Text: Philipp Nagels
Das Douro-Tal sehen und sterben. Hier ist es wirklich so schön, wie es die ganzen Superlative versprechen: ältestes geschütztes Weinbaugebiet der Welt, UNESCO-Weltkulturerbe, Heimat des Portweins. Der Fluss schlängelt sich durch atemberaubende Schluchten an malerischen Steilterrassen vorbei. Und von dem Wein wollen wir erst gar nicht anfangen ...
Moment, doch ... genau das wollen wir! Das Alto Douro, diese wahnwitzige Kulturlandschaft, mit Muskelkraft von Menschen erschaffen, bringt nicht nur die besten Portweine auf Erden hervor. Hier gibt's auch Rotweine, die die absoluten Kracher sind, das darf man so sagen. Der 2014er Post Scriptum de Chryseia von Prats & Symington ist einer davon.
Was ist in der Flasche?100% Portugal. Der Post Scriptum wird aus drei autochthonen Trauben assembliert. Aus Rebsorten also, die aus dem Douro-Tal stammen. Lassen wir uns die Namen kurz am Gaumen zergehen: Touriga Nacional, Touriga Franca und Tinta Roriz. Die Nacional ist die Königin unter den gut 5.000 autochthonen Rebsorten in Portugal.
Sie macht den Löwenanteil an diesem kräftigen, tiefen Rotwein aus. Wenn man den gegen das Licht hält: purpurne Finsternis. Genau, was wir wollen. Entsprechend voll sind auch die Aromen, dunkle Kirschen und Waldbeeren gibt es da etwa, und feine Würznoten. Der Wein hat natürlich gut Power. Doch besonders macht ihn die Balance zwischen dieser Kraft und seiner unwahrscheinlichen Finesse. Ein Schwergewichtsboxer, der wie ein Schmetterling schwebt.
Welche Anekdote erzählt der Wein?Der Post Scriptum ist der kleine Bruder einer portugiesischen Weinikone. Der große, der Chryseia aus dem Hause Prats & Symington, wurde 2014 für den 2011er-Jahrgang vom Fachmagazin Wine Spectator als drittbester Wein der Welt ausgezeichnet. Die Trauben für den Post Scriptum stammen aus der zweiten Selektion von denselben Reben. Also ein grandioser Rohstoff, der da verarbeitet wird.
Hinter diesen Aushängeschildern stecken zwei Männer, die ihrerseits Ikonen sind: Bruno Prats und Charles Symington. Prats ist einer der renommiertesten Winzer im Bordeaux, Symington einer der wichtigsten Portweinproduzenten. P & S ist ihr Joint Venture. Das Ziel: Zeigen, dass das Douro mehr kann als nur exzellente Portweine. Quod erat demonstrandum.
Das ist ein Text Traumhafte Lage: Die Vinha da Cerca in der Quinta de Roriz
Wann schmeckt der Wein besonders gut?Auf der Terrasse in der Abendsonne. Wenn die Terrasse zu einem Weingut im Alto Douro gehört: noch besser. Auch an der Flussmündung in Porto, wo der Douro auf den Atlantik trifft, sitzt es sich zu später Stunde exzellent. Doch gerade in unseren weniger sonnenverwöhnten Breitengraden entfaltet so ein warmer, konzentrierter Rotwein seine Wirkung besonders gut.
Natürlich ist der auch fantastisch zum Essen. Dann gerne zu dunklem Fleisch, Gegrilltem, auch zu Rippchen aus dem Ofen. So ein Ausnahmekönner bestreitet den Abend allerdings auch ohne Probleme solo. Ein gutes Buch, gute Freunde oder Fado von Alfredo Marceneiro sind perfekte Begleiter.
Wer freut sich besonders darüber?Bordeaux-Liebhaber, die Lust auf Neues haben. Allgemein Freunde von eleganten, üppigen Rotweinen mit Tiefgang und Klasse. Portugal-Fans. Weinentdecker, die sich gerne abseits von ausgetretenen Pfaden bewegen.
In drei WortenPortugals tiefe Seele.
DetailsJahrgang: 2014 Rebsorte: 64% Touriga Nacional, 28% Touriga Franca, 8% Tinta Roriz Alkoholgehalt: 14,3 % Vol. Region: Douro DOC, Portugal Winzer: Prats & Symington, Quinta de Roriz Ausbau: 14 Monate Barrique
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