Montag 14. September 2015 18:25
Heute Expo - was kommt morgen? Gestaltung: Christoph Dirnbacher und Sandra Knopp
Das gesamte Wissen der Welt an einem Ort versammeln: Das war der Anspruch der ersten Weltausstellung im Jahre 1851 in London. Mittlerweile gab es weltweit über 60 derartige Ausstellungen, heute Expos genannt. Im 19. Jahrhundert waren sie technische und handwerkliche Leistungsschauen. Heute werden hingegen Lösungsansätze für globale Problemstellungen diskutiert. So auch bei der aktuellen Expo in Mailand, bei der sich alles um die Ernährung der Menschheit dreht.
Doch das Spektakel ist durchaus umstritten. Kritiker meinen, das Konzept sei veraltet und der Aufwand für die kurze Zeit unverhältnismäßig hoch. Hinzu kommt, dass Expos immer wieder Verluste in Milliardenhöhe hinterlassen. Befürworter sehen Weltausstellungen hingegen als Möglichkeit zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert eine Expo in Europa heutzutage noch hat und was von solch einem Großevent übrig bleibt.
Von Juni bis Oktober 2000 machte die Expo Station in Hannover. Aussteller aus 155 Ländern waren in der niedersächsischen Landeshauptstadt zu Gast. Auch, wenn die Expo ein Defizit von 1,1 Milliarden Euro hinterließ, hat sie zur nachhaltigen Entwicklung Hannovers beigetragen. Insgesamt wurden vier Milliarden Euro in die Infrastruktur im Großraum Hannover investiert. Im Zuge der Expo entstand ein neues Stadtviertel Hannover-Kronsberg. Heute leben in dem Gebiet 8000 Menschen, Tendenz steigend.
Zu wenige Besucher, überzogene Erwartungen und erhebliche Verluste: in der mehr als 160-jährigen Geschichte der Weltausstellungen ist das mehrfach passiert. Ein Beleg dafür war auch die erste Wiener Weltausstellung, die 1873 im Wiener Prater stattfand:
Im Vorfeld der Wiener Weltausstellung kam es zu gewaltigen Spekulationen mit Aktien und Grundstücken. Breite Schichten der Bevölkerung waren daran beteiligt. Am 9. Mai 1873, knapp nach Eröffnung der Weltausstellung, platzte die Spekulationsblase. Die Folge: Eine jahrelange Wirtschaftskrise. Eine Weltausstellung bietet Chancen, aber hat auch Risiken und Nebenwirkungen. Die Expo 2015 in Mailand mit dem Schwerpunkt zur Ernährung der Menschheit läuft noch bis zum 31. Oktober 2015. Was danach mit dem Gelände passieren soll ist noch ungewiss.
Gestaltung: Christoph Dirnbacher , Sandra Knopp · zur Sendereihe