Von news.de-Redakteuren S. Gorhau und I. Wiedemeier
Sünden werden vergeben. Auch die Watsch'n hätte die katholische Kirche ihrem Bischof Mixa nachsehen können, wenn er dazu gestanden hätte. Doch der Hirte hat seine Schäfchen angelogen. Nun hat er keinen Rückhalt bei den Seinen mehr.
«Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.» Das achte Gebot, besser bekannt als «Du sollst nicht lügen», war bisher der Kitt der katholischen Kirche in der Causa Mixa. Denn wenn der Bischof sagt, er habe keine Kinder geschlagen, dann glaubt die Kirche das – seine Priester, Vikare, Diakone, seine Gemeindereferenten, sie haben nicht gezweifelt an ihrem Hirten.
«Jetzt gibt es eine Lüge. Das hat uns Priester alle erschüttert», sagt einer von denen, die Bischof Mixa geglaubt haben. In einer Gemeinschaft, die auf Glauben basiert, ist der Missbrauch dieses Vertrauens schlimmer als die Tat. Hätte Walter Mixa von vornherein eingeräumt, dass ihm damals, in den 1960er Jahren, ab und zu die Hand ausgerutscht sei, er mit Ohrfeigen gemaßregelt hätte, auch die gelegentliche Tracht Prügel – seine Diözese hätte ihm das verziehen. Das ist schließlich das Prinzip der Kirche. Der Mensch ist schwach, doch seine Sünden werden ihm verziehen, wenn er bereut.
Somit hat Mixa die Christenmenschen gleich doppelt enttäuscht, zwei Grundregeln des Glaubens verletzt. «Er hat sich nicht an uns gewendet», sagt der junge Priester, der von Bischof Mixa seine Weihe empfangen hat. Und damit seien die Dämme gebrochen, erklärt er den Mechanismus in der Diözese. Die Gemeinschaft der Kirche ist erschüttert, und so wollen jetzt auch andere Vergehen ans Licht. Mixas Veruntreuungen von damals, als er Gelder aus einer Waisenhausstiftung für einen 40.000 Mark teuren Wandteppich, Wein und Antiquitäten ausgab. Dem Misstrauen sei Tür und Tor geöffnet, schmutzige Wäsche werde hervorgezerrt, schildert der Priester seine Enttäuschung.
Mangelhafte Krisenkommunikation von Mixa
Und nicht nur das. Schuld an dem moralischen Zusammenbruch des Bischofs hat nach Ansicht der Kirchenmänner nicht nur Mixa selbst. Bistumssprecher Voß habe die Strategie der weißen Weste gefahren und seinem Hirten damit kaum eine Wahl gelassen. So sehen es manche Geistliche. So versuchen sie, ihren Bischof doch noch ein bisschen zu entlasten. Und damit die Kirche, und damit sich selbst.
Für Walter Mixa ist dies das Ende, daran hat der junge Priester keinen Zweifel. Das Rücktrittsgesuch werde angenommen, der Vatikan könne eine Ablehnung gerade im gegenwärtigen Klima nicht rechtfertigen, betont er. Mit 69 wäre der Bischof im besten Karriere-Alter innerhalb der katholischen Kirche. Doch einen versteckten Platz im Vatikan, um ihn vom Unruheherd wegzuloben, werde der Papst Mixa nicht anbieten, sagt der Geistliche. Der Augsburger Noch-Bischof wird wohl in einem Kloster als Seelsorger weiter wirken. «Meinen Glauben belastet es nicht», sagt der junge Priester zum Schluss.
reu/news.de
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