Wir leben in einer Welt, die von "mächtigen Männern" regiert wird. Männer, die im Glauben leben, gewählt worden zu sein, um den Volkswillen zu überliefern und diesen gegen alle Widerstände, seien das politischer Gegner, Medien, Gericht oder bestimmte Gruppierungen durchsetzen zu müssen.
Überall in der Welt, nicht nur in Amerika, in der Türkei und in Russland fürchtet man derzeit die Wiederkehr des Faschismus. In diesem Literaturkontext geht es um die Macht und die Funktionsweise faschistischer Rhetorik. Denn der Faschismus arbeitet vor allem mit Sprache und mit Diskursstrategien: Faschistische Sprache verweigert den Diskurs, ist autoritär, selbstermächtigend und will Gewalt mobilisieren.
Wir stellen die Satire "Faschist werden" der italienischen Schriftstellerin Michela Murgia vor, sprechen mit dem Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke über Hitlers "Mein Kampf" und mit der Schriftstellerin Ilma Rakusa über literarische Strategien des Widerstands.
"Faschist werden. Eine Anleitung" heisst die Satire der italienischen Schriftstellerin Michela Murgia. In Italien wurde das Buch schnell zum Bestseller, vermutlich weil es als Kritik an der rechtspopulistischen Regierung missverstanden wurde.
Tatsächlich konfrontiert uns das Buch aber mit der Frage, wie stark faschistische Sprachmuster unsere Kommunikation gerade dort beherrschen, wo wir sie kaum vermuten: Im "common sense" unserer Alltagssprache, in den Massenmedien, und nicht zuletzt in der antifaschistischen Polemik der politischen Linken, zu der Murgia selbst gehört.
Martina Süess
Als Adolf Hitler im Gefängnis 1924 seine Programmschrift "Mein Kampf" schrieb, ahnte er womöglich selbst nicht, wie bald schon seine düsteren Phantasien zur Realität werden würden.
Doch was passierte zwischen 1924 und 1933, als der Ex-Sträfling Adolf Hitler zu einem der mächtigsten Männer der Welt wurde und was davon ist in dieser Schrift angelegt?
Für den Literaturwissenschaftler Albrecht Koschorke ist Hitlers wirre Hetzschrift nicht zuletzt der brutalste Beweis der Macht der Worte und eine Anleitung zur Selbstermächtigung durch Sprache.
Salomé Meier
Die Beschäftigung mit dem Holocaust ist für Ilma Rakusa eine Frage der Ethik und unumgänglich, wenn wir wollen, dass sich dieses Kapitel der Geschichte niemals wiederholt.
Als Übersetzerin und Literaturkritikerin erschloss Ilma Rakusa die Werke russischer und mitteleuropäischer Autoren wie Danilo Kiš, Imre Kertész und Péter Esterhàzy für die deutsche Sprache; Geschichten jüdischer Schriftsteller, die im Zweiten Weltkrieg das Konzentrationslager überlebt haben.
Auch Ilma Rakusas eigene Erzählungen und Gedichte tragen die Schrecken des 20. Jahrhunderts oftmals als latenten Subtext in sich mit.
Salomé Meier
Autor/in: Salomé Meier, Martina Süess, Moderation: Monika Schärer, Redaktion: Anna Jungen. Produktion: Raphael Zehnder
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