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Émission télévisée

ZAPP : Das "Mutcamp" – Afrika-Klischees in KiKa-Sendung

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Stellt euch vor, ein pakistanischer Fernsehsender wolle Kindern beibringen, ihre Ängste zu überwinden. Die Idee: Jugendliche würden nach Deutschland geschickt und "Mutproben" ausgesetzt. So sollten sie in Dresden mit Pegida-Demonstranten ins Gespräch kommen, sich in Heidenau nachts vor ein Heim für Asylsuchende trauen oder in Mecklenburg-Vorpommern das überwiegend von Neonazis bewohnte Dorf Jamel besichtigen. Wie gerecht könnte eine solche Sendung durch diese Bilder Deutschland werden?

Und doch: ein ähnliches Konzept liegt einer Sendung zugrunde, die im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal des MDR ausgestrahlt wird. In "Das Mutcamp" werden deutsche Jugendliche nach Südafrika verfrachtet und sollen dort ihre Ängste besiegen. Die "Mutproben": Vogelspinnen anfassen, auf einer wackligen Hängebrücke laufen, aber auch landestypisches Essen kosten (in der Sendung gern als "afrikanisches Essen" abgekürzt), oder sich tagsüber in ein Township trauen, wo die Jugendlichen einen Schuljungen nach Hause begleiten sollen - um sich hinterher ausführlich darüber auszulassen, wie dreckig und arm es dort aussieht. Der pädagogische Ansatz dahinter offenbar: Klischees angucken und reproduzieren. So wie fast alle schwarzen Einheimischen in der Sendung ist auch der Schuljunge dabei nur Requisite. Denn nur weiße Protagonisten taugen für die Macher wohl als kompetente, glaubwürdige Berater. Über Kultur und Kolonialgeschichte Südafrikas erfährt man aber auch von ihnen: nichts.

Hier mein ZAPP-Beitrag über eine Kindersendung, die Afrika-Klischees und rassistische Stereotype vermittelt. "Das Mutcamp": leider nur ein trauriges Beispiel unter vielen im deutschen Fernsehen. Den Mut, sich der Kritik zu stellen, hatten die Macher allerdings nicht. Ein Interview mit ZAPP lehnten MDR, Kika und Produzenten ab. Auf unseren ausführlichen Fragekatalog heißt es lapidar: "Wie man (...) TV-Machern (...) Rassismus unterstellen kann (zum Beispiel durch die Auswahl des Drehortes), können wir nicht nachvollziehen". Eine ernsthafte, kritische Auseinandersetzung sieht anders aus. (02.09.2015)