Wer über die Merseburger Straße fährt, der nimmt seinen Weg vorbei an Kneipen und Spätis über die Lützner, wo die Fassaden etwas morscher wirken, bis die Merseburger schließlich mehr an eine Landstraße erinnert als an eine Wohnstraße und irgendwann bei IKEA zu enden scheint. Kurz vorher durchkreuzt die Merseburger Straße noch Lindenau - ein Viertel im Aufbruch, so wirkt es an vielen Orten. Einer dieser Orte ist die Merseburger Straße 127, wo Florian Kienle zusammen mit Ingo Bever eine Werkstatt eröffnet hat. Seit einem Jahr schon sägen, hämmern und bohren Florian Kienle und seine Freunde in der Werkstatt Lindenau. Hinter der roten Fassade werden Regale und Stühle gebaut oder Fahrräder repariert. Die Werkstatt soll ein Treffpunkt sein für Leute, die lieber Sachen reparieren als sie wegzuschmeißen, oder einen Tisch lieber selbst bauen anstatt zu IKEA zu fahren. Frei nach dem Motto: Ich bohre also bin ich.
Hannah Heger, 24, ist auch Teil des Werkstatt-Teams. Wie die meisten der Organisatoren studiert sie noch. Die Werkstatt zu betreiben ist ein Hobby, das momentan nur dadurch funktioniert, dass das Werkstatt-Team die Miete für den Raum selbst aufwendet. In dem sind im vergangenen Jahr schon einige Unikate entstanden: Stühle aus einem Buch nachgebaut oder Regale selbst designed worden.
Die ursprüngliche Idee der Werkstatt war allerdings, nicht nur eigene Projekte zu verwirklichen, sondern den Raum für das Viertel zu öffnen. Neben Studierenden sollte auch die ältere Generation, die in all der Aufbruchstimmung manchmal fast in Vergessenheit zu geraten droht, in der Werkstatt zusammenkommen. Dafür will das Team nun mehr Werbung machen. Wenn es wärmer wird, werden wieder etwas mehr Menschen auf der Merseburger Straße zu sehen sein. Vielleicht werden die dann angelockt, vom Geräusch der Hämmer und Sägen, das aus der kleinen Werkstatt über die Straße hallt.