von Robert B. Fishman
Hier mein Radiobeitrag zum Thema im WDR5 Medienmagazin Texte, Töne, Bilder:
https://ecomedia.info/wp-content/uploads/2023/11/CSA_VO.mp3
In einem Büro des Polizeipräsidiums Bielefeld sitzt Michael Giezek an seinem Schreibtisch. Der Kriminalhauptkommissar blickt kurz vom Bildschirm auf. „Die Bilder geben schon ein ziemlich heftiges Geschehen wieder", sagt er nach kurzem Zögern. Giezek, etwa Anfang 50, ermittelt gegen Verbreiter von Kinderpornografie. Die Frage nach dem Krassesten, was er bisher gesehen hat, mag er nicht beantworten. Dann nennt er ein aktuelles Ermittlungsverfahren, das auch in der Lokalpresse Schlagzeilen gemacht hat: Vater und Mutter haben gemeinsam ihre kleinen Zwillingstöchter missbraucht und die Bilder davon ins Netz gestellt. Über Details will der Polizist nicht sprechen.
Bilder kaum zu ertragenUm solche Aufnahmen aushalten zu können, tausche er sich mit den Kollegen aus. Außerdem biete die Polizei Supervisionen an. „Zuhause kann man nicht erzählen was man hier sieht", sagt Giezek. „Das kann sich niemand vorstellen."
Am Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf leitet Sven Schneider die zentrale Auswertungs- und Sammelstelle zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchs-Abbildungen. Auch er berichtet von „horrenden Datenmengen, die für die Ermittler sehr belastend sind".
Schneider outet sich als „Fan" der geplanten EU-Verordnung zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchs-Darstellungen im Internet.
Nach der geplanten „Verordnung zur Festlegung von Vorschriften zur Prävention und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern" sollen Diensteanbieter wie Facebooks Mutterkonzern Meta ein „Risikomanagement" gegen die Verbreitung von Kinderpornografie einführen. Mit künstlicher Intelligenz sollen sie Inhalte, die Nutzer hochladen, auf Darstellungen von Kindesmissbrauch scannen. Treffer müssen sie dann löschen und anzeigen. Die EU will ein Zentrum einrichten, an das Kinderpornografie im Netz gemeldet werden soll. Das Zentrum leitet die Meldungen dann an die nationalen Strafverfolger weiter.
Schneider sieht darin ein „mehrstufiges Verfahren, das Falschmeldungen aussortiert, bevor die Polizei bei Unschuldigen vor der Tür steht."
„Einfallstor für die totale Überwachung im Netz"Der Datenschutz-Verein Digitalcourage befürchtet dagegen ein „Einfallstor für die Total-Überwachung im Internet". ...