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Tunesiens Saatgut-Rebellen

Auf den Tischen liegen kleine Briefchen und Tütchen, voll mit Körnern verschiedener Formen und Farben - ein begehrtes Gut an diesem Septemberwochenende in der Oase von Chenini, im Südosten Tunesiens. Am Salah, Onkel Salah, wie ihn alle nennen, zuckt mit den Schultern. Wassermelone und Kürbis sind aus. Dafür hat er noch Petersilie, scharfe und milde Paprika und Blattsalat im Angebot. Alles aus seiner eigenen Parzelle hier in der Oase. Geduldig erklärt er Neulingen, wann was gepflanzt werden muss und wie viel Wasser und Sonne die verschiedenen Pflanzen vertragen.

Die Saatgut-Börse des Tunesischen Vereins für Permakultur (ATP) findet 2019 zum fünften Mal statt. Jährlich wächst sie, doch sie hat immer noch etwas von einer Untergrundbewegung. Denn eigentlich dürfen in Tunesien nur staatlich zertifizierte Saaten verkauft werden. Die Permakultur-Landwirte befinden sich in einer Grauzone, erklärt Rim Mathlouthi, Vorsitzende des Vereins. „Bei kleinen Mengen oder wenn das Saatgut getauscht statt verkauft wird, dann wird nicht so genau hingeschaut."

Das Konzept der Permakultur ist in Tunesien noch wenig bekannt. Neben dem Verzicht auf chemische Düngemittel und Pestizide steht bei dieser Form der biologischen Landwirtschaft das ganze Ökosystem im Zentrum, das möglichst dauerhaft und selbsterhaltend funktionieren soll. Den Anbau von Monokulturen zum Beispiel lehnen die Landwirte ab. „Eigentlich machen wir nichts anderes als unsere Urgroßeltern, nur haben sie es noch nicht so genannt", so Mathlouthi.


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