professorin Margot Susca von der American University in Washington sieht die Entwicklung mit großer Sorge. Schließlich sei die Zeitungsbranche schon vor den Zöllen in der Krise gewesen. "Manche sagen, die Branche hält sich gerade so noch am Leben", sagt Susca. "Die Zeitungen mussten in den vergangenen Jahren große Verluste einstecken. Sie mussten Mitarbeiter entlassen. Für die gebeutelte Zeitungsindustrie ist das jetzt ein endgültiger Rückschlag."
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es nicht reichen wird, weniger Seiten oder ein anderes Format zu drucken, wenn die Zölle bestehen bleiben. Große Zeitungen wie die "Tampa Bay Times" aus Florida kündigten an, Mitarbeiter zu entlassen.
Die Leidtragenden seien am Ende die Bürger, sagt Susca, vor allem in kleinen Städten. "Die Konsumenten verlieren, wenn es weniger Reporter gibt, die über lokale Themen berichten - über die Sportmannschaften ihrer Kinder bis zum Bürgermeister und darüber, wie er das Geld ausgibt", sagt die Journalismus-Professorin. "Das sind wichtige Themen, über die Lokalzeitungen besser berichten als jeder andere."
"Direkter Angriff auf die Zeitungen"Dass es gerade die Zeitungen sind, die unter Präsident Donald Trumps Handelspolitik so leiden, ist für Susca kein Zufall. "Das ist ein direkter Angriff auf die Zeitungen, deren Aufgabe es ist, die Regierung zu hinterfragen. Das ist Trumps Weg, eine Industrie zu bestrafen, von der er glaubt, dass sie seiner Regierung schadet."
Dennoch gibt es Hoffnung für die Zeitungen. Denn im US-Kongress rührt sich Widerstand gegen die Papierzölle. Dutzendene Abgeordnete beider Seiten, Republikaner wie Demokraten, sprechen sich dafür aus, die Zölle schnellstmöglich wieder abzuschaffen. Schon in den kommenden Wochen soll die US-Bundesbehörde für internationalen Handel darüber endgültig entscheiden.