„Es gibt keinen anderen Bereich der Politik, in der das, was Ökonominnen und Ökonomen sagen, so verschieden ist zu dem, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird", beschrieb Wambach einleitend die klimapolitische Debatte. Dies sei für ihn der Anlass gewesen, ein Buch zu schreiben und für eine volkswirtschaftliche Perspektive zu werben, welche Maßnahmen nach der klimapolitischen Wirkung beurteilt und die ökonomischen Wirkungszusammenhänge der verschiedenen Instrumente berücksichtigt.
Seine Sichtweise illustrierte Wambach an mehreren aktuell diskutierten Maßnahmen, wie beispielsweise am Vorschlag, auf alle Gebäude einer Stadt ein Solardach zu bauen. „Eine Solaranlage auf dem Dach hat keine eigene Klimaschutzwirkung in Europa", betonte Wambach. Seine Erklärung: Stromerzeugung ist Teil des europäischen Emissionshandels. Wenn die Stadt durch die neuen Solaranlagen weniger konventionellen Strom verbraucht, benötigt der Stromerzeuger weniger Emissionszertifikate, die dann von einem anderen europäischen Stromerzeuger oder Industrieunternehmen gekauft würden, denn die Gesamtmenge an Zertifikaten ist gedeckelt. Dennoch könne sich eine Solaranlage nach Ansicht Wambachs finanziell lohnen, wenn andere Energien teurer sind. Die Entscheidung solle dann aber aus wirtschaftlichen Erwägungen getroffen werden und nicht aus klimapolitischen Gründen.
Der gleiche Wirkungsmechanismus ließe sich auch am Beispiel des Kohleausstiegs in Deutschland beobachten: „Klimapolitisch ist es gar nicht so schlimm, dass wir die Kohlekraft jetzt etwas verlängern, da der Strom aus Kohle Teil des Zertifikatehandels ist", konstatierte Wambach. „Wenn wir mehr Zertifikate brauchen, verbrauchen andere aufgrund der Deckelung weniger."
Das Buch „Klima muss sich lohnen - Ökonomische Vernunft für ein gutes Gewissen" erscheint am 15. August 2022 im Verlag Herder.Als zentrales Leitinstrument plädierte Wambach für die Erweiterung des EU-Emissionshandels. „Es wäre ein Rückschritt in der klimapolitischen Diskussion, wenn wir einen zweiten EU-Emissionshandel für die Sektoren Gebäude und Verkehr nicht einführen würden." Derzeit müssen sich das europäische Parlament und der Rat noch auf eine endgültige Fassung der geplanten Reform einigen. Gleichzeitig stellte Wambach heraus, dass Europa für weniger als 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sei und Klimapolitik als „Weltproblem" betrachtet werden müsse. Als zentrale Hebel sieht der Ökonom in diesem Zusammenhang die Schaffung eines Klimaclubs und die Verwendung von „kopierfähigen" klimapolitischen Maßnahmen, wofür es auch auf Bundesebene mehr Investitionen in Innovationen benötige.