Die Düsseldorfer Toastmasters gehören zu den größten Rednerclubs in Europa. Unser Autor hat einen Selbstversuch auf der Bühne gewagt.
Von Robin Hetzel
Als Journalist bin ich es gewohnt, kritische Fragen zu stellen, Pressesprechern zuzuhören und zu schreiben statt selbst zu reden. Als Gast bei den Düsseldorfer Toastmasters, habe ich diesen Job eine Zeit lang aufgegeben, bin stattdessen in die Rolle eines Toastmasters geschlüpft - und habe einen Abend voller Handshakes, reihenweise Bewertungen und der Erkenntnis, wie unterhaltsam Reden sein können, erlebt.
Rund 40 Leute versammeln sich an diesem Abend. Mitglieder im Alter von 18 bis 80 Jahren mischen sich in den Reihen. Mit 130 Redner-Persönlichkeiten gehören die Toastmasters Düsseldorf zu den größten Vereinen ihrer Art in Europa. Mit mir sind eine Zahnärztin, eine Vertrieblerin und ein Abiturient zum ersten Mal dabei.
23 Rollen gibt es bei jedem Toastmaster-Abend. Die des Moderators ist eine davon. Daneben gibt es die Bewerter, den Zeitwächter, den Redner-Master und natürlich die Toastmasters, also die Redner, zu denen ich heute auch gehören werde.
Voller Ehrfurcht beobachte ich, wie die zwei Redner vor mir zu einfachen Gegenständen, die sie in die Hand gedrückt bekommen, unterhaltsame Reden zaubern. „Unsere Clubabende sind geschützte Orte, an denen man sich alles trauen soll", sagte mir Malte aus dem Vorstand im Vorfeld. Man müsse die Angst hinter sich lassen. „Geübten Rednern fehlt die Angst. Das merkt man auf der Bühne", ergänzt seine Vorstandskollegin Christine, die später auch meine Rede bewerten wird.
Vor ihrem Feedback graut es mir schon, als ich auf die Bühne gerufen werde und vom Redner-Master ein Musikalbum erhalte. Ich erkenne einen Text in einer Sprache, die vielleicht Tschechisch sein könnte. Und nun? Schnell fange ich munter an zu reden. Über einen tschechischen Straßenmusiker, den ich in Prag traf, und dessen Album ich rezensieren soll. Ich erzähle von den Sprachproblemen und meinem verzweifelten Schreibversuch - natürlich alles frei erfunden. Nach zwei Minuten ist meine Redezeit vorbei. Voller Erleichterung warte ich auf der Bühne bis mir Michael per Handschlag gratuliert. Der Toastermasters-Club hat seine ganz eigenen Regeln. Niemals die Bühne ohne ein Händeschütteln zu verlassen ist eine davon.
Dass ich gegen die Profis einpacken kann, wird mir klar, als die vorbereiteten Reden anfangen, die unter anderem die Stimmenvielfalt oder Körpersprache trainieren. Ein Stocken oder einen Versprecher bemerke ich bei den fünf Reden nicht. Voller Spannung warte ich auf die Rückmeldung - natürlich in Form einer Rede. „Sehr gut. Du hast viele Techniken genutzt", lobt mich Christine. Ich bin nur froh, es geschafft zu haben und realisiere wie viel Spaß ich hatte.