Etwa 5 Millionen Deutsche fotografieren immer noch mit ihrer analogen Kleinbild-Kamera. Darunter sind längst nicht nur Rentner. Auch junge Menschen entdecken das Fotografieren auf Film für sich. Manch einer wittert sogar einen neuen Trend.
Ein genauer Blick durch den Sucher: Passt der Bildausschnitt? Der Finger drückt den Auslöser, hörbar spult sich der Film ein Stück weiter. Der Film ist belichtet, das Bild lässt sich nicht mehr löschen. Analog-Fotografen brauchen vor allem eines: Geduld. Das ist viel verlangt, wo doch jeder Smartphone-Besitzer mit einem Klick ein Bild aufnehmen und es mit einem zweiten seinen Freunden schicken kann. Aber trotz Digitaltechnik, Apps und großer Speicherkarten gibt es sie immer noch: Millionen Hobbyfotografen und Professionelle, die Filme einlegen und sich bereits vor der Entwicklung für "matt" oder "glänzend" entscheiden.
Wolfgang Sobeck sitzt in seinem Geschäft in Kreuzberg und zieht an einer Zigarette. Den Foto-Laden hat er vor 32 Jahren eröffnet. In den Vitrinen stehen gebrauchte Kameras, fast ausschließlich analoge. "Der Digitalmarkt ist zu unübersichtlich", sagt Sobeck. Und da gebrauchte Digitalkameras zu schnell an Wert verlören, sei er nie richtig in das Geschäft eingestiegen. Das sei aber auch nicht nötig. "Viele meiner Kunden sind mit digital aufgewachsen und wollen jetzt mal richtig fotografieren", sagt Sobeck. Im Moment kämen seine jüngeren Kunden oft aus Spanien oder Italien. Der größte Teil derer, die bei ihm ihre Filme abgeben, sei aber älter. "Viele Ältere wollen sich nicht mit digitalen Kameras beschäftigen", sagt Sobeck. Sie fotografieren einfach analog weiter.
In einer Allensbach-Umfrage gaben 2012 noch 5,1 Millionen Deutsche über 14 Jahren an, ihre Bilder mit einer analogen Kleinbild-Kamera zu machen. Aber der Abwärtstrend ist eindeutig: Fünf Jahre zuvor waren es noch fast dreimal so viele. Ist es mit der analogen Fotografie also bald vorbei? Davon geht Rossmann-Sprecher Stephan-Thomas Klose nicht aus. "Die analoge Fotografie spielt noch immer eine große Rolle", sagt der Sprecher der Drogeriemarkt-Kette. Bei Rossmann mache die Entwicklung von Fotofilmen noch die Hälfte der Fotoaufträge und ein Drittel des Umsatzes in der Fotosparte aus.
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