Wir donnern über turmhohe Dünen. Unter den Reifen unserer Jeeps stiebt der Sand. Wüsten-Safaris machen hier alle Touristen. Düne hoch, Düne runter, in beängstigender Geschwindigkeit. Später gibt es Barbecue mit Lamm und Huhn.
Wo wollt ihr hin? In die Wüste? Zu den Arabern? Da ist doch nichts. Außer Sand, Wüste und Scharia. So etwas hörten wir vor unserer Reise in die Vereinigten Arabischen Emirate. Aber wir hatten einen persönlichen Grund für eine Reise dorthin: Erfurter Freunde, die dort seit sechs Jahren als Ärzte arbeiten. Trotzdem sind auch wir nicht ohne Skepsis und Vorurteile in diesen Urlaub gestartet. Und ebenso selten sind wir so überrascht worden. Abu Dhabi - Emirat zwischen Mittelalter und Moderne, Millionenstadt zwischen Wüste und Meer. Ein Ort, an dem Geld der Hauptdarsteller ist, weil es keine Rolle spielt. Die Wüste brummt, in jeder Hinsicht.
Ankunft am Flughafen. Unsere Fingerabdrücke werden gescannt, die Iris der Augen genauso. Schnell finden wir ein Taxi. Ein Frauentaxi mit einer Fahrerin. Weil ich dabei bin, hätten wir auch ein „normales" nehmen können. Doch auch so kommen wir gut an. Die Fahrt zum Hotel in der City dauert 45 Minuten. Und kostet 65 Dirham. Umgerechnet nur 13 Euro. Das hatten wir vorher schon gehört: Sprit kostet hier eben nichts. Fast nichts.
Im Hotel reißt man uns die Koffer aus der Hand. Service spielt hier eine große Rolle. Das merken wir auch später noch: im Supermarkt, im Shoppingcenter, am Strand, an der Tankstelle, im Restaurant. Besseren Service haben wir nie erlebt.
Unser Zimmer ist auf Etage 21, der Dachpool auf Etage 31. Mit Blick über die Stadt. Und mit Poolbar. Da gibt es Alkohol. Der ist doch hier verboten? Nicht im Hotel, lernen wir schnell. So ist auch die Minibar recht europäisch mit Bier und kleinen Whisky- und Ginfläschchen gefüllt.
Ein erster Spaziergang durch die City. Angenehme 26 Grad an einem Februarabend. So gefällt uns das. Viele Menschen sind nicht unterwegs. Schon gar keine Einheimischen. Wir sehen Inder, Pakistaner, Ägypter. Es ist Sonnabend, Sonntag beginnt die Arbeitswoche. Wochenende ist hier Freitag und Sonnabend. Ein paar Menschen sind noch in der Shopping-Mall unterwegs. Was auffällt: Nicht alle Frauen sind verschleiert. Ganz im Gegenteil: die meisten sind es nicht.
Limos, Shishas, iPhones
Am nächsten Tag zur Corniche, der großen Straße an der Strandpromenade. In einem Café sehen wir die ersten Einheimischen: Scheichs und ihre Familien. Allerdings nur Männer. Sie kommen in großen Autos, tragen Kandura (Gewänder) und Kufiya (Kopftuch). Sie sitzen in Ledersesseln, in der linken Hand die Shisha-Pfeife, in der rechten das iPhone. Kaffee wird in goldenen Kännchen serviert.
Wir ziehen weiter. Das Ziel: Emirates Palace. Einst gebaut als Tagungsort für die sieben Scheichfamilien der sieben arabischen Emirate, ist es nun ein Luxushotel. In der achten Etage gibt es aber immer noch die sieben 1200-Quadratmeter-Suiten für die Emirats-Familien. Suiten, die jeden Tag geputzt und vorbereitet werden, sie könnten ja gleich kommen. Machen sie aber nur zwei-, dreimal im Jahr.
Im Hotel erschlägt uns der Luxus. Haus-Slogan: Alles, was bei uns glänzt, ist Gold. Und es glänzt überall. Decke, Wände, Leuchter. Mehr Gold geht nicht. Wir gehen dann doch lieber wieder nach draußen. Gegenüber stehen die neuen Etihad-Towers. Ein Komplex aus fünf 300 Meter hohen, gläsernen Türmen mit Luxushotels (was sonst), Gourmetrestaurants und Büros. Gigantisch. Und nur fünf der 50 riesigen Bauten, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind.
Unvorstellbar, dass hier vor 50 Jahren außer ein paar Lehmhütten nichts stand. Keine Entwässerung, kein Trinkwasser, keine Elektrizität. Wüste, Wüste, Wüste. Dann kam das Erdöl. Und die Milliarden. Seitdem ist alles möglich.
Am nächsten Tag zum Strand. Es gibt einen nur für Frauen, wie auch jeder Bus, jede Metro Abteile nur für Frauen hat. Schnell denken wir an Unterdrückung der Frau. Doch der Strand ist das falsche Beispiel: Die Frauen haben sich dieses Stück erkämpft, hier werden sie nicht belästigt. Allerdings tragen nur wenige Bikinis auf dem abgeschirmten Abschnitt. Auch am Strand liegt Frau in Abaya, dem traditionellen Ganzkörpergewand, das nur das Gesicht ausspart. Die Nachrichtensprecherinnen abends im Staatsfernsehen sind komplett verhüllt.
Am Abend sitzen wir bei unseren Freunden auf dem Balkon, trinken Wein und Bier (sie haben die Lizenz zum Kauf von Alkohol). Auf der Straße beginnt nun das Leben. Donnerstagabend, Start ins Wochenende. Die Söhne der Scheichs holen ihre Ferraris, Porsches, Maseratis aus dem Stall und fahren auf der Corniche hin und her. Wir sehen hinunter, beobachten, wie die Polizei einen Blitzer aufstellt. Bei jedem zweiten Auto macht die Kamera ein Foto, während am Horizont die Sonne im Meer verschwindet.
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Täglich zweimal nonstop ab Tegel
Anreise: Air Berlin und Etihad fliegen täglich nonstop (sechs Stunden, ab 400 Euro hin und zurück). www.airberlin.com
Übernachten: Abu Dhabi hat knapp 100 Hotels, 25 davon haben 5 Sterne und sind ab 80 Euro pro Nacht (zwei Personen im Doppelzimmer) vergleichsweise preiswert. www.booking.com
Eine gute Alternative sind Privatzimmer über AirBnB. www.airbnb.de