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Interview: Von Athen und Berlin

Interview: Moritz Springer, einer der Regisseure der Dokumentation „Projekt A", bringt uns anarchistische Bewegungen in Europa näher


der Freitag: Herr Springer, wie kommt man im Jahr 2015 auf die Idee, einen Film über Anarchismus zu machen?

Moritz Springer: Die Idee liegt noch länger zurück. Ich habe 2008 den Anarchisten Horst Stowasser kennengelernt. Er hat mich so beeindruckt, dass ich Lust auf einen Film über ihn bekommen habe.

Warum?

Stowasser war ein extrem lebensfroher Mensch, der Zigarre geraucht und Rotwein getrunken hat. Das fand ich gut. Die Lebensqualität sollte bei der Revolution nicht verloren gehen. Zudem konnte er einem den Anarchismus als echte Alternative zum Kapitalismus, als funktionierendes Gesellschaftsmodell vermitteln. Der Begriff ruft ja bei vielen Menschen falsche Assoziationen hervor. Stowasser hat das bei seinem Vortrag aber so gut rübergebracht, dass eine alte Frau im Publikum sagte: „Wenn das Anarchismus ist, bin ich auch Anarchistin."

Stowasser kommt in dem Film aber nicht vor.

Leider nicht. Er ist kurz danach überraschend an einer Blutvergiftung gestorben. Marcel Seehuber, der mittlerweile mit an Bord war, und ich haben nach kurzer Sinnkrise trotzdem weitergemacht. Wir wollten anarchistische Projekte in Europa vorstellen und zeigen, dass das Thema noch relevant ist. 2011 haben wir angefangen zu drehen.

In Exarchia, dem anarchistischen Stadtteil Athens, werden Aktivisten gezeigt, die einen ehemaligen Parkplatz besetzt und zu einem selbstverwalteten Garten, dem Parko Navarinou, gemacht haben.

Exarchia ist sehr spannend. Die anarchistische Bewegung in Griechenland ist relativ jung. Die Krise dort hat ganz neue Realitäten geschaffen. Es herrscht extrem hohe Arbeitslosigkeit, den Menschen fehlt Geld an allen Ecken, viele haben keinen Zugang mehr zur Gesundheitsversorgung, auch sonst herrscht Mangel. Die Leute dort machen ihrer Wut Luft. Aus dieser Energie des Dagegenseins entstehen aber auch viele schöne Dinge. Die wollten wir zeigen.


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