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Die 10 härtesten Jobs Berlins - ZITTY

Bald werden wieder Scheißjobs verteilt: Senatorenposten. Die Inhaber müssen viel einstecken, egal wie gut sie arbeiten. Aber ansonsten haben sie vermutlich wenig Ahnung von Berlins harter Arbeitsrealität. Die Menschen mit folgenden Jobs kennen sich da deutlich besser aus Text: Ralph Stieber Illustrationen: Karolin Rigaud

Weihnachtsmann

Im Sitzen arbeiten und dabei der Star für Eltern und Kinder sein - gibt es was Schöneres? Ja, denn in der Realität zeigt sich bei diesem Job die hässliche Fratze von Weihnachten: gestresste Eltern, grässliche Kinder - aber am schlimmsten sind die erwachsenen Männer, deren Gehirn irgendwo zwischen acht und elf Jahren stehen geblieben ist und die sich unbedingt auf deinen Schoß setzen wollen. Ein Foto für die 893 Freunde auf Facebook muss schließlich sein! Oder herrische, vollschlanke Mütter, die dir quiekend ihr Dekolletee ins Gesicht drücken und sich dabei mit ihrem Ehering in deinem Rauschebart verheddern. Aber wenn du das überstehst, wirst du für all den Horror belohnt: Behalte das Kostüm nach getaner Arbeit an und gönne dir dein Feierabendbierchen in einer Kneipe. Wird sich auszahlen, oder glaubst du, jemand verlangt vom Weihnachtsmann Geld?

Tatortreiniger

Du warst schon immer verdammt gut im Spurenverwischen nach heimlichen Partys und Orgien? Dann ist der Job des Tatortreinigers vielleicht was für dich. Du beseitigst alle Hinweise auf Mord, Totschlag und andere Ekligkeiten. Und das gründlich, penibel und restlos. Du bist also so was wie ein Gebäudereiniger, nur einer, der Blut, Hirnmasse und, ja, auch Ungeziefer wegwischt, denn davon kann es eine ganze Menge geben, wenn die Leiche bereits mehrere Wochen in einer Wohnung vor sich hin gammelt. Wenn dein Job getan ist, die Wohnung, das Haus, der Wohnwagen, oder was auch immer der Tatort ist, absolut tiefendesinfiziert, sind die Bilder des Grauens für immer in deinem Kopf. Immerhin: 600 Morde gibt es in Deutschland jedes Jahr - Tendenz steigend. Mord ist beliebt wie nie. Ein todsicherer Job also!

Wichtigste Eigenschaft: fehlender Geruchssinn Bezahlung: im Schnitt rund 3.000 Euro/Monat brutto Bewerben bei: z.B. Heistermann-Gebäude-Service, Tel: 86 30 730 Wer das kann, kann auch: Profikiller Zukunft: düster rosig

Sex-Shop-Mitarbeiter

Ein Typ kommt herein und packt einen Karton auf die Theke. „Die funktioniert nich'. Hab mir das 'n bisschen anders vorgestellt." Die Verkäuferin blickt auf den zerfledderten Karton. „Wie ...? Sie haben sie ... benutzt?" „Ja, hab' sie aber ausgewaschen und trocknen lassen." Die Verkäuferin dreht mit angeekelten Fingern den Karton um. „Aber Sie können die doch nicht ... benutzt umtauschen!" „Doch! Da steht Vibro-Muschi, passiert aber nix. Das ist 'ne Muschi, und die fickt man, die muss doch was aushalten können! Da war meine letzte Freundin besser im Bett, und die war schon scheiße! Da kann ich mir auch gleich einen wichsen!" Als Mitarbeiter in einem Sex-Shop werden dir tiefe Einblicke in die Abgründe der menschlichen Begierde und sexuellen (Wahn-)Vorstellungen auf die Ladentheke geknallt.

Totengräber

Fast niemand kennt einen persönlich. Es ist fast so, als gäbe es Totengräber gar nicht. Dabei gibt es sogar sehr viele. Es wird ja auch viel gestorben: Jeden Tag treten in Deutschland um die 10.000 Menschen ab. 99 Prozent davon werden begraben. Ein Job mit großer Zukunft. Der Vorteil: Tägliches Arbeiten an der frischen Luft, gepaart mit körperlicher Arbeit - gibt es was Besseres, um gesund und fit zu bleiben? Gut, den Gedanken, dass du Löcher gräbst, in die man eine Leiche bettet, solltest du verdrängen und dir stattdessen sagen, du tust etwas für das Allgemeinwohl. Tipp: Trittst du den Job an, solltest du vielleicht nicht gleich bei deinem ersten Date damit rausplatzen. Achtung: Als Totengräber hast du einen verdammt furchteinflößenden Chef - Meister Tod.

