Sie reden über Donald Trump „und andere alte, senile Männer", über den Brexit, den Flughafen BER, die AfD und über die Elbphilharmonie. Darüber, dass 20 ausgesetzte Grizzlys in der Region Hameln bei Hannover die unliebsame Wolfspopulation eindämmen sollen. Und was wird die Grizzlys verjagen? Keine Bange, darauf sei man ebenfalls bestens vorbereitet. Die Lösung: Bengalische Königstiger.
„Wir sind hier ja in... Dresden? Sieht aber aus wie Cottbus", stellt Thieß Neubert zu Beginn fest. In der Show im Nachrichtenkostüm, angelehnt an das Format der Tagesschau, wird es allerdings schnell ungemütlich für das Publikum. Denn wer denkt, dass die beiden „Nachrichtensprecher" Thieß Neubert und Anne Rothäuser starr ihre Satire-Nachrichten runterrattern, der irrt.
Gekonnt und auf eigentümliche Weise gelingt es den beiden Repräsentanten des „Postillon", die Gäste mit ihren Wortwitzen und abstrusen Meldungen in schallendes Gelächter zu versetzen, und bringen diese nebenher auch mit androhenden Interaktionen in die eine oder andere unangenehme Lage. Hervorgerufen durch peinlich berührte Zuschauer wird die Luft plötzlich zum Zerschneiden dick. Direkter Blickkontakt mit Einzelnen verstärkt sowohl Scham als auch das daraus resultierende Gefühl des Ertappt-werdens, dem sich auch die Autorin ausgesetzt fühlt: „Wie ich sehe, sitzt hier vorne eine Kollegin. Ja genau, die mit dem Block, die so viel mitschreibt. Habe ich Sie doch enttarnt", scherzt Thieß Neubert.
Trotzdem - oder gerade deshalb - feiern die Dresdner die exklusiven Postillon-Nachrichtensprecher für ihren Biss und ihren unverblümten, bitterbösen, ja, schwarzen Humor. Im 90-minütigen Programm präsentiert das Duo, jeder hinter einem Podest stehend, absurd-komische Meldungen, aberwitzige Videos, darunter sogar Gag-Reportagen mit dem Titel „Der Postillon deckt auf", wunderbare Wortspiele (Sportnachrichten, präsentiert vom „Sportillon") bis hin zu Flachwitzen, verpackt in den populären Kurznachrichten, die immer wieder eingestreut werden, als würde man ein stundenlang dahinköchelndes Gericht auf dem Herd nach und nach würzen. Das sah dann etwa so aus: „Ähm & Ähms: Stoiber nascht während Rede Schokolinsen" oder „Einfach mal abschalten: Pfleger genießt die Ruhe auf der Intensivstation".