Der Kulturverein Objekt 5 besteht seit 1991. Der Verein mietet sich in die Räume im Norden von Halle ein. Räume, die einen verwunschenen Charme haben: Ein Teil des Hauses stammt aus dem 17. Jahrhundert, das mal Haus eines Saalefischers war. Mittlerweile ist der Hof hinter dem Haus mit einer Glasfassade überdacht. Dort sind die 20 Quadratmeter große Bühne sowie der Publikumsraum für 180 Gäste und riesiger Diskokugel zu finden. Draußen, ein paar Stufen nach oben gehend, sind eine Terrasse sowie eine Dachbühne, wo im Sommer Bands spielen.
Vor der Tür rattert die Hallenser Straßenbahn und direkt nebenan ist die Kunsthochschule, die Burg Giebichenstein, die eng mit der Geschichte des Clubs verbunden ist. Denn Anfang der 70er-Jahre wohnten in dem Haus noch Burgstudierende, die gerne mal wild feierten. Was auch an der Staatssicherheit der DDR nicht vorbei ging. Aus der Sprache der Sicherheitsbeamten stammt der Name "Objekt 5", erzählt Brock. So deklarierten die Beamten das Haus, denn zu observierende Häuser wurden immer als Objekte bezeichnet. "Als einmal eine Party aufgelöst wurde, kriegten die Leute, die hier waren, mit, dass sich die Sicherheitsbeamten untereinander verständigt haben, dass es hier um das Objekt fünf geht", sagt Club-Chef Brock.
Die Kultureinrichtung, die sich dann Anfang der 90er-Jahre gründete, übernahm den Namen mit einem ironischen Augenzwinkern. Mittlerweile arbeiten im täglichen Geschäft insgesamt sechs Leute im Objekt 5, die für die Technik, Reinigung, das Booking und einen reibungslosen Konzertablauf zuständig sind.
Einige der internationalen Gäste hatten hier in Halle ihre ersten großen Konzerte. Dazu zählt beispielsweise die US-amerikanische Band The National, die im Hallenser Club 2002 eines ihrer ersten Europa Konzerte spielten. Aber auch letzte Konzerte hat es im Objekt 5 gegeben, wie auf der letzten Tour von Townes Van Zandt oder Kevin Coyne.
Doch dieses Jahr sieht die Konzertbilanz dünner aus. Nach der Schließung im März konnten im Sommer immerhin 50 Gäste pro Konzert empfangen werden. Jetzt im konzertfreien November werden die Gartenmöbel reingebracht und eine Toilette neu tapeziert und gestrichen.
Hilfen für Live-Musik-Clubs beim Bundesprogramm "Neustart Kultur" sind längst beantragt. Wenn die bewilligt werden, könne das Objekt 5 die Zeit bis zum Frühsommer durchstehen, sagt Brock. Er macht sich Gedanken, wie sich die Pandemie auf das Publikum auswirkt. "Wenn das öfter passiert, wird in der Gesellschaft das kulturelle Interesse dauerhaft zurückgesetzt? Oder entsteht sogar eine Sehnsucht und es ploppt dann richtig?", fragt sich der Hallenser.
Im Objekt 5 sind 40 bis 50 Konzerte ausgefallen, für die schon Karten verkauft wurden. Diese Konzerte werden, wenn es geht, potenziell 2021 nachgeholt. Die Konzerte im Sommer mit 50 Gästen waren gut besucht. Aber natürlich ersetzen die Erlöse von 50 Gästen kein mit 180 Besucherinnen und Besuchern ausverkauftes Haus.
Für Geschäftsführer Brock bedeutet die heruntergefahrene Kulturlandschaft auch weniger Austauschmöglichkeiten.
Die Kultur ist eine Plattform für den Austausch in der Gesellschaft, von Ideen und Gedanken. Nicht unbedingt mit Konsens, aber eine Möglichkeit, Ideen zu verhandeln.
Peter Brock, Geschäftsführer des Objekt 5Das fehle momentan. Eine Sehnsucht, Musikhungrige in diesem verwunschen-kultigen Ambiente mit Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt zusammenzubringen, ist spürbar im Objekt 5 in Halle.