Insgesamt fällt die Bilanz für 2020 aber gemischt aus: Einerseits war da der pandemiebedingt schwierige Kinostart von "Nationalstraße", der als deutschlandweit erster Kinofilm nach dem Lockdown nicht die gewünschten Gelder einspielte. Ein anderes Filmprojekt in Kolumbien wurde wegen hoher Infektionszahlen auf Mai 2021 verschoben. Ansonsten aber konnte 42film die Projekte realisieren, die sie geplant hatten. Wie beispielsweise die deutsch-serbisch-rumänische Koproduktion "Balaur", die tatsächlich 2020 gedreht werden konnte. Gerade ist der Film in der Postproduktion. Dabei arbeitet der in Weimar lebende Komponist Martin Kohlstedt an der Musik für "Balaur". Auch am neuen Jubiläums-Polizeiruf aus Halle ist die Firma beteiligt. Im Film mit dem Titel "An der Saale hellem Strande" übernehmen Peter Kurth und Peter Schneider die Hauptrollen als Kommissare. Das Drehbuch lieferte das Leipziger-Autorenteam aus Clemens Meyer und Thomas Stuber. Ein Krimi, der sogar noch im November und Dezember 2020 gedreht wurde, und Ende Mai im Ersten läuft.
Es gibt ein enges Regelwerk, wer ans Set darf. Es wird regelmäßig getestet, alle tragen Maske. Nur die Schauspielerinnen und Schauspieler ziehen die Maske ab, wenn die Kamera läuft. Es ist ein Kartenhaus, das bei nur einer Infektion im Team zusammenfällt. Denn ein Corona-Fall legt die ganze Produktion lahm, erklärt Eike Goreczka: "Ein Corona-Fall am Set - das ist die größte Angst, die man hat. Das sind ja nicht Tage, das sind ja Wochen, die sich der Dreh dann verzögert." Er habe von anderen Produktionen gehört, die abgebrochen und dann erst irgendwann Wochen oder Monate später wieder aufgenommen wurden. Ein Drehstopp bedeutet hohe Verluste und viel Organisation. Sonst übliche Ausfallversicherungen schließen Corona-Fälle aus. Doch die Drehs der Halleschen Firma, sie blieben coronafrei.
Auch 2021 verspricht gute Auslastung für "42film". Der verschobene Dreh in Kolumbien soll nachgeholt werden und zwei deutsch-bulgarische Koproduktionen sind in der Pipeline. Aber nicht nur das - von Aufbruch ist die Rede, sollte es die Pandemie erlauben. "Wir schauen positiv auf 2021. Das Gute ist, dass wir die Zeit genutzt haben, um Projekte vorzubereiten. Jetzt können wir damit in die Finanzierung gehen", so Eike Goreczka. Mit ihren neu entwickelten Projekten will die Firma auf Verleihe, Fernsehsender und Streamingplattformen zugehen. Denn die hätten durch die Drehstopps und Ausfälle einen riesigen Bedarf angehäuft, so dass neue Inhalte gebraucht würden, sagt Geschäftsführer Goreczka.
Dem Hunger auf neue Produktionen steht allerdings ein Rundfunkbeitrag gegenüber, der vorerst nicht nach dem tatsächlich errechneten Bedarf erhöht werden kann. Sachsen-Anhalts Regierungschef hatte eine Abstimmung darüber im Landesparlament abgesagt und so die Erhöhung verhindert. Die Produzentenallianz hatte in einem Appell alarmiert reagiert. Sie fürchtet, dass die bundesweite Produktionswirtschaft geschädigt und gerade regionale Strukturen geschwächt werden. ARD und ZDF seien mit über 1,45 Milliarden Euro die größten Auftraggeber für die deutschen Produktionsunternehmen, so die Produzentenallianz in ihrem Appell im Dezember. Zu diesem Produzenten-Verband gehört 42film nicht. Geschäftsführer Eike Goreczka glaubt aber auch, dass die ausbleibende Erhöhung langfristig zu Kürzungen gerade bei freien Produktionsfirmen führen könnte - wenn sie vor allem für die öffentlich-rechtlichen Sender arbeiten. Seine eigene Firma produziert viel fürs Kino und vielleicht auch bald für Streaming-Plattformen - aber auch gelegentlich für die öffentlich-rechtlichen Anstalten.
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 12. Januar 2021 | 18:35 Uhr