Der Rock'n'Roll ist nicht tot, er lebt in den Küchen dieser Welt fort. Die wahren Rockstars sind nicht Kurt Cobain, Jim Morrison oder Janis Joplin - es sind die Köche. Siehst du das auch so, hast du das Zeug zum vielleicht krassesten Scheißjob der Welt: erst Hilfskoch und irgendwann Sterne-Koch. Vielleicht wartet ja schon Vox auf dich mit einer Kochshow. Aber Vorsicht: Nicht verschlucken! In Küchen geht es nämlich verdammt hektisch, stressig und chaotisch zu. In dieses Chaos musst du dich perfekt einfügen, sonst schubst man dich herum, wie eine Flipperkugel. Stehst du im Weg, behinderst routinierte Bewegungen und Abläufe und bringst dieses gut geölte Gefüge durcheinander, hast du schnell ein Kochmesser im Bauch oder eine heiße Pfanne im Gesicht. Als Hilfskoch musst du vieles ein- und wegstecken. Es gibt Köche, die mit einem plötzlich fehlenden Finger oder einer Brandblase, die größer als ihr eigener Kopf ist, weiterarbeiten.

bringst die Schicht zu Ende Wichtigste Eigenschaft: Bezahlung: etwa 1.200 Euro/Monat brutto Bewerben bei: Küche der Wahl Wer das kann, kann auch: Terminator Zukunft: düster rosig

Ein Nickerchen machen? Aufs Klo gehen? No way. Ein echter Knochenjob. Und machen wir uns nichts vor, das Aufregendste ist das, was andere sehen: dich, splitternackt, während diese Leute versuchen, die exakte Falte deiner Schamlippen zu treffen. Und solange du nicht für den nächsten Picasso Modell stehst, verrenkst du dich für Malen-nach-Zahlen-Dillettanten im taubengrauen Raum der Kreuzberger Volkshochschule, von denen ziemlich sicher niemand demnächst die Kunstszene erschüttern wird. Aber wenn du dich wohl in deinem Körper fühlst und schon bei dem Gedanken daran vergnügt quietschst, wenn sich mehrere Augenpaare auf dich richten, während du dich splitternackt auf einem Podest verrenkst: dann viel Erfolg. Vielleicht wirst du so berühmt wie die Mona Lisa, und anstelle deines Lächelns werden Menschen in tausend Jahren über das Geheimnis deiner perfekt proportionierten Vagina diskutieren. Bist du ein Mann, gilt das natürlich auch für dein bestes Stück.

Wichtigste Eigenschaft: Vestiphobie (Abneigung gegen das Tragen von Klamotten) Bezahlung: meist 20-30 Euro/Stunde Bewerben bei: eBay-Kleinanzeigen, Universität der Künste, Volkshochschulen Wer das kann, kann auch: Spielerfrau Zukunft: düster rosig

Elvis-Imitator

Du hältst dich für die Reinkarnation des King, färbst dir die Haare schwarz, züchtest dir fette Koteletten, übst den Hüftschwung nackt vor deinem Spiegel, studierst alles, was es über und vom King zu lesen, sehen und hören gibt. Also, Elvis, dann schlüpfe in dein Leder-Klunker-Funkel-Kostüm und mach mit deinem sexy Hüftschwung die Seniorinnen im Altersheim schwach. Aber Achtung! Als wiederauferstandener Elvis darfst du dich nicht wundern, wenn du von einer zahnlosen Meute aus kreischenden Fans mit Rollatoren verfolgt wirst, dir eine rüstige, alte Dame in einem elektrischen Rollstuhl zuzwinkert, die gichtigen Beine spreizt und du erkennst: Der Schlüpfer, der beim Konzert auf deinem Kopf landete, gehört wohl der Frau, die mit einem zahnlosen aber lüsternen Grinsen auf dich zurollt.

