Sabine und Klaus Sewing unterrichten Russisch an einem Gymnasium in Lübbecke. Eine Liebe für die Sprache des Aggressors: Wie läuft der Unterricht in Zeiten eines Angriffskrieges, der von Russland gestartet wurde?
Russisch als Fremdsprache ist an den Schulen in NRW wenig verbreitet. Genaue Zahlen gibt es nicht, an der sogenannten Russisch-Olympiade NRW nehmen im Schnitt etwa 35 Schulen teil. Am Wittekind-Gymnasium in Lübbecke lernen rund 60 Schüler ab der Oberstufe Russisch. Ihre Lehrer sind Sabine und Klaus Sewing. Kann man in Zeiten des Ukraine-Krieges eine Liebe für die Sprache des Aggressors vermitteln?
WELT: Steht man als Russisch-Lehrer automatisch unter dem Verdacht, Putin-Versteher zu sein?
Sabine Sewing: Wir haben den Schülerinnen und Schülern ein kleines Schriftstück für die Eltern mitgegeben, in dem wir klargemacht haben, dass wir den Krieg verurteilen. Wir wollten nicht in Verdacht geraten, dass der Russisch-Unterricht eine Propaganda-Veranstaltung für Putins Politik sein könnte. Ich bin mit dem Gefühl rausgegangen, dass ich froh wäre, wenn wir einen kleinen Kurs zusammenbekämen.
WELT: Und, kam der Kurs zustande?
Sabine Sewing: Es sind tatsächlich 29 Schülerinnen und Schüler geworden. Ich habe das nicht glauben können. Vielleicht wollten sie lieber eine neue Sprache lernen, als Latein weiterzumachen. Mit einem Fach zu starten, bei dem noch nicht alles verloren ist.