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Corona-Impfungen in Arztpraxen: So läuft es bisher in Bayern

Seit über einer Woche dürfen auch Arztpraxen in Bayern gegen Corona impfen. Der Bund zog diese Woche nach. Das bayerische Fazit: Impfen ist eine Zusatzleistung, aber tägliches Geschäft.

Die Schlange vor dem Hausarztzentrum in Erlangen ist lang. Nach der regulären Sprechstundenzeit beginnt Dr. Markus Beier zusammen mit seinen Kollegen mit den Covid-19-Impfungen, die sie wie andere Haus- und Facharztpraxen seit etwas mehr als einer Woche verabreichen dürfen.

50 Patienten werden so an einem Abend in der Praxis geimpft. Vor der Tür wird aufgerufen, registriert und Fieber gemessen. Dann geht es schnell: Nach einer Aufklärung und der Möglichkeit für Fragen ist es mit einem Piks getan und die teils langersehnte Impfung erledigt.

Reibungsloser Start in bayerischen Praxen

Dr. Markus Beier ist Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbands. Kurz vor Ostern durfte auch seine Praxis an der Impfkampagne teilnehmen. Die ersten zwei Wochen sind vergangen, Beier bilanziert: "Es hat alles reibungslos funktioniert. Sowohl in den Praxen als auch mit den Patientinnen und Patienten, mit den Abstimmungen, mit den Apotheken vor Ort." Auch wenn die Corona-Impfungen eine Zusatzleistung seien, die die Praxen erbringen müssen, sei Impfen schließlich das tägliche Geschäft von Hausärzten. Ein großer Aufwand bei der Corona-Impfung ist die Organisation und Beratung - der Bedarf ist größer als bei anderen Impfungen.

Anzahl der Impfdosen steigt nur langsam

Wöchentlich bestellen die Praxen bei den Apotheken Impfstoff. Der pharmazeutische Großhandel erhält Impfstoff direkt vom Bund und hängt nicht mit den Lieferungen der sonstigen Impfstoffversorgung zusammen. Bundesweit standen in dieser Woche 941.000 Impfdosen für Praxen zur Verfügung - Bayern erhielt einen Anteil von 146.000. Zusammen mit den Impfdosen letzter Woche hätten in Bayern so bereits rund 190.000 Impfdosen durch Haus- und Facharztpraxen verabreicht werden können, rechnet Dr. Beier vor.

Für nächste Woche werden laut Gesundheitsministerium 157.000 Dosen für bayerische Praxen prognostiziert. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Beier. Er fordert vor allem, in Zukunft Impfstoffe aller Hersteller zu bekommen - im Moment sei es lediglich der Impfstoff von BioNtech. Nur wenn Ärzte auf Lieferungen aller Hersteller Zugriff hätten, könnten sie ihre Patienten optimal beraten und versorgen.

Mehr Freiheiten bei der Priorisierung

Priorisiert werden die Patienten nach Alter und Vorerkrankung. Die Arztpraxen orientieren sich dabei an den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. Momentan ist in Dr. Beiers Praxis die Altersgruppe ab 70 an der Reihe, aber auch ein werdender Vater wird geimpft, da die Angehörigen von Schwangeren weit oben auf der Prioritätenliste stehen. Markus Beier wünscht sich gerade bei der Auswahl der Patienten, die ein Impfangebot erhalten, Freiheiten, schließlich kenne er seine Patienten am besten.

Ein Problem, das noch auch bei den Arztpraxen besteht, sind Lieferengpässe und Lieferschwankungen, so Beier. In der Logistik zeichnen sich bereits die ersten Probleme ab. Ein Apotheken-Großhändler habe Bestellungen für nächste Woche vergessen: "Das bedeutet, dass einzelne Praxen ihren Patienten erklären müssen, warum keine Impfungen stattfinden, obwohl regulär bestellt wurde. Aber die Größenordnung, ob das Einzelfälle sind oder ob das mehrere Praxen sind, kann ich noch nicht sagen", betont Beier.

Beier: Schwerpunkt von Impfzentren in die Praxen verlagern

Bisher noch nicht in die Lieferungen der Apotheken mit einbezogen sind Privat- und Betriebsärzte. Damit auch diese in Zukunft über Apotheken Impfstoff beziehen können, müssten vor allem noch abrechnungs- und meldetechnische Fragen geklärt werden, teilt das bayerische Gesundheitsministerium mit. Der Start der in den Hausarztpraxen sorgt jedoch bereits für Optimismus.

Bis jetzt haben 13,8 Prozent der Deutschen mindestens eine Impfung erhalten. Bis Ende April sollen es 20 Prozent sein, kündigt Jens Spahn an. Und die Zahlen stimmen ihm zu: Mit 656.000 verabreichten Impfungen an einem Tag erreichte das Impfen in Deutschland am vergangenen Mittwoch seinen bisherigen Rekordwert.

Auch wenn es nach Dr. Markus Beier geht, kann viel Hoffnung in die Arztpraxen gelegt werden: "Dieses Konzept mit den Impfzentren zu starten, fand ich für den Anfang absolut in Ordnung, jetzt ist aber höchste Zeit, dass der Schwerpunkt in die Praxen wandert."

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