Manche Fastenkuren versprechen, dass wir mithilfe von Smoothies und Tees unseren Körper reinigen können. Mediziner sehen das kritisch, auch wenn sie das Fasten an sich für gesund halten.
Maike ist eine von vielen, die in diesem Jahr vor Ostern fasten. Sie erhofft sich davon, den Körper zu reinigen. Dafür hält sie sich an einen festen Plan: Ihre Ernährung reduziert sie auf Obst, Smoothies, Tee und Chia-Puddings. Ein netter Nebeneffekt manchmal: Am Ende einer Fastenkur kann es sein, dass wir weniger wiegen.
Maike fastet in der Zeit vor Ostern
Diese Basenkur, die Maike anwendet, beruht auf der Annahme, dass der Stoffwechsel an den pH-Wert des Blutes gekoppelt ist. Bestimmte Nahrungsmittel wie Getreide, Milchprodukte und Fleisch lassen Abbauprodukte entstehen, die den pH-Wert des Blutes senken. Der Übersäuerung, versprechen Detoxkuren, entgegenzuwirken.
Fasten zum Entgiften unnötig
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht dem Fasten kritisch gegenüber. Es ist zwar wissenschaftlich bewiesen, dass bestimmte Nahrungsmittel vorübergehend den pH-Wert unseres Blutes senken. Aber auch, dass ein gesunder Körper das einfach ausgleichen kann. Das heißt, wenn Leber und Nieren funktionieren und wir uns ausgewogen ernähren, ist Übersäuerung kein Thema - und Abbauprodukte werden einfach ausgeschieden.
Als Methode zum Entgiften oder Entschlacken ist Fasten nicht geeignet, sagt die DGE. Auch dauerhaft abnehmen könne man damit nicht.
Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde an der Berliner Charité
Fasten kann Blutdruck und Insulin senken
Andreas Michalsen arbeitet im Bereich der klinischen Naturheilkunde und erforscht die Effekte des Fastens. Eine jüngst veröffentlichte Studie, an der Michalsen mitgearbeitet hat, zeigt, dass die Stoffwechselprozesse sich normalisieren, wenn der Körper eine Zeit lang keine Nahrung bekommt. Das heißt: Blutdruck und Insulinspiegel sinken und auch die Marker für das Krebsrisiko werden weniger.
Andreas Michalsen, Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde an der Berliner Charité
Am deutlichsten kann man den positiven Effekt an den Reparatursystemen der Zellen erkennen, sagt Andreas Michalsen. Prozesse, bei denen Zellen eigene Bestandteile abbauen oder verwerten und die DNA-Reparatur - diese Mechanismen werden beim Fasten aktiviert.
Seiner Meinung kommt es beim Fasten darauf an, Nahrung wegzulassen. Die Zusatzprodukte, die es überall zu kaufen gibt, seien unnötig, sagt er. Andreas Michalsen weist auf eine Studie hin, die zeigt, dass die Zeiträume in denen wir fasten, gar nicht so lang sein müssen.
Andreas Michalsen, Professor für klinische Naturheilkunde an der Berliner Charité
Auch Maike hat das Fasten gut getan. Sie hat sich fit gefühlt und ihre Haut hat eine Zeit lang besser ausgesehen. Nach ihrer zweiwöchigen Fastenkur hat Maike noch eine Weile auf ihre Ernährung geachtet. Nach einer Weile ist sie der alltäglichen Versuchung des Zuckers aber wieder erlegen.
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