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Ein bisschen wie IKEA sein

Radio machen wollte Jasmin Dolati schon im Alter von 13 Jahren. Zwei Jahre später erfüllte sie sich diesen Wunsch und gestaltete als Schülerin eine Jugendsendung für einen Südtiroler Privatsender mit Studio in Innsbruck. In die ORF-Lehrredaktion stieg sie noch vor der Matura ein und blieb als fixe Freie. Es folgten ein Psychologie-Studium, Stationen bei RTL in Köln, Radio Melody in Salzburg, das sie mit aufbaute, und Radio RTL. Für die Radio- und Medienforschung des ORF erarbeitete die 47-Jährige unter anderem Programmanalysen für Radio Wien (RW) - und wechselte 2001 als stellvertretende Programmchefin und als Mittel- und Langfristplanerin zum Stadtsender.

Als Programmchefin feiert Dolati im März ihr zehnjähriges Jubiläum und blickt auf viele Veränderungen zurück: allem voran auf neue Sendungen, Moderatoren, Reporter, neue Jingles sowie eine dynamischere, zeitgemäßere und urbanere Musik. "Ich glaube, ich habe dem Sender ein neues Gesicht gegeben, indem ich vieles neu erfunden habe", sagt sie und meint damit den "RW-Literatursalon", "RW-Talk im Turm" und "Menschen im Gespräch" ebenso wie Themenschwerpunkte, die sich durch alle Sendungen eines Tages ziehen. Auch wenn Musik nach wie vor das Allerwichtigste sei, habe sie gedacht und gespürt, dass ein Stadtsender mehr brauche. Dabei ließ sie sich auch nicht durch Kritiker beirren, die meinten, man sei doch kein Eventradio, und hatte nie Angst, etwas könnte nicht funktionieren: "Mein Leitsatz ist, dass ich mich nicht durch Erfahrungen, die andere gemacht haben, verhindern möchte. Wenn man an etwas glaubt, muss man es machen." So gehören Aktionen und Events heute ganz selbstverständlich zu RW, etwa die Suche nach dem Sommerhit 2016, mit 800 Einsendungen ein großer Erfolg.

In Dolatis Aufgabenbereich fällt neben diversen Sitzungen, Dienstplänen oder der Suche nach neuen Formaten und Experten auch die Entscheidung, welche Musiktitel ins Programm aufgenommen und welche etwa nur zu bestimmten Zeiten gespielt werden. Vorschläge desTeams und Band-Demos werden gemeinsam angehört, alles bekommt eine Chance. Doch es geht nicht nur um einzelne Titel, auch Kombination und Flow müssen stimmig sein. So, wie ein alter Kristallluster und ein moderner Tisch zusammen sehr gut wirken können, darf auf eine ruhige Adele-Nummer schon mal eine von Pink Floyd folgen. Und die zwei Marilyn-Monroe-Songs, die Dolati erst kürzlich ins Programm nahm, mögen zwar auf den ersten Blick überraschen, erzeugen jedoch bei Jüngeren und Älteren gleichermaßen eine besondere Stimmung. Ein guter Schachzug, denn beide gehören zu Zielgruppe, die lediglich mit "30 Plus" definiert ist. Allzu sehr einschränken will sich Dolati dabei nicht, sonst würde man irgendwann nur noch für einen bestimmten Typ senden. "Lieber möchte ich, dass wir ein bisschen wie IKEA sind, das auch alle Gruppen anspricht. Ich möchte die Bauarbeiter genauso als Hörer haben wie die Uniprofessoren, und beide haben wir auch."

Autor: Sabine Karrer
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