Hochzeits-DJ

Als Hochzeits-DJ bist du so ungefähr das Gegenteil eines coolen DJs. Du wirst weder Frauen abschleppen, noch gratis Drogen auf den Klos der hippsten Clubs der Welt ziehen. Und für Kinder bist du der lustige Onkel, der sie unterhalten soll. Aufgepeitscht durch unzählige Liter prickelnder Cola, mit sprudelndem Schaum vorm Mund, vom Zuckerwahn weit aufgerissenen Augen, kleinen klebrigen Fingern und Schokolade-verschmierten Mäulern, fallen sie über dich her. Nebenbei wirst du für betrunkene Erwachsene alberne Trinkspiele anleiten, wirst sie dazu animieren, noch mehr zu kippen, bis aus der Hochzeitsgesellschaft eine Horde wilder Barbaren geworden ist, die entweder übereinander her- oder umfallen. Dann, erst dann, hast du einen guten Job gemacht. Und vielleicht hast du Glück und schleppst die frisch geschiedene Schwester der Braut ab oder irgendeine frustrierte Jungfer, die auf deine Musik abfährt.

Bierbike-Fahrer

Saufen und gleichzeitig am Straßenverkehr teilnehmen: Es kann chaotisch enden, wenn ein Bierbike mit 6-16 (!) grölenden und vergnügungsdurstigen Touristen über die Friedrichstraße poltert. Das Gefährt ist nichts anderes als ein rollendes Irrenhaus und sehr beliebt, weil es auf einer einfachen Grundidee beruht: sich mit den Freunden betrinken und dabei Sightseeing machen. Natürlich liegt eher Ersteres im Fokus. Bei diesen Jobs kann man schnell zu einem Aufpasser für grenzdebile Erwachsene werden, die auch schon mal von ihrem Sitz rutschen und auf der Motorhaube eines Autos landen oder einem Fahrradfahrer vor die Füße knallen. Eine Fahrt kann damit enden, dass ein Autofahrer ausrastet und mit einem Regenschirm auf die Bierbike-Besatzung losgeht. Die zerstreut sich dann sehr schnell in alle Winde, zurückbleiben verzweifelte Bierbikefahrer, ein paar letzte Schlucke Bier im Fass und ein chaotischer Stau mitten auf der Friedrichstraße. Wer jetzt denkt, wow, das klingt nach Action, Abwechslung und Party, hat vollkommen recht.

Wichtigste Eigenschaft: Radfahren können Bezahlung: bei Einstellung 9,50 bis 10 Euro/Stunde Später bis 15 Euro. Max. 450 Euro/Monat Bewerben bei:info@bigbike-berlin.de Wer das kann, kann auch: König von Mallorca Zukunft: düster rosig

Promi-Assistent

Für Scarlett Johansson das Kleid für die Oscars aussuchen. Mit de Niro den Text für seine nächste Rolle lernen. Säcke voller Fanpost von Tokio Hotel beantworten. Tausende von Nacktfotos und Beichten liebeskranker Fans und Schamhaare, die aus Briefen wie Konfetti rieseln. Für Til Schweiger die Soja Latte auf trinkbare Temperatur pusten oder mit den Hündchen von Harald Glööckler über den Ku'damm trippeln. Als persönlicher Promi-Assistent führt man einen coolen Lifestyle und kommt dem Ruhm so nahe wie kaum ein anderer. Klingt nach einem Traumjob? Spätestens nach ein paar Monaten erkennst du, dass auch im grellen Scheinwerferlicht der Promis nicht viel Licht auf dich abfällt. Deine Freundinnen beneiden dich dafür, klar. Aber der sonst so super sympathische Promi zeigt dir - nur dir - sein wahres Gesicht. Und das ist eine hinterfotzige Fratze. Ja, Promis sind eben nicht nur ganz normale Menschen, sie sind in den meisten Fällen auch große Arschlöcher. Wie geht man mit Arschlöchern um? Ich glaube, am besten, in dem du selbst eins wirst und zwar ein raffiniertes. So wie Frank Underwood in House of Cards. Dann wirst du den Job nicht nur überleben, du wirst auch eine strahlende Zukunft vor dir haben.

Wichtigste Eigenschaft: dickes Fell Bezahlung: Oft 20-30 Euro/Stunde plus Boni, bis zu 100.000 Euro/Jahr möglich Bewerben bei: Promi der Wahl Wer das kann, kann auch:Bild-Reporter Zukunft: düster ---l- rosig

Der Autor Ralph Stieber kennt noch viel mehr Scheißjobs. In seinem Buch erklärt er, wie man sie überlebt: „How to survive Scheißjobs", Schwarzkopf & Schwarzkopf, 386 Seiten, 9,99 Euro

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