Seit einigen Jahren bringen die Social Entrepreneurs zudem eine neue Dynamik in das Wirtschaftsleben. Der erstmalig durch das Social Entrepreneur Netzwerk Deutschland (SEND) vorgelegte Monitor (DSEM) liefert nun Daten über eine zukunftsgewandte und am Gemeinwohl orientierte Branche. Diese bewegt sich im Bereich zwischen klassisch gemeinnützigen Organisationen und sozial verantwortlichen Unternehmen. Bei aller Heterogenität der Geschäftsmodelle, Organisationsformen und Profitorientierung dieser Firmen ist ihnen eins gemeinsam: das Erzielen sozialer Wirkung als Hauptmotiv.
Unternehmen als Akteure sozialer NeuerungenGerade im Vergleich zu klassischen Unternehmen und regulären profitorientierten Start-ups zeigt sich das Charakteristische der Social Enterprises (Quelle: www.send-ev.de/uploads/20181213_dsem_pm.pdf):
Die Hälfte aller Sozialunternehmen wurde von Frauen gegründet, was deutlich über dem vom Deutschen Startup Monitor angegebenen Schnitt von 15,1 Prozent bei klassischen Start-ups liegt. Fast die Hälfte der Firmen wurde von unter 35-Jährigen gegründet. Neun von zehn Sozialunternehmen gaben an, gesellschaftliche Probleme in Deutschland zu lösen. 75 Prozent bewerten ihr Produkt oder Geschäftsmodell als Marktneuheit. Die Mehrheit der Sozialunternehmen gab außerdem an, weitreichende Mitbestimmungsrechte der Mitarbeitenden zu garantieren. Laut einer zeitgleich zum DSEM herausgegebenen Befragung der Förderbank KfW, beschäftigt ein Drittel der Sozialunternehmen Mitarbeitende, wohingegen es bei anderen Jungunternehmen nur 25 Prozent sind. Stiftungen und Sozialunternehmen Hand in Hand
Die Umfrage liefert auch detaillierte Daten über die Zusammenarbeit zwischen Social Entrepreneurs und dem deutschen Stiftungswesen. Sieben Prozent der Sozialunternehmen finanzierten ihre Gründung durch Stiftungsmittel. Diese Fördermittel zu erhalten, bewerteten die Gründenden weder als besonders schwierig noch als besonders leicht. Mit deutlichem Abstand wurde die Eigenfinanzierung oder Finanzierung durch das enge private Umfeld als häufigste und unkomplizierteste Finanzierungsoption genannt. Einmal angelaufen, kooperieren 41,7 Prozent der Social Enterprises in ihrem laufenden Geschäft mit Stiftungen. Fast die Hälfte der DSEM-Unternehmen gab die Suche nach einer passenden Rechtsform als eine der größten Schwierigkeiten an. Ihr hybrider Charakter aus gewinnorientiertem Unternehmen und gemeinwohlorientierter Organisation findet keine klare Entsprechung in der deutschen Rechtsprechung. Vielleicht ist dadurch zu erklären, dass nur 3,2 Prozent der DSEM-Sozialunternehmen die Form der Stiftung gewählt haben.
Finanzierungsmix mit sozialer WirkungEin Beispiel hierfür ist die Stiftung Bürgermut aus Berlin, die Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen ist. Die Stiftung möchte Engagierte dazu qualifizieren, ihre Projekte zu skalieren, also zur Umsatzsteigerung zu befähigen, ohne kontinuierlich in Produktion und Infrastruktur investieren und Fixkosten erhöhen zu müssen. Eine Aufgabe, vor der auch das Stiftungswesen steht. Katarina Peranic, Geschäftsführerin der Stiftung Bürgermut, sagt, dass Social Entrepreneurs „in der Regel die Skalierung von Anfang an" mitdenken. Da viele ihre Erlöse jedoch überschätzten, empfiehlt sie, „von vornherein auf einen sorgfältig austarierten Finanzierungsmix zu setzen und immer auch Spenden, Sponsoring und Förderungen mitzudenken."