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"Spielend durch den Dschungel"

Anruf durchs Dosentelefon (Bild: Tamara Soliz)

Kian zielt, holt tief Luft und pustet durch das Blasrohr seinen ‚Impfpfeil' zielsicher in die Mitte des Vogels. Das in Rote-Beete-Saft getunkte Wattestäbchen hinterlässt einen farbigen Abdruck auf dem wippenden Pappvogel, der im Baum aufgehängt ist. Kian grinst zufrieden. ‚Dschungelimpfen' heißt die Disziplin, die er sich ausgesucht hatte - und auf geht es zur nächsten.

Unter dem Motto ‚Dschungelpänz unterm Adler' haben gestern vierzehn angehende Spielpädagogen ein Spielefest am Bauspielplatz durchgeführt, jede und jeder mit einer eigenen angeleiteteten Spielstation.

Mehr als achtzig Kinder wuselten über das Gelände und unterzogen die Spielemöglickeiten - und den jeweiligen Spielanleiter - einem Praxistest. Die Reihenfolge blieb den Kindern überlassen, und so stürmten sie nach dem langen Schultag zunächst vermehrt die Bewegungsspiele wie ‚Flummies', bei dem Seilspringspiele ausprobiert wurden.

Oder ‚Beutetiere', bei dem sie die eigene Sprungkraft mit der von Tieren maßen und ‚Dschungelpfad', der einen Parcourslauf über die Holzhütten auf dem Bauplatz markierte. Aber in den zwei Stunden blieben auch die anderen ‚Dschungelaktionen' nicht leer. Es wurden Stoffbotschaften gewebt, Schlangen gefangen, Symbolschriften umgesetzt, gemeinsam Geschichten erfunden, sich mit Geräuschen verständigt, ‚Dschungelsnacks' erschmeckt und Gegenstände erfühlt, Bälle auf der ‚Magischen Treppe' gefangen und im ‚Verwirrweg', mit Spiegel unter den Augen der ‚Baui'-Dschungel neu entdeckt.

Die vierzehn Pädagogen an den Stationen arbeiten sonst in ganz unterschiedlichen Bereichen, in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, dem schulischen Ganztag, als Lehrer oder Freiberufler, und sie kommen aus ganz Deutschland. Sie alle verbindet die berufsbegleitende Fortbildung zu Spielpädagogen an der Akademie Remscheid. Dort absolviert die Gruppe zur Zeit ihre Abschlusswoche - und zu dieser gehört die Anwendung des zuvor erlernten Wissens in der Praxis.

Das Versuchsobjekt durfte in diesem Kurs das Jugendzentrum Bauspielplatz sein, das anlässlich der Fachbespaßung in Mannschaftsstärke den benachbarten Schulganztag der Grundschule Mainzer Straße dazu lud. Und so spielten sich gestern deren ‚Panther', ‚Hasen' und ‚Mäuse' durch den Dschungel.


Um sich auf den Ort einstellen zu können, besuchten die angehenden Spielpädagogen am Wochenanfang die Einrichtung. Anschließend wurden Spiele vorgeschlagen, einander vorgestellt, gegenseitig Einschätzungen abgegeben, dann ausgesucht und zu guter Letzt unter ein gemeinsames Motto gestellt.

Begleitet und kritisch beäugt wird der ganze Prozess durch die beiden Dozenten der Remscheider Akademie Gerhard Knecht und Marietheres Waschk, die gemeinsam an der Akademie den Fachbereich Spiel leiten. Ein Fachbereich, der in Ausbildung und Studium von Pädagogen etwas untergeht, wie beide finden. „Doch gerade im Spiel erfahren Kinder ihre Umwelt, erproben soziales Miteinander, einigen sich auf Regeln und erlernen Risikokompetenzen", betont Waschk, die auch seit vielen Jahren am Bauspielplatz arbeitet, den Stellenwert des Spiels.

„Im Berufsleben sind Pädagogen doch sehr stark mit Organisation und Management ihrer Gruppen beschäftigt", ergänzt Gerhard Knecht. „Auch für sie ist es aber wichtig, wieder selbst zu spielen und die Einsatzmöglichkeiten des Spiels und den Wert des freien Spiels präsent zu haben."


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Freitag, 9. Mai 2014 | Text: Nora Koldehoff